CSU auf Youtube:Nimm das, Rezo!

Lesezeit: 1 min

150 000 Aufrufe und 30 000 Dislikes: Wie die CSU sich auf Youtube lächerlich macht.

Von Marten Rolff

Die CSU hätte gerne - wer hätte das nicht? - ein moderneres Image. Sie möchte erfolgreicher sein, sprich: grüner, sozialer, achtsamer, hipper und jünger. Daher sah man zuletzt Bilder, auf denen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder Bäume umarmt. Und aus demselben Grund baut die Partei gerade ihre Kommunikationsabteilung komplett um. Das alte Schlachtross Bayernkurier etwa schickt man in den wohlverdienten Ruhestand. Und Social Media soll künftig - na klar - eine größere Rolle spielen. Im Herbst wird die neue Strategie vorgestellt. Und nun? Prescht die Berliner Landesgruppe wieder vor und droht, die schicke neue Medienkompetenz zu unterminieren.

"Armin" heißt die mediale Waffe, die Landesgruppenchef Alexander Dobrindt auf Youtube ins Rennen schickt. Am Samstag ging Armin Petschner, der im analogen Leben Social-Media-Verantwortlicher der CSU-Landesgruppe ist und im Netz ohne Nachnamen auskommt, mit einem Fünfminuten-Video online. Dort soll der 30-Jährige nun regelmäßig - Stichwort: "CSYOU" - die Tagespolitik und die Arbeit der CSU im Bundestag für ein jüngeres Publikum kommentieren. Was auch als Antwort auf den Youtuber Rezo verstanden werden soll. Rezo hatte vor der Europawahl im Mai in einem viralen Video die Realitätsferne der Politik kritisiert und unter anderem davon abgeraten, Union und SPD zu wählen.

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Bisher sieht es nicht so aus, als hätte sich die CSU mit der Reihe einen Gefallen getan. Die Machart des Videos wirkt, als sei man einem Bauplan für jugendliche Youtube-Beiträge gefolgt, hektische Umschnitte, hyperironischer Tonfall, Sprechblasen- und genretypische "Fail"-Einblendungen als Bewertungsgadget inklusive. Die Zuschauer scheinen das in etwa so glaubwürdig zu finden wie die Facebook-Party, zu der einst Horst Seehofer in die Münchener Edeldisco P 1 lud und für die Dobrindt damals als CSU-Generalsekretär verantwortlich zeichnete. Schon auf die ersten 150 000 Aufrufe kamen rund 30 000 Dislikes.

Die Kommentare fielen angesichts der Anbiederei verheerend aus. Auch in der CSU war sich mancher unsicher, ob es Söders Klimapolitik helfe, wenn Armin billige Punkte gegen die Vielfliegerei grüner Abgeordneter macht und über die CO₂-Bilanz von Greta Thunbergs New-York-Reise ätzt. "Wenn Armin die Antwort ist, habt ihr die Frage nicht verstanden", twitterte ein User.

© SZ vom 02.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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