Weimar:Kunstfest mit Regenwetter: Goethe-Medaillen verliehen

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Das regnerische Wetter hat dem Kunstfest Weimar am Wochenende zu schaffen gemacht. Gleich mehrere Veranstaltungen mussten abgesagt oder verschoben werden, wie...

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Weimar (dpa) - Das regnerische Wetter hat dem Kunstfest Weimar am Wochenende zu schaffen gemacht. Gleich mehrere Veranstaltungen mussten abgesagt oder verschoben werden, wie der künstlerische Leiter Rolf C. Hemke der Deutschen Presse-Agentur sagte. Generell sei er aber mit dem Anlauf des Kunstfestes zufrieden. Das Theater oder das E-Werk etwa seien bis auf teils Restkarten ausverkauft gewesen. „Die Rezensionen sind fantastisch, die Zuschauer sind da, aber das Wetter ist gemein zu uns.“

Auch Thüringens Staatskanzleichef Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) reihte sich am Wochenende in die Riege der Kunstfest-Darsteller ein: Er übernahm am Freitag eine Sprechrolle in dem Stück „438 Tage NSU-Prozess“. In der 17-teiligen Serie von Regisseur Nuran David Çalış wird der Prozess gegen die NSU-Angehörige Beate Zschäpe und mehrere Terrorhelfer in künstlerisch-dokumentarischer Form aufgearbeitet. Für die Sprechrollen seien jeden Abend politische Gäste eingeladen, sagte Hemke. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) etwa sollte am Sonntag auftreten.

Das Kunstfest Weimar war am Mittwoch eröffnet worden. Bis zum zweiten Septemberwochenende wartet das Festival mit rund 200 Veranstaltungen - Konzerten, Lesungen, Musiktheater, Schauspiel, Installationen - auf. Darunter sind nach Veranstalterangaben rund 15 Uraufführungen.

Eine davon war das dokumentarische Tanzprojekt „I am 60“ der chinesischen Choreografin Wen Hui, das nach Angaben von Hemke restlos ausverkauft war. Wen Hui war aber nicht nur wegen des Kunstfests in Weimar. Sie nahm am Samstag auch einen renommierten Preis entgegen.

Die Goethe-Medaillen wurden dieses Jahr neben Wen Hui auch an die Sozialökonomin Princess Marilyn Douala Manga Bell aus Kamerun und den japanische Komponisten Toshio Hosokawa verliehen. Sie wurden mit einem digitalen Festakt geehrt. Hui nahm ihren Preis als einzige persönlich entgegen. Das offizielle Ehrzeichen der Bundesrepublik Deutschland geht an Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben.

Wen Hui wurde 1960 in Peking geboren und gründete 1994 Chinas erste unabhängige Theatertanzgruppe. Sie schlage eine Brücke zwischen den Tanzstilen von Revolutionsballett bis zum zeitgenössischen Tanz, sagte Laudatorin Carena Schlewitt. Dabei stelle sie insbesondere den weiblichen Körper in das Zentrum ihres Schaffens und fordere auf sanfte Weise die Würdigung der gesellschaftlichen Rolle der Frau ein.

Princess Marilyn Douala Manga Bel wurde für ihre „zukunftsweisenden Ideen zur Aufarbeitung kolonialen Unrechts“ geehrt. Die Präsidentin der kamerunischen Kulturorganisation doual'art trage einen wichtigen Teil zur Bildung globaler Gemeinschaften bei, sagte Laudatorin Mahret Ifeoma Kupka. Ihre Ehrung sei auch eine Erinnerung, dass die Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit nicht nur in der Rückgabe von sogenannter Raubkunst und Geldzahlungen bestehe. Es brauche auch eine neue Geschichtsschreibung.

Toshio Hosokawa gilt als einer der bekanntesten zeitgenössischen Komponisten aus Japan. Er wurde für seine „unverwechselbare Musiksprache“ geehrte, die er aus der Spannung zwischen westlicher und japanischer Kultur schaffe. Das Ergebnis seines Wirkens sei mehr als ein Brückenschlag zwischen Ost und West, sondern eigentlich das Wissen, dass es diese Gliederung nicht brauche, sagte Laudator Alexander Liebreich.

© dpa-infocom, dpa:210828-99-01415/3

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