ARD-Doku "Der Machtkampf":Großes Drama, große Zäsur, alles historisch

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Drei Kandidaten für die Nachfolge von Angela Merkel: Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn (v.l.n.r.). (Foto: WDR/dpa/Federico Gambarini)
  • Seit über 20 Jahren dreht Stephan Lamby Dokus über die Berliner Republik. Nun stellt er in "Machtkampf" Merkels mögliche Nachfolger vor.
  • Man bekommt Einblick in die Partei: wer mit wem kann und wer noch alte Rechnungen offen hat.
  • Man bekommt nicht: inhaltliche Unterschiede der Kandidaten und mögliche Perspektiven für die CDU.

Von Robert Probst

Wann hat man zuletzt so eine kanarienvogelgrellgelbe Küchenzeile gesehen? Wohl so um 1971 herum, als die CDU zum bisher letzten Mal mehr als einen Kandidaten für den Bundesvorsitz hatte. Im Jahr 2018 hat sie sogar drei - die hier im Backstagebereich einer großen Halle auf einen ihrer acht Auftritte bei einer Regionalkonferenz warten. Auf dem Tisch stehen Schnittchen, Obst und Kaffee. Friedrich Merz steht allein herum, die Hände in den Hosentaschen, Annegret Kramp-Karrenbauer hantiert mit ihrem Handy und Jens Spahn hält einen Plausch mit einigen Umstehenden. Es sind kleine Szenen wie diese, die die ARD-Dokumentation Der Machtkampf - wer folgt auf Merkel sehenswert machen.

Als Dokumentar der Berliner Republik hat Stephan Lamby seit mehr als 20 Jahren die Großen und Mächtigen und ihre Skandale im Blick. Im Fokus stand immer wieder die CDU, zuletzt etwa 2017 in Bimbes - die schwarzen Kassen des Helmut Kohl. An diesem Freitag wird also Angela Merkel nach 18 Jahren nicht mehr CDU-Chefin sein - und an diesem Montag stellt Lamby ihre möglichen Nachfolger vor. Seine so simple wie zutreffende Botschaft: Die Partei hat eine "echte Wahl".

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Für andere Parteien sind ja regelmäßige Chefwechsel und innerparteiliche Konkurrenz durchaus normal, doch die CDU ist anders, so die These. Und so ziehen gleich zu Beginn dunkle Wolken über dem Konrad-Adenauer-Haus auf, als Angela Merkel nach der Hessenwahl Ende Oktober ihren Abschied auf Raten ankündigt. Großes Drama, große Zäsur, alles historisch.

Historisch geht es auch weiter, die drei und ihr Werdegang, ihre Hoffnungen und Verletzungen werden angerissen, alle drei kommen zu Wort. Wer regelmäßig Tagesschau guckt und/oder Zeitung liest, kann gut folgen. Oft geht es in Details, die nicht weiter erörtert werden; immer wieder kommt ein Mann vor, der im Hintergrund die Strippen zieht: Wolfgang Schäuble. Leider gibt er Lamby diesmal kein Interview.

Man bekommt in sehr kurzen 45 Minuten Einblick in die Innereien der Partei, wer mit wem kann und wer noch alte Rechnungen offen hat. Und man bekommt ein wenig Geraune über die "Stunde der Netzwerke" und skurrile Antworten von Günther Oettinger, warum im "Anden-Pakt" keine Frauen dabei sind. Man bekommt nicht: inhaltliche Unterschiede der Kandidaten und mögliche Perspektiven für die CDU. Dafür gibt es Szenen, wie die, als der noch sehr junge Abgeordnete Spahn auf die beiden Alphatiere Merz und Ronald Pofalla zugeht, Merz kurz begrüßen darf - und dann von beiden stehengelassen wird. Solches Material ist von unschätzbarem Wert. Manchmal würde es genügen, es für sich sprechen zu lassen.

Der Machtkampf, Das Erste, 20.15 Uhr.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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