Tourismus - Erfurt:Öffnung von Gastronomie noch unsicher

Corona
Wolfgang Tiefensee (SPD). Foto: Michael Reichel/dpa (Foto: dpa)

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Erfurt (dpa/th) - Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hofft auf eine bundesweit einheitliche Regelung zur vorsichtigen Öffnung der Gastronomie und des Tourismus. "Thüringen wird keinen Sonderweg gehen", sagte Tiefensee am Donnerstag in Erfurt. Am 3. März ist die nächste Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zur weiteren Corona-Strategie geplant. Es sollten bei Öffnungsentscheidungen nicht nur die Infektionszahlen, sondern auch die bessere Verfügbarkeit von Schnelltests und Fortschritte beim Impfen eine Rolle spielen, so Tiefensee.

Sollte es keine Regelung bundesweit geben, plädierte der Wirtschaftsminister wie zuvor bereits Staatskanzleiminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) für eine Abstimmung mit den Nachbarländern Sachsen, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt über Öffnungsschritte. Es sollte vermieden werden, die grenzüberschreitende Mobilität anzukurbeln, indem ein Land mit Restaurantöffnungen vorpresche.

Thüringen ist immer noch das Bundesland, das am stärksten von Corona-Neuinfektionen betroffen ist. Nach dem Stufenplan des Freistaats wären erste Öffnungsschritte der Gastronomie mit eingeschränktem Betrieb bis 21.00 Uhr ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von etwa 80 möglich. Am Donnerstag lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen noch bei 120.

Tiefensee und der Chef der Thüringer Tourismus-Gesellschaft (TTG), Franz Hofmann, gehen davon aus, dass Thüringen in diesem Jahr von der Bundesgartenschau, die Ende April in Erfurt eröffnet werden soll, sowie dem Trend zum Deutschland-Tourismus profitiert. Das Marketing werde darauf ausgerichtet. Hofmann, der die TTG seit 2020 leitet, erwartet einen regelrechten Outdoor-Boom weg von großen Menschenansammlungen. Davon könnte der Thüringer Wald profitieren.

Es zeichne sich ab, dass Camping deutliche Zuwächse haben werde. Thüringens Angebote auf diesem Gebiet sollen besser im Internet abrufbar werden, kündigte Hofmann an. Nach seiner Einschätzung wird der Tourismusbranche in diesem Jahr viel Flexibilität abverlangt. "Der Informationsbedarf der Gäste ist hoch. Stornierungsbedingungen spielen angesichts der Pandemie eine große Rolle."

Im Corona-Jahr 2020 mit seinen Reiseeinschränkungen war die Zahl der gebuchten Übernachtungen in Thüringen auf den niedrigsten Wert seit 1993 gesunken. Rund 6,7 Millionen mal verbrachten Besucher von Januar bis Dezember die Nacht in Thüringer Hotels. Das waren 35 Prozent weniger als 2019. Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland gingen sogar um etwa 60 Prozent auf rund 250 000 zurück. Vor allem in den Städten Eisenach, Erfurt, Jena und Weimar blieben die Betten häufig leer. Ein Grund dafür seien in der Corona-Krise vertagte Festivals, Kongresse und Kulturevents.

Der Umsatz im Gastgewerbe brauch nach Zahlen des Statistischen Landesamtes im vergangenen Jahr um mehr als ein Drittel (35,3 Prozent) ein. Allein die Beherbergungsbetriebe mussten Umsatzrückgänge von real 40,1 Prozent verkraften, in der Gastronomie summierte sich der Rückgang auf 32,2 Prozent. Wegen der Pandemie waren die Betriebe monatelang geschlossen, die Schließungen dauern noch an. Der Einbruch kostete knapp 15 Prozent der Beschäftigten in der Branche den Job.

Nach Meinung von Tiefensee hat das Gastgewerbe bei einer Wiederöffnung wahrscheinlich Probleme, Beschäftigte zurückzugewinnen, die sich wegen der langen Schließung beruflich anders orientiert hätten. Laut Umfragen sei diese Problem größer als die Insolvenzgefahr.

© dpa-infocom, dpa:210225-99-589545/3

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