Tatort München:Nachts im Kloster

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Was wächst da alles im Klostergarten? Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl, Mitte) befragen Schwester Antonia (Maresi Riegner). (Foto: Hendrik Heiden/dpa)

Idyllischer Sommer im Inntal mit handfestem Traumgruseln: Im Münchner "Tatort" ermittelt das Team unter Nonnen.

Von Claudia Tieschky

Trendgerecht kehrt der Münchner Tatort der Stadt den Rücken. Der neue Fall spielt im ländlichen Frauenkloster, und ob man da gleich "Um Himmels willen!" ruft, ist zunächst einmal eine Geschmacksfrage. Ironiefähig sind sie im BR- Tatort ja: Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) kombinieren kleidungsmäßig schon länger Dunkles konsequent mit Schwarz; dass sie von den lebenstüchtigen Nonnen (alle großartig, besonders Corinna Harfouch und Petra Hartung) zunächst für die erwarteten Gesandten des Vatikans gehalten werden, führt zu einer etwas trotteligen Verwechslung. Herrlicher Komödienstoff eigentlich, aber Regisseurin Maris Pfeiffer und den Drehbuchautoren Alex Buresch und Matthias Pacht geht es erkennbar um etwas ganz anderes.

Kurzer Seufzer. Und noch schnell mitgezählt, weil's so schön ist: Auf sechs Nonnen kommen nun gleich vier männliche Ermittler, die beherbergt werden müssen und Frühstück wollen, zwei weltliche und zwei kirchliche, die sich nicht ausstehen können. Und einer, natürlich keiner von der Kripo, zeigt morgens seinen Body im Unterhemd beim Tai-Chi. Es ist viel von innerer Einkehr die Rede, was dann nicht immer exakt das bedeutet, was man normalerweise darunter versteht.

Batic packt das Traumgruseln - ein bisschen Mystery auf katholische Art

Wer als Drehbuchautor die Nonnen ruft, braucht gute Gründe, aber als Krimi ist die Episode Wunder gibt es immer wieder bestenfalls mittelspannend. Der Wirtschaftsprüfer des Klosters ist vergiftet und vorher auch noch verprügelt worden. Interessanter ist da schon, dass Batic nachts ein handfestes Traumgruseln packt, Mystery ist als Genre sehr beliebt, bitt' schön, hier die katholische Variante. Tagsüber aber laufen Nonnen und Kommissare durch einen wirklich herrlichen, ach was, überirdischen Sommer im Inntal. Die warmen Wiesen und Gärten kann man fast riechen, die Berge sind freundlich und nah, im Klosterladen liegen Seifen und Salben, da will man als winterfrustrierter Städter sofort hin zur, na ja, inneren Einkehr. Würden nicht ständig Regionalzüge direkt am Kloster vorbeifahren, es wäre der reine Traum vom einfachen Leben, also purer Kitsch.

Für die Dreharbeiten war es günstig, dass das Karmeliten-Kloster in Oberaudorf vor zwei Jahren aufgelöst wurde. Das inzwischen verbreitete Klostersterben erweist sich im Film aber als das Drama, das keine Komödie neben sich duldet. Jetzt käme ein Wunder recht, aber nicht jeder hat die Nerven, auf so was zu warten. Am Ende fahren alle Männer nach Hause.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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