Dass sich Jörg Quoos ausgerechnet in Berlin vom Focus verabschiedet, ist so zufällig wie symbolträchtig. Jeden Dienstag um 10.30 Uhr konferiert die eine Hälfte der Redaktion in der Hauptstadt, es geht um die großen Themen im Blatt der kommenden Woche. Die andere Hälfte der Redaktion sitzt in ihrem Konferenzraum im Münchner Arabellapark und schaut den Berlinern über eine Videoleitung zu.
Am Dienstag sahen die Münchner also, wie Quoos sich nach anderthalb Jahren als Chefredakteur verabschiedete und Geschäftsführer Burkhard Graßmann sagte, dass Ulrich Reitz neuer Chefredakteur wird.
Quoos, 51, hat die halbe Redaktion des Focus von München nach Berlin verpflanzt, die Kultur und die Politik sind seit Juni komplett dort, um näher zu sein an den Näpfen der Macht und deren Nachrichtenmaschine. So jedenfalls die Überlegung, die sicherlich nicht ganz falsch ist.
Vielleicht war Berlin aber auch einfach das größte Missverständnis beim Focus.
In diesen unruhigen Zeiten mit sinkenden Auflagen ist viel die Rede von der DNA von Medien. Ulrich Reitz sei "ein renommierter und erfahrener Journalist, der die Focus-DNA in sich trägt", erklärte der Burda-Vorstand Philipp Welte am Dienstag. Ruft man Helmut Markwort an, den Gründer und Herausgeber des Magazins, sagt er, dass Ulrich Reitz, 53, "in schwierigen Zeiten der absolut richtige Mann" sei, eben weil er den Focus "in den Genen" habe. Immerhin sei er Gründungsmitglied des Magazins gewesen, 1992, als es noch "Zugmieze" hieß und Reitz dann Leiter des Bonner Parlamentsbüros wurde. Markwort jedenfalls "unterstütze ihn voll". Auch Verleger Hubert Burda soll Reitz schätzen.
Neue Chefs mit richtiger DNA
Nach nur 15 Monaten wurde Dominik Wichmann unlängst als Chefredakteur des Stern geschasst und ersetzt durch Christian Krug, von dem die Vorstandsvorsitzende von Gruner + Jahr, Julia Jäkel, sagt, er trage "die DNA des Stern in sich", auch deshalb, weil er früher Reporter des Magazins war.
Und beim Spiegel sprechen sich mehr als 80 Prozent der Redakteure gegen das Konzept ihres Chefredakteurs Wolfgang Büchner aus, unter anderem auch, weil er, so sagt ein Ressortleiter aus Hamburg, "keine Spiegel-DNA" in sich habe, kein Gen für die großen investigativen Geschichten.