Um Til Schweiger geht es in diesem Text nicht. Auch wenn er zu den Tatort-Kommissaren zählt, die man am schlechtesten versteht. Aber Schweiger, bei dem Nuscheln zum schauspielerischen Standardrepertoire gehört, ist nur eine Ausprägung eines inzwischen lange andauernden Problems: des schlechten Tons in den ARD-Krimis.
Immer wieder beschweren sich Zuschauer über die mangelnde Tonqualität, etwa beim Münchner Polizeiruf "Der Tod macht Engel aus uns allen": "Dramaturgie top, Sound flop", hieß es bei Spiegel Online. Und dass die Frankfurter Allgemeine einen Online-Text über den Weimarer Tatort "Der irre Iwan" mit "Nischsonuscheln" überschrieb, lag an den schwer zu verstehenden Kommissaren Nora Tschirner und Christian Ulmen. Blickt man auf die nun fast vergangene Krimisaison (von Montag an sind Tatort und Polizeiruf in der Sommerpause), fielen auch der Münchner Fall "Mia san jetz da wo's weh tut", der Freiburger Tatort "Fünf Minuten Himmel" und der jüngste Polizeiruf "Endstation" tontechnisch beim Publikum durch:
Wenn wir über guten Ton reden, geht es um Verständlichkeit. Und dass diese zu wünschen übrig lässt, kann mehrere Ursachen haben. Auf Anfrage teilt die ARD mit, diese reichten "von den persönlichen Gehöreigenschaften über die technische Ausstattung bis hin zu den akustischen Gegebenheiten des Raums". Der Verweis auf "persönliche Gehöreigenschaften" - also den vergleichsweise hohen Altersdurchschnitt des Publikums - ist naheliegend: Wer schon im Alltag schlecht hört, tut sich auch beim Tatort schwer. Aber schwerhörige Senioren sind nicht diejenigen, die sich im Netz beschweren. Warum also hapert es am Ton? Fünf Gründe für die mangelnde Verständlichkeit.
Unterschiedlich gute Endgeräte
Tatorte und Polizeirufe - nicht nur die Fälle von Til Schweiger - nähern sich immer mehr Kinoproduktionen an, auch was den Sound betrifft. Nicht berücksichtigt wird dabei, dass die meisten Zuschauer die ARD-Krimis eben nicht im Kino, sondern zuhause sehen. Und dort reicht die Bandbreite der Endgeräte vom modernen Flachbildfernseher über mickrige Röhrenglotzen bis hin zu Laptop oder gar Handy. Was auf der Soundanlage eines Kinos bestens rüberkommt, kann auf dem Laptop undeutlich klingen. Den Sound für alle möglichen Endgeräte gleichwertig aufzubereiten, ist jedoch aufwändig. Und bei eng getakteten und straff budgetierten Produktionen fallen gerade diese Nachbesserungen, ebenso wie das Nachsynchronisieren, hinten runter.
Schlechte Lautsprecher beim Flachbildfernseher
Schicke Flachbildfernseher liefern nicht automatisch auch besseren Klang: In den Geräten ist für großformatige Lautsprecher kein Platz. Manche Zuschauer helfen mit sogenannten Soundbars nach, die an den Fernseher angeschlossen werden. "Das hilft zwar beim Klang, aber nicht bei der Verständlichkeit", sagt Ulrich Hoppe von der Audiologischen Abteilung der Universitätsklinik Erlangen, der sich mit Tonqualität im Fernsehen beschäftigt. Die Filme klängen dann nur voluminöser, besser verständlich würden die Akteure deswegen aber nicht.