Medienkolumne Abspann:"Gerne mit gelebten Gesichtern"

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Keine langen Haare, bitte: Liv Lisa Fries (rechts) und Caro Kult in der letzten Staffel der Serie "Babylon Berlin". (Foto: Frédéric Batier/X Filme Creative)

Für die neue Staffel "Babylon Berlin" werden Komparsen gesucht. Mit einer Ausschreibung, die die herrliche Illusion namens Film schwer erdet.

Von Claudia Tieschky

"Ausgemergelt aussehende Frauen und Männer, gerne mit gelebten Gesichtern und / oder dürren Körpern" und Wohnsitz in Berlin oder Brandenburg, haben gerade gute Chancen auf einen Job. Mit dieser präzisen, aber leicht brutalen Beschreibung nämlich sucht die "Agentur Filmgesichter" 2000 Komparsen für die neue Staffel von Babylon Berlin; die Gage von "95 Euro/ 10h" macht auch nicht gerade fett.

Die neuen Episoden der Serie spielen um 1931, in dem Roman "Goldstein" von Volker Kutscher, der als Vorlage dient, geht es um Wirtschaftskrise, Ami-Gangster und Kämpfe zwischen SA und Rotfront. "Versehrte mit Amputationen, Menschen mit körperlichen Fehlbildungen" werden ebenfalls besetzt, aber Männer dürfen - "da Babylon Berlin in den 20er/ Anfang der 30er Jahre spielt", nicht größer als 185 Zentimeter und müssen "am Drehtag glattrasiert" sein. Frauen mit langen oder gefärbten Haaren kommen nicht infrage, ungefärbte Langhaarige können sich aber von der Maskenabteilung den richtigen Schnitt geben lassen.

Bei der Krankenhaus-Serie "Charité" plant man unterdessen eine Zeitreise in die Zukunft

Die herrliche Illusion namens Film wird von solchen Aufgeboten natürlich schwer geerdet. Andererseits ist im Moment die Aussicht, einen ordentlichen Haarschnitt zu bekommen, vielleicht ein richtig guter Grund für eine Bewerbung. Die Farbe ist eh längst rausgewachsen, seit der Friseur dicht ist. Bei Männern ist die Glattrasur schon unter dem Gesichtspunkt vernünftig, dass dann die Maske besser abdichtet.

Man kann es aber natürlich auch gleich so machen wie der MDR, wo es derzeit Überlegungen gibt, die Vergangenheit durch den Fluxkompensator in die Zukunft zu beschleunigen. Die historische Krankenhaus-Serie Charité, die mit dem Jahr 1888 begann und inzwischen bei 1961 angekommen ist, könnte demnach eine Staffel lang ins Jahr 2049 verlegt werden.

MDR-Fiction-Chefin Jana Brandt erzählte das dem Branchendienst dwdl, und die Bild-Zeitung lancierte das Gerücht, der Virologe Christian Drosten könnte dabei eine Rolle spielen. Der ist sowieso überall - aber die Prosa zur Komparsensuche für das Jahr 2049 wird bereits mit höchster Spannung erwartet.

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