"Tatort" mit Til Schweiger:Viel Geballer, viel Geprügel, einige witzige Dialoge

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Zorniger Ermittler ohne Beamtenstatus auf Rachefeldzug: Til Schweiger im "Tatort" "Tschiller: Off Duty". (Foto: NDR/Warner Bros./Nik Konietzy)

An diesem Sonntag ist der Kino-"Tatort" "Tschiller: Off Duty" zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen. Wer Action und das Duo Schweiger-Yardım mag, kann sich freuen.

Von Katharina Riehl

Diese Kolumne unterbricht ihre Sommerpause für einen Männerausflug nach Russland, bei dem über Sieg und Niederlage aber weniger mit den Füßen als mit den Fäusten entschieden wird. Die ARD zeigt an diesem Sonntag zwischen den zahlreichen Krimiwiederholungen und Weltmeisterschaftspartien der Saison eine fast neue Tatort-Episode, neu zumindest für all jene, die Til Schweigers Kino-Ermittlungen im Jahr 2016 nicht auf der großen Leinwand gesehen haben; und das waren ja so einige.

"Tschiller: Off Duty" heißt der Film (Buch: Christoph Darnstädt; Regie: Christian Alvart), mit dem die ARD zum ersten Mal seit Horst Schimanski wieder das Experiment wagte, ihre Marke Tatort ans Kino zu verleihen. Die öffentlich-rechtliche Anstalt beteiligte sich an den Kosten und noch viel mehr am Marketing - kurz vor dem Kinostart zeigte das Erste zwei reguläre Tatort-Folgen mit Til Schweiger als LKA-Ermittler Nick Tschiller. Der größte Bösewicht, der Tschillers Exfrau auf dem Gewissen hatte, durfte am Ende entkommen, Tschiller wurde vom Dienst suspendiert, so dass im Kino ein zorniger Ermittler ohne Beamtenstatus auf Rachefeldzug gehen konnte.

So viel zur Vorgeschichte, zu der man im Sommer 2018 noch hinzufügen muss, dass Til Schweiger mal wieder sehr beleidigt ist. Dass die ARD seinen 130-Minuten-Film im Hochsommer versendet, findet er unverschämt, was er in der ihm stets liebevoll verbundenen Bild bereits zu Protokoll gegeben hat ("Anerkennung geht anders"). Schweiger hat seit jeher ein sehr ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein in Bezug auf sich und sein Werk, das er von Sendern, Publikum und Kritikern eigentlich nie ausreichend gewürdigt findet. Einen weiteren Tatort mit Schweiger soll es, teilte der Sender nach der Bild-Schelte schnell mit, trotzdem geben.

Zum jetzt gezeigten Kino- Tatort, in dem Tschiller mit seinem Kollegen Yalcin Gümer (Fahri Yardım) nach Istanbul und Moskau reist, um Tschillers Tochter aus den Händen finsterer Herren zu retten, sei derweil gesagt: Wer Action mag und das Duo Schweiger/Yardım, kann sich diesen Film (der mit einem Tatort nun wirklich überhaupt nichts mehr zu tun hat) gut anschauen. Es wird viel geschossen und geprügelt, es gibt ein paar ganz witzige Dialoge, schöne Menschen und opulente Kulissen, die auf der großen Leinwand möglicherweise deutlich besser zur Geltung kommen als auf dem Bildschirm. Gut möglich also, dass der Kino- Tatort auch im Fernsehen kein großer Erfolg wird. Til Schweiger wird in Bild sicher hinterher erklären, wessen Schuld das war.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

© SZ vom 07.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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