Der Aufmacher der Sunday Times hatte es in sich: Number 10 wolle die Lizenzgebühr der BBC ganz kippen, stand da, und aus dem obligatorischen Haushaltsbeitrag von 154 Pfund, den die Briten pro Jahr zahlen müssen, ein Abo-Modell machen. Dass die Regierung das Finanzierungsmodell des Senders reformieren will, wird zwar schon seit Wochen gestreut. Der Artikel in der Times, der denn auch ungewöhnlich viele - kritische und entsetzte - Reaktionen nach sich zog, hatte es dennoch in sich. Denn mit Bezug auf "Quellen" aus der Downing Street stand da im Detail zu lesen, wie die BBC nach 2027, wenn der derzeitige Vertrag, die BBC-Charta, ausläuft, verkleinert, verschlankt, zerschlagen werden soll.
Die BBC solle gezwungen werden, heißt es, den Großteil ihrer Radiostationen zu verkaufen und die Zahl der nationalen TV-Kanäle, die teils in Kooperation mit regionalen Anbietern betrieben werden, zu reduzieren. Die Webseite solle weniger aufwendig betrieben werden, mehr Geld soll in den Weltservice gesteckt werden. Außerdem sollten BBC-Moderatoren keine lukrativen Nebenjobs mehr annehmen dürfen. Sollte die Regierung Johnson diese Pläne wahrmachen, würde das den öffentlich-rechtlichen Sender nachhaltig schwächen. Der BBC-Vorsitzende David Clementi hatte vergangene Woche vorgerechnet, dass ein Finanzierungsmodell, wie es etwa Netflix hat, zur Streichung von großen Teilen des Programms führen würde.
Nicht wenige Experten und Abgeordnete, darunter auch Tories, reagierten empört. Von "Vendetta" und "Vandalismus" war die Rede. Einen bekannten Drehbuchautor zitiert der Guardian mit dem Urteil, die Pläne der Regierung seien "despotisch". Ein früheres Mitglied des Kulturausschusses sagte, wer der BBC ihre Lizenz nehme und sie durch freiwillige Abonnements ersetze, "zerstöre" den öffentlich-rechtlichen Sender. Mehrere Minister warnten daraufhin vor verfrühter Panik. Transportminister Grant Shapps, der am Sonntag in mehreren Radio- und Fernsehsendungen saß, betonte, bisher gebe es nur "Beratungen".
Boris Johnson hatte sich zuletzt von der BBC zu schlecht behandelt gefühlt, er wirft dem Sender Voreingenommenheit gegen seine Politik vor.