Heavy-Metal-Festival:Wacken-Fans sollen Ticketpreis erstattet bekommen

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Warten im Schlamm. Das Wacken Open Air geht los, Zehntausende kommen wegen des Wetters nicht aufs Gelände. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Wegen Starkregens hatte das Festival einen Einlassstopp verhängt. Etwa 35 000 Fans waren deshalb nicht mehr aufs Festivalgelände gekommen.

Fans, die wegen des Einlassstopps nicht mehr auf das Gelände des Wacken Open Air (W:O:A) gekommen sind, sollen den Ticketpreis zurückerstattet bekommen. Das gaben die Veranstalter am Mittwochabend unter anderem auf ihrer Homepage bekannt. Kompensiert würden demnach auch "WOA 2023, Bauer Uwes Garten 2023, Residenz Evil 2023, Wheels of Steel 2023, Wacken United 2023, Wacken United Catering 2023". Informationen über den Rückerstattungsprozess, "und auch darüber, wann ihr Fans mit der Erstattung rechnen könnt" werde es demnach in Kürze gegeben, so die Veranstalter. Für Fragen zum Erstattungsprozess gibt es die Mailadresse refund23@wacken.com.

Das W:O:A in Schleswig-Holstein hatte am Mittwochmorgen einen vollständigen Stopp für alle weiteren Anreisen ausgesprochen. "Zum ersten Mal in der Geschichte des W:O:A ist diese Entscheidung getroffen worden. Wir sind sehr traurig, aber die anhaltend schwierige Wetterlage lässt uns leider keine andere Wahl", heißt es auf der Webseite des Festivals.

Mit etwas Verspätung - und vor deutlich weniger Fans als sonst - konnte das Festivals dann am Mittwoch starten. "Wir mussten die Hälfte unserer Familie draußen lassen", sagte Veranstalter Thomas Jensen auf einer der Hauptbühne während seiner Begrüßungsrede.

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Die schlechte Nachricht: Fast die Hälfte der Wacken-Besucher schafft es nicht aufs Festival. Die gute: die Asche des "Motörhead"-Frontmanns schon.

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Neben den ersten Konzerten war die feierliche Beisetzung von kleinen Teilen der Asche des 2015 verstorbenen Motörhead-Frontmanns Lemmy Kilmister eines der Highlights. In einer Art Schrein, dem Backstage-Raum des Musikers nachempfunden, wird neben den Überresten einer der Rickenbacker-Bässe von Lemmy stehen, dazu Stiefel, Hut, Jacke. Ein Buch des Sängers wird da sein und einer der Automaten, auf denen er auf Tour so gern herumgedaddelt habe.

Mikkey Dee, ehemaliger Schlagzeuger von Motörhead, sagte der SZ, Lemmy hätte das mit Sicherheit "fucking awesome" gefunden. "He will not only be here in spirit, he will actually be here - physically".

"Ich hoffe, dass wir die Hälfte drinnen haben oder noch mehr"

In den Tagen zuvor hatte es Starkregen mit Niederschlägen von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter gegeben - mehr als je zuvor in der bisherigen Festivalgeschichte. Vor allem die Campingplätze wurden überflutet. Die Veranstalter hatten zunächst Alternativflächen gesucht und Besucher sogar auf dem sogenannten "Holy Ground" untergebracht, dem Gelände vor den Hauptbühnen. Auch dort war die Kapazitätsgrenze aber bald erreicht: "Wir kriegen nicht mehr drauf", sagte Festivalgründer Thomas Jensen in einem Video.

Anwesende Meteorologen machten zudem zunächst wenig Hoffnung auf besseres Wetter. Der Deutsche Wetterdienst warnte für den Großraum Hamburg vor unwetterartigem Starkregen mit 30 Litern pro Quadratmeter, Hagel und Sturmböen mit einer Geschwindigkeiten um 85 Kilometer pro Stunde. Erst von Freitag an könnte das Wetter etwas besser werden.

Auf einer FAQ-Seite beantwortet das Festival die wichtigsten Fragen zu einer eventuellen Abreise (für Menschen, die bereits auf dem Gelände sind, aktuell nicht möglich), dem Essensangebot (bislang wie geplant vorhanden) oder dem Programm ("Derzeit entscheiden wir tagesaktuell gemeinsam mit den örtlichen Behörden, wie wir das Programm bestmöglich gestalten können").

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Einige Fans reagierten ungehalten und kritisierten eine "unterirdische Kommunikation". Manche von ihnen hatten stundenlang vor dem Gelände ausgeharrt. Insgesamt ist das Feedback in den sozialen Medien aber besonnen. Viele zeigen Verständnis für den Schritt. Am Dienstagabend hatte Festival-Mitbegründer Jensen der Deutschen Presse-Agentur gesagt: "Ich hoffe, dass wir die Hälfte drinnen haben oder noch mehr." Sicherheit habe bei den Veranstaltern oberste Priorität.

Aktuell befinden sich nach Schätzung der Polizei etwa 50 000 Besucher auf dem Gelände. Ursprünglich wurden etwa 85 000 Metalfans erwartet.

Die Zustände rund um den beschaulichen Ort Wacken und die Ankündigungen, keine Fans mit Autos mehr auf die aufgeweichten Areale zu lassen, hatten bereits am Dienstag bei einem Teil der Besucher für Unmut gesorgt. Die Campingflächen seien "aktuell nicht befahrbar", schrieben die Veranstalter auf ihrer Homepage und in ihrer Festival-App.

Ein Metalfan steht vor einem noch geschlossenen Einlass zu den beiden Hauptbühnen auf dem schlammigen Festivalgelände. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Das W:O:A findet seit 1990 im kleinen Ort Wacken statt und gehört seit vielen Jahren zu den größten und bekanntesten Metal-Festivals der Welt. Mit 85 000 Besucherinnen und Besuchern ist es auch in diesem Jahr wieder ausverkauft. Erstmals dauert es vier statt drei Tage. Auf neun Bühnen werden - zumindest nach dem ursprünglichen Plan - mehr als 200 Konzerte erwartet, unter anderem von "Iron Maiden", "Megadeth", "Helloween" oder Doro Pesch.

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