Kiel:Geflügelpest in Nordfriesland: Etwa 1000 tote Wildvögel

Lesezeit: 2 min

Geschätzt etwa 1000 verendete Wildvögel sind im Kreis Nordfriesland entdeckt worden. Angesichts der Vielzahl der Tiere sei es naheliegend, dass viele Opfer der...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Husum/Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog (dpa/lno) - Geschätzt etwa 1000 verendete Wildvögel sind im Kreis Nordfriesland entdeckt worden. Angesichts der Vielzahl der Tiere sei es naheliegend, dass viele Opfer der Geflügelpest geworden seien, sagte ein Sprecher des Umwelt- und Landwirtschaftsministeriums am Mittwoch in Kiel. Es stünden aber die Laborergebnisse noch aus.

Der Bürgermeister der Gemeinde Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog, Christian Nissen, sagte der Deutschen Presse-Agentur, nach einem Hochwasser lägen seit Montag hinterm Deich am Strand geschätzt rund 1000 tote Vögel, überwiegend Nonnengänse, aufgereiht wie an der Perlenschnur. Zuvor hatten die „Husumer Nachrichten“ berichtet.

Es handelt sich laut Nissen um einen sechs Kilometer langen Abschnitt nahe der deutsch-dänischen Grenze. Die Gemeinde Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog liegt in der Nähe des Hindenburgdamms, der das Festland mit Sylt verbindet.

Inzwischen haben nach Angaben des Kreises Mitarbeiter des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein und der durch die Corona-Pandemie ohnehin stark belasteten Ordnungsämter einen Teil der toten Vögel in Plastiksäcken eingesammelt.

Offiziell sind bisher in diesem Herbst in Schleswig-Holstein 18 Fälle von Geflügelpest in den Kreisen Nordfriesland und Dithmarschen nachgewiesen worden, und zwar ausschließlich bei Wildvögeln. Hierbei wurde neben dem Geflügelpest-Subtyp H5N8 als weiterer Subtyp H5N5 festgestellt, der parallel in der Wildvogelpopulation zirkuliert. Dies hatte am Montag das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das nationale Referenzlabor für Geflügelpest, bestätigt. Inzwischen kamen Virusnachweise bei drei Pfeifenten und zwei Nonnengänsen aus Nordfriesland und einem Uhu aus Dithmarschen hinzu, wie das Umweltministerium am Mittwoch mitteilte.

In den beiden Kreisen wurden bereits Aufstallungsgebote für Hausgeflügel und weitere Maßnahmen angeordnet. Ausstellungen, Märkte und Veranstaltungen ähnlicher Art von Geflügel und Tauben sind verboten. Erhöhte Biosicherheitsanforderungen, insbesondere auch zur Fütterung und zum Tränken von Geflügel, gelten ebenfalls. Auch in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und den Niederlanden wurden Geflügelpest-Fälle nachgewiesen.

Nordfrieslands Kreisveterinär Dieter Schulze schilderte am Mittwoch die dramatische Lage. Immer wieder riefen Bürger beim Veterinäramt an, sie hätten einen todkranken Vogel gefunden. Ob die Behörde ihn nicht erlösen könne? „Wir wissen, wie es vor Ort aussieht“, sagte Schulze. „Der Anblick hunderter toter und sterbender Vögel ist auch für erfahrene Tiermediziner kaum zu ertragen.“ Doch helfen könnten er und seine Mitarbeiter nicht: „Es sind einfach zu viele Fälle, das kann niemand schaffen. Wir müssen uns nun darauf konzentrieren, das Geflügelpest-Virus aus den Haustierbeständen herauszuhalten, um wenigstens dort zusätzliches Tierleid zu verhindern.“

Dies führe wieder einmal vor Augen, wie machtlos die Menschen natürlichen Vorgängen gegenüberstünden, sagte Schulze. „Das einzige, was man noch für die Vögel tun kann, ist, Respekt zu zeigen und sie in Ruhe sterben zu lassen. Wer sich ihnen nähert, löst einen Fluchtreflex aus und macht es für das Tier nur noch schlimmer.“

Die Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt, ist eine Infektionskrankheit, die vor allem bei Wasservögeln vorkommt. Sie kann bei Hausgeflügel mit schweren allgemeinen Krankheitszeichen verlaufen. Laut FLI wurden die festgestellten Virustypen bisher noch nie bei Menschen nachgewiesen.

Vor einigen Tagen war in den Niederlanden Geflügelpest bei Höckerschwänen entdeckt worden. Das FLI hatte Anfang Oktober erklärt, mit dem Herbstzug der Vögel sei ein hohes Risiko für das Einschleppen hochansteckender Vogelgrippe-Viren nach Deutschland zu erwarten. Auf ihrem Zug etwa von Sibirien in den Süden machen viele Wildvögel in Schleswig-Holstein für mehrere Wochen einen Zwischenstopp und nutzen die guten Nahrungsmöglichkeiten.

Zuletzt hatte es im März 2018 Geflügelpest-Fälle in Schleswig-Holstein gegeben. Es gab auch größere Ausbrüche 2016 und 2017. In Hamburg war der letzte Fall im Februar 2017 aufgetreten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: