Streaming:Preissprung

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Laura Wontorra moderiert für den Streaminganbieter Dazn. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Der Sport-Streamingdienst Dazn verdoppelt die Abo-Preise - für manche Kunden.

Von Caspar Busse

Dass die Streamingplattform Dazn irgendwann die Preise erhöhen würde, war von vielen erwartet worden. Denn zuletzt hatte das Unternehmen massiv in Sportrechte investiert, angeblich mehrere Hundert Millionen Euro. Unter anderem kaufte Dazn die teuren Rechte an der Champions League im Fußball. Doch was Dazn dann an diesem Dienstag verkündete, ist eine Überraschung: Die Abopreise werden für Neukunden drastisch angehoben - und zwar kurzfristig bereits zum 1. Februar.

Das Monatsabonnement des Streaminganbieters soll von Februar an nun 30 Euro kosten, bisher sind es 15. Der günstigste Vertrag für ein Jahr schlägt mit 275 Euro zu Buche, bisher sind es 150. Dieser Preisanstieg gilt nach Dazn-Angaben für neue Kunden und jene, "die ihre beendete Mitgliedschaft reaktivieren". Kunden, die ein bestehendes Abonnent haben, zahlen zunächst noch bis zum 31. Juli den aktuellen Preis. Wie viel sie anschließend zahlen müssen, sei noch nicht geklärt, hieß es. Wer aber noch schnell bis Ende Januar ein Dazn-Abo abschließe, komme noch in Genuss der bisherigen Preise, hieß es.

Offenbar ist die Zahl der Kunden enttäuschend

Hintergrund der drastischen Preiserhöhung ist offenbar auch eine enttäuschende Entwicklung der Kundenzahlen. Konkrete Angaben zu den bestehenden Abos gibt es nicht. Aber klar ist, dass nach dem Abstieg beliebter Vereine wie Schalke 04, dem HSV oder Werder Bremen, die besonders viele Fans (und damit potenzielle Pay-TV-Kunden) haben, in die zweite Liga die Attraktivität der ersten Liga arg gelitten hat. "Fürth gegen Bielefeld zieht eben nicht", sagt ein Insider. Für solche Spiele schließen nicht viele Fans ein Abo ab. Dazu kommt, dass auch die Meisterschaft mit der Dominanz des FC Bayern München und den enttäuschenden Leistungen der Konkurrenz nur mäßig spannend ist. Zudem sind in der Champions League bis auf die Bayern inzwischen alle deutsche Mannschaften ausgeschieden - auch nicht gut fürs Geschäft

Es sei der Plan gewesen, mit einem sehr niedrigen Preis in die Saison zu gehen, teilte Dazn nun mit. Mit Lockvogelangeboten sollten offenbar schnell vor allem jüngere Kunden gewonnen werden. Die Einnahmen stiegen aber wohl nicht wie geplant an, um die hohen Ausgaben für Rechte und Werbung zu refinanzieren. "Durch diese Preisanpassung wird Dazn den steigenden Kosten für Rechte, Inhalte und somit dem tatsächlichen Wert unseres Angebots erst gerecht", heißt es dazu bei Dazn. Ob nun die Zahl der Kunden mittelfristig eher wieder sinken und damit der Preisanstieg konterkariert wird, ist offen.

Der ehemalige Twitter-Manager Thomas de Buhr ist Chef von Dazn in Deutschland, Österreich und der Schweiz. (Foto: Johannes Simon)

Dazn hatte zuletzt jedenfalls viel und aggressiv investiert, vor allem um den Konkurrenten Sky auszustechen, etwa bei der Vergabe der Champions-League-Rechte. Jetzt sind fast alle Spiele der Königsklasse im Dazn-Angebot, nur einzelne Partien am Dienstag sind bei Amazon Prime zu sehen. Dazu kommen bei Dazn die Spiele anderer europäischer Ligen und weitere Sportarten.

Sky und Dazn - echte Bundesliga-Fans brauchen zwei Abos

Außerdem darf Dazn seit Beginn der laufenden Saison 2021/22 die Partien der Fußball-Bundesliga am Freitagabend und am Sonntag live und exklusiv zeigen, auch hier war Dazn im Bieterverfahren der Deutschen Fußball Liga (DFL) gegen Sky erfolgreich. Die Spiele am Samstag sowie die Konferenz laufen weiterhin beim Konkurrenten Sky, Bundesliga-Fans brauchen also zwei Abos, wenn sie alle Spiele sehen wollen. Dazn ist seit August 2016 in Deutschland aktiv, anfangs kostete ein flexibles Abo sogar nur zehn Euro im Monat. Der Pay-Anbieter hatte dann im vergangenen Jahr einmal die Kosten für das Monatsabonnement relativ moderat erhöht - von zwölf Euro auf 15 Euro.

In Dazn-Kreisen heißt es, der neue Preis sei mit Blick auf die Konkurrenz "in der absoluten Höhe gerechtfertigt". In der Tat zahlten die Zuschauer für Abos etwa bei Sky oder bei Magenta-Sport (Deutsche Telekom) zuletzt relativ mehr als bei Dazn. Das Unternehmen wurde 2016 von der New Yorker Perform Group gegründet, die mehrheitlich dem Milliardär Leonard Blavatnik gehört.

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