Hannover:Fast 70 Drogentote: Warnung vor gefährlichem Mischkonsum

Lesezeit: 2 min

Ein Drogensüchtiger spritzt sich einen Schuss Heroin in den Unterarm. (Foto: Boris Roessler/Archivbild)

Die Zahl der Drogentoten in Niedersachsen bleibt auf hohem Niveau. In diesem Jahr seien bis Ende November bereits 69 Todesopfer registriert worden, berichtete...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Hannover (dpa/lni) - Die Zahl der Drogentoten in Niedersachsen bleibt auf hohem Niveau. In diesem Jahr seien bis Ende November bereits 69 Todesopfer registriert worden, berichtete das Landeskriminalamt (LKA). Das sind zwar etwas weniger als zum gleichen Zeitpunkt 2018, jedoch mehr als in den meisten Vorjahren. Wie in der Vergangenheit sind die Männer unter den Drogentoten eindeutig in der Überzahl, es starben lediglich zehn Frauen. Das durchschnittliche Alter der Opfer lag bei 40 Jahren. Der jüngste Rauschgifttote war 19, der älteste 63 Jahre. Heroin bleibe das Betäubungsmittel, an dem die meisten Konsumenten sterben, sagte eine LKA-Sprecherin. Auch die Kombination der Droge mit anderen Rauschgiften ende oft tödlich.

Nach Beobachtung der Therapeuten aus den niedersächsischen Drogenentzugsstationen nimmt der gefährliche Mischkonsum zu. Dies wurde bei einem Treffen im Oktober deutlich. „Die Konsumenten wissen immer weniger, was sie genau geraucht, gespritzt, geschluckt oder durch die Nase gezogen haben“, sagte Roman Zakhalev, Oberarzt am Klinikum Wahrendorff in Sehnde. Gerade junge Leute bestellten synthetisch hergestellte Designer-Drogen, sogenannte Legal Highs, aus dem Internet. Die angeblichen Kräutermischungen oder vermeintlichen Badesalze enthielten Rauschgifte, die tödlich sein können.

Die pflanzlichen, synthetischen oder halbsynthetischen Stoffe nehmen Einfluss auf die Psyche: Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Handeln verändern sich. Kokain und Alkohol, Ecstasy oder LSD führten zum Kontrollverlust bis hin zum Kollaps, sagte der Suchtmediziner. „Kokain ist auf dem Vormarsch.“ Heroin, Alkohol oder als Schlafmittel verschriebene Benzodiazepine verstärkten die einzelnen Wirkungen. „Es besteht die Gefahr einer Überdosierung, Atemlähmung, eines Kreislaufversagens und Komas“, sagte Zakhalev.

Das Suchthilfesystem müsse noch mehr Angebote für junge Menschen schaffen, die sich mit Ecstasy, Speed und Crystal Meth aufputschten und zum Runterkommen Cannabis rauchten, meinte der Mediziner. „Die verlieren den Wunsch, etwas zu unternehmen und kommen nicht zu uns.“ In den Kliniken würden nach wie vor sehr viele Alkoholkranke sowie Abhängige von Opiaten wie Heroin behandelt.

Drogen sind ein großes Problem in Gefängnissen. In den Haftanstalten gibt es laut Justizministerium landesweit rund 40 Bedienstete, die mit der Beratung und Betreuung von suchtgefährdeten und suchtabhängigen Gefangenen befasst sind. Sie verfügen über eine entsprechende Qualifikation. Innerhalb des Justizvollzuges seien auch medizinisch begleitete Entgiftungen und Substitutionstherapien möglich. In allen niedersächsischen Gefängnissen böten Ärzte so eine Behandlung an.

Deutschlandweit gab es im vergangenen Jahr 1272 drogenbedingte Todesfälle, Zahlen für 2019 liegen noch nicht vor. Die Bundesländer erfassen die der Polizei bekannt gewordenen Vergiftungen und Langzeitfolgeerkrankungen, Suizide sowie Unfälle, die im Zusammenhang mit Drogenkonsum stehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: