Letzter "Tatort" aus Konstanz:Wie eine moderne Walpurgisnacht

Lesezeit: 2 min

Vier starke Frauen: Isolde (Irm Hermann), Margarethe (Margit Carstensen) und Catharina (Hanna Schygulla) freuen sich gemeinsam mit Klara (Eva Mattes, v.l.n.r.) an ihrem nächtlichen Feuerritual. (Foto: SWR/Patrick Pfeiffer)

Zum Abschied ist der letzte Konstanzer "Tatort" ein hübsch gezeichnetes Klara-Blum-Porträt - und die beste Werbung für jede Alten-WG. Die Nachlese.

Kolumne von Carolin Gasteiger

Die Erkenntnis:

Jetzt ist es auch mal gut. Jedes Mal ein Toter, immer dieses "Wo waren Sie gestern Nacht?", dazu die Einsamkeit und nun auch noch zwei Herzinfarkte: Nein, das kann es nicht sein, "wofür es sich zu leben lohnt". Zumindest nicht für Klara Blum. Also heißt es für die Tatort-Kommissarin vom Bodensee und ihren Kollegen Perlmann nach 14 Jahren und 31 Mordfällen: raus hier.

Worum geht's?

Von weitem sieht es aus wie eine schwimmende Geburtstagstorte. In Wahrheit ist es ein schwimmender Sarg. In dem mit Fackeln geschmückten Boot liegt Josef Krist, eine Art Bodensee-Pegidist, der mit seinen Äußerungen ziemlich polarisierte. Und der nun inmitten von Blüten und Obst langsam verblutet. War dieser aufwändig inszenierte Tod politisch motiviert? Und hat der Fall etwas mit dem Giftmord an einem Unternehmer zu tun, den Kommissarin Blums Longterm-Schwarm und Schweizer Kollege Matteo Lüthi gerade ermittelt? Führen die beiden Fälle bald zu großen Themen wie Ausbeutung, Macht und Profitgier, befindet sich Klara Blum in ihrer ganz eigenen Lebenskrise.

Letzter "Tatort" mit Klara Blum
:Am Ende brennt der Bodensee

In Konstanz waren die Morde unspektakulär und die Ermittler leidenschaftlos - damit ist nun Schluss. Die letzte Episode mit Kommissarin Blum ist eine Art Versöhnungsangebot.

TV-Kritik von Katharina Riehl

Denn eigentlich ist der letzte Tatort vom Bodensee ...

... "ein besonderes Geschenk an Eva Mattes", wie der SWR mitteilte. Und "Wofür es sich zu leben lohnt" bietet noch einmal das, wofür die Konstanzer Tatorte stehen: eine eher gemächliche Handlung, dafür fast schon philosophische Dialoge und vor allem herbstlich-morbide Bodensee-Bilder. Als letztes Geleit spielen auch alte Weggefährtinnen von Eva Mattes mit. Fast möchte man Perlmann zitieren: "So wurden früher Könige bestattet."

Bezeichnender Monolog:

Eigentlich sucht Klara Blum in einer stillgelegten Gärtnerei nach Hinweisen auf den Mord an Politiker Krist. Aber dann findet sie in der Altweiber-WG Trost, Zuspruch und sogar eine Schulter zum Anlehnen. Als sie erklärt, sie habe das Leben eigentlich immer geliebt, könne sich selbst aber plötzlich nicht mehr spüren, spricht Hannah Schygulla alias Catherina die entscheidenden Worte:

"Das Leben ist flüchtig, flatterhaft, empfindlich. Eine ganz schöne Zicke ist das Leben. Aber sie ist auch die Schönste aufm Ball. Alle wollen doch nur das Leben spüren, dieses kleine Luder. Prost, auf uns!"

Beste Szene:

Der Strohmann im Garten brennt lichterloh. Und wie Catherina und Isolde mit diabolischem Lächeln um das flackernde Feuer tanzen, das hat tatsächlich was von einer Walpurgisnacht und steht sinnbildlich für den ganzen Fall. "Wir verbrennen den König", erklärt die dritte Hexe, äh, Seniorin, vor den lodernden Flammen und stellt sich und ihre zwei Mitbewohnerinnen in ein ganz anderes Licht.

Top:

Auch wenn die Idee, die ehemaligen Fassbinder-Gefährtinnen in Eva Mattes' letztem Tatort zusammenzubringen, bekannt war: Hannah Schygulla, Margit Carstensen und Irm Hermann machen den Fall grandios. Mit Charme und Witz, und doch geheimnisvoll und bissig becircen sie Klara Blum - und liefern die beste Werbung für jede Alten-WG.

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Flop:

Das Verhältnis zur Chefin ist angeknackst, er verguckt sich in die Falsche und steht am Ende allein da: Perlmann ist und bleibt der Depp im Konstanzer Tatort.

Bester Auftritt:

"Wofür es sich zu leben lohnt" ist ein hübsch gezeichnetes Klara-Blum-Porträt. Eva Mattes spielt die Kommissarin nachdenklich, einfühlsam und vor allem zerbrechlich. Selbst der Bodensee, sonst üblicher Hauptdarsteller in Konstanz-Fällen, macht der scheidenden Tatort-Kommissarin Platz. Und so hilflos wie Blum durch diesen Fall stolpert, will man ihr nur zurufen: Jetzt ist auch mal gut.

Schlusspointe:

Abschiedsworte sind zwischen Klara Blum und Kai Perlmann nicht mehr nötig. Vor der Gartentür ihres Hauses genügt ein lächelndes Nicken. Dann fährt die Kommissarin davon. Aus ihrem vollgepackten Kombi ragt ein zusammengerollter Teppich. Es kann nur besser werden, Frau Blum!

Die besten Zuschauerkommentare:

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