Tatort aus Ludwigshafen:Auf ein Wort

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Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) verhört den Neonazi Ludger Rehns (Daniel-Noël Fleischmann). (Foto: Jacqueline Krause-Burberg/SWR)

Im "Tatort" mit Lena Odenthal stirbt ein Konzertveranstalter, der sich gegen Nazis engagierte. Das gerät eher hölzern, aber eine besondere Freundschaft sticht heraus.

Von Claudia Tieschky

In diesem Tatort aus Ludwigshafen gibt es ein Wiedersehen mit der Volontärin des Innenministers aus der letzten Folge. Beziehungsweise mit der Schauspielerin, die in einer winzigen Nebenrolle dem Chef beim Monologisieren so perfekt unterwürfig lauschte, dass es auch aufsässig gewesen sein könnte. Das war für einen Dreiminuten-Auftritt nicht schlecht.

Anne-Marie Lux, so heißt sie, fällt auch diesmal auf, sie spielt Hedwig, den weiblichen Teil eines Neonazi-Pärchens. Ein Konzertveranstalter, der sich mit "Rock gegen Rechts" engagierte, wird beim Joggen erschossen. Hedwigs Freund, der den Mord in einem rechtsradikalen Forum ankündigte und mit einer Pistole loszog, beteuert aber im Verhör seine Unschuld. Für ein paar Nachtszenen begegnet Hedwig dann Maria, der Freundin des Ermordeten, die auf ihre Weise auch auf der Flucht ist - ohne dass sie wissen, wer die andere jeweils ist. Maria wird gespielt von Anna Herrmann, die man als kleine Schwester von Edin Hasanović in Skylines kennen kann. Allerdings ist hier wirklich kein Vorwissen nötig, weil die Szenen, in denen sich die beiden Frauen in ihrer Wut und Verlorenheit annähern und für ein paar Stunden so etwas wie befreundet sind, den ganzen Krimi erheblich mit Leben aufladen und nach oben wuppen.

Manche Dialoge machen die Figuren zu Statisten von Gewissheiten

Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) dagegen stehen in "Hetzjagd" (Buch und Regie Tom Bohn) hölzern zwischen Sätzen herum, die wenig Chance lassen, etwas anderes zu tun, als betroffen dreinzuschauen. "Vielleicht müssen wir lernen, einander wieder mehr zuzuhören." - "Wie viele Tote braucht es eigentlich noch, damit ihr aufwacht?" - "Dass das überhaupt noch möglich ist in diesem Land nach gerade mal 75 Jahren". Die verhandelten Themen Gewalt von rechts und Überlastung der Polizei sind gesellschaftlich wichtig, und alle diese Sätze sind wahr. Sie im Dialog aufsagen zu lassen allerdings macht die Figuren zu Statisten von Gewissheiten. Kann man machen, sollte man aber vielleicht nicht.

Wie herrlich ist es dagegen, wenn Lena Odenthal den wie immer dubiosen Männern vom Verfassungsschutz mit dem leicht ausgefallenen Gruß entgegentritt: "Auf ein Wort, meine Herren?!" Dann wirft sie den Mantel nach hinten, zieht das Florett und geht in Position. Ach nee, tut sie natürlich nicht. So sad.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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