Familie:Geld von der Netzgemeinde: So setzen Jugendliche Projekte um

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Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Das erste Konzert mit der Band oder ein Filmdreh kosten viel Geld. Für Projekte wie diese etabliert sich das Crowdfunding als Finanzierung durch die Netzgemeinde. Das Potenzial für junge Leute ist groß.

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Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Das erste Konzert mit der Band oder ein Filmdreh kosten viel Geld. Für Projekte wie diese etabliert sich das Crowdfunding als Finanzierung durch die Netzgemeinde. Das Potenzial für junge Leute ist groß.

Azfar Khan hat in diesem Sommer nicht nur sein Abitur bestanden, sondern schon eine kleine Karriere als festivalerprobter Filmemacher hinter sich. Mit einem Team aus Mitschülern und Lehrern hat der 19-Jährige einen viel beachteten Film gedreht. Er geht über Menschen, die in die türkische Heimat ihrer Eltern oder Großeltern auswandern.

Rückenwind haben ihnen schon vor dem ersten Drehtag ihre Fans gegeben, und das ganz handfest mit knapp 1500 Euro. Denn einen Teil ihrer Kosten hat das Filmteam mit Crowdfunding finanziert. Die Idee hinter dieser Finanzierungsmethode: Viele Menschen, die „Crowd“, geben einen kleinen Betrag. Zusammen ergibt das mit viel Glück eine ansehnliche Summe, so dass die Macher ihr Projekt verwirklichen können.

Verschiedene Crowdfunding-Plattformen bieten ihre Dienste an. Startnext.de, für die sich Azfars Filmcrew entschieden hat, verzeichnet in Deutschland seit der Gründung im Jahr 2010 rund 12,5 Millionen Euro Beiträge für erfolgreiche Projekte. Kickstarter.com, der Platzhirsch in den USA, hat bislang 1,25 Milliarden Dollar gesammelt.

Eines muss man auf den Plattformen aber bislang mit der Lupe suchen: Projekte von Jugendlichen. Anna Theil, Geschäftsführerin von Startnext in Berlin, sieht dafür vor allem einen Grund: Wer unter 18 Jahre alt ist, braucht einen erwachsenen Partner, zum Beispiel die Eltern, einen Lehrer oder den Trainer. In eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne muss man außerdem viel Zeit und Zuwendung stecken. Schüler seien aber mit dem aufgewachsen, was dafür wichtig ist: Ideen im Netz zu kommunizieren. „Die Jugendlichen werden in fünf Jahren Crowdfunding als normales Finanzierungsinstrument nutzen“, glaubt Theil.

Die sechsköpfige Filmcrew um Azfar und ihren Lehrer Subin Nijhawan hat sich schon lange vor den einwöchigen Dreharbeiten in Istanbul regelmäßig mindestens einmal pro Woche getroffen. Für die Post-Produktion haben die Schüler teils ihre Sommerferien geopfert - auch, um ihren Crowdfunding-Unterstützern so schnell wie versprochen den fertigen Film präsentieren zu können.

Doch vor dem Crowdfunding-Erfolg steht harte Arbeit. Das Projekt in einem kurzen Video vorzustellen, gehört inzwischen zum Standard. Und ohne auf Twitter und Facebook engagiert um Unterstützer zu werben, geht nichts. Für Azfar war das mehr Freude als Herausforderung. „Eine Facebook-Seite ist ja schnell erstellt und das ist die einfachste und schnellste Methode, um das Projekt bekanntzumachen.“

Tim Breker (27), der von Köln aus via Crowdfunding ein Netzwerk von Schülerfirmen mitfinanziert hat, hat ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Er empfiehlt, mit einem großen Team an den Start zu gehen: „Jeder bringt sein persönliches Netzwerk mit, und so erreicht man mit der Kampagne mehr Leute.“

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