"Tatort" aus Mainz:Abgrundtiefer Hass

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Die Suche nach dem Stalker führt ins Präsidium: Heike Makatsch als Kommissarin Berlinger in ihrem Abschiedstatort. (Foto: Peter Porst/dpa)

Im letzten "Tatort" von Heike Makatsch geht es um einen irren Stalker. Kommissarin Berlinger geht, wie sie gekommen ist. Ohne großen Knall. Ein wenig länger hätte sie aber schon bleiben dürfen.

Von Claudia Fromme

Planen, Baugerüste und Absperrungen überall. Im Polizeipräsidium, in der Nähe von Tatorten, auf der Straße in Mainz. Dort läuft ein Stalker herum, der Frauen erst in die Verzweiflung und dann in den Selbstmord treiben will. Sein Leben ist eine Baustelle, das wird im Verlauf des Krimis "Aus dem Dunkel" klar, und irgendwie war der Tatort aus Mainz ja auch immer eine. Fünf Folgen in sechs Jahren werden es an diesem Sonntag sein. Das ist für die Zeit dann doch so wenig, dass man kaum eine Chance hatte, bei Hauptkommissarin Ellen Berlinger (Heike Makatsch) über die Kennenlernphase hinauszukommen. Zumal sie in der ersten Folge noch in Freiburg ermittelte, dann erst wurde sie nach Mainz versetzt. Jetzt ist Schluss, der SWR spart sich diesen Tatort, aus Kostengründen. Die anderen Krimis aus Stuttgart, Ludwigshafen und dem Schwarzwald dürfen bleiben.

Auf Glück bei den Ermittlungen hat Berlinger nie vertraut, eher auf ihre natürliche Skepsis

Schade eigentlich, in Mainz hatte sich ein Kreis geschlossen. Hier ermittelte von 1978 bis 1980 die erste Frau in einem Tatort. Kriminaloberkommissarin Marianne Buchmüller war das, gespielt von Nicole Heesters. Nicht allen Kollegen gefiel es, dass sie die Mordermittlungen leitete, so resolut und selbstbewusst, und auch mehr als 40 Jahre später trifft Ellen Berlinger im Präsidium immer noch auf männliche Machtbastionen. Ein Polizist wünscht ihr mit breitem Grinsen viel Glück bei der Suche nach dem Stalker. "Glück?", fragt sie ihn fassungslos. Darauf hat sie in ihrer Ermittlungsarbeit nie vertraut, eher auf ihre natürliche Skepsis. Sie führt Berlinger auf die Spur des Frauenhassers, der mehr und mehr Opfer stalkt und am Ende auch das Foto der Kommissarin an die Wand im branchenüblichen Kellerquartier mit sehr viel Technik geheftet hat.

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Berlinger hat weitestgehend ein Solospiel in dem Film, bei dem Jochen Alexander Freydank Regie führte und Jürgen Werner das Drehbuch schrieb. Denn Hauptkommissar Rasche (Sebastian Blomberg), ihr Partner im Job, hat sich telefonisch vom Dienst abgemeldet. Irritierenderweise, wie Berlinger feststellt: für immer. Ermittler Lukas Wagner (Ludwig Trepte) springt ein, dazu kommt Streifenpolizist Thomas Engels (Andreas Döhler), der viel über andere Stalkingfälle in der Gegend weiß. Zu viel? Die Spur führt dann tatsächlich ins Präsidium, zu wem genau, ist in der ersten Hälfte des Films unklar. Das ist der temporeiche, spannende Teil des Krimis. In der zweiten Hälfte ist der Täter bekannt, zu früh eigentlich, jetzt geht es darum, ihn zu überführen, die kranken Gründe hinter seinen Machtfantasien zu verstehen. Ellen Berlinger geht nach diesem Psychogramm, wie sie gekommen ist. Ohne großen Knall. Aber durchweg mit starkem Spiel. Man hätte sie gerne etwas näher kennengelernt.

Das Erste, Sonntag, 20.40 Uhr.

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