Streit um Ehren-Oscar für Godard:Der unheimliche Gast

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Der geplante Ehren-Oscar für den französischen Filmregisseur Jean-Luc Godard löst in den USA Irritationen aus: Es geht um eine angebliche Aussage über Gaskammern und die Juden in der US-Filmindustrie an sich.

Susan Vahabzadeh

Wenn in der nächsten Woche die Academy of Motion Picture Arts and Sciences Jean-Luc Godard mit einem Ehren-Oscar auszeichnet, kann man davon ausgehen, dass die meisten im Publikum mit Godards Werk, besonders dem Spätwerk, nur vom Hörensagen vertraut sind. Überhaupt ist irgendwie der Eindruck entstanden, es ruhe kein Segen auf der Entscheidung, Godard auszuzeichnen. Erst hatte man erhebliche Schwierigkeiten, ihn über die Ehrung zu informieren, dann war man erstaunt, dass er absagte, dann, dass die Absage ernst gemeint war.

Der französische Filmemacher Jean-Luc Godard ist, so viel ist sicher, ein leidenschaftlicher Verfechter der palästinensischen Sache, der gelegentlich Judentum und Israel durcheinanderbringt. (Foto: dpa)

Die Hoffnung, er würde an der Zeremonie in Los Angeles teilnehmen, war ein wenig naiv, Godard ist im Frühjahr auch nicht zur Premiere seines "Film Socialisme" erschienen, und Cannes und sein Film gehen ihm sicher mehr zu Herzen als die Academy und der Kommerz um sie herum. Vielleicht ist es aber besser so - denn die inhaltliche Unruhe, die sich breitmachen würde ob dieser Ehrung, hatte die Academy sicher nicht auf dem Radar.

Es geht, wie schon so oft, um Godard und das Judentum, und im Moment, so die New York Times, hat die Academy nicht mal jemanden an der Hand, der die Ehrung freiwillig auf der Bühne präsentieren will.

Im Raum stehen eine unfassbar blöde Aussage über Gaskammern, die er angeblich im vorigen Jahr gemacht haben soll, an die sich aber außer dem Interviewer niemand erinnern kann; die Bilder von Golda Meir und Hitler nebeneinander in "Hier und anderswo" von 1976 und einige andere Ausfälle, gegen Spielbergs Film "Schindlers Liste" und die Juden in der amerikanischen Filmindustrie an sich.

Godard ist, so viel ist sicher, ein leidenschaftlicher Verfechter der palästinensischen Sache, der gelegentlich Judentum und Israel durcheinanderbringt. Der Vorschlag, Godard zu ehren, kam von Regisseur Phil Alden Robinson ("Feld der Träume", "Sneakers"), derzeit einer der Vizepräsidenten der Academy und selbst ein ziemlicher Querkopf.

Robinson steht übrigens zu seinem Vorschlag - Mann und Werk seien nicht dasselbe, sagt er, und der legendäre Filmemacher D.W. Griffith, unumstrittener Preisträger von 1936, stellt er fest, "war ein fürchterlicher Rassist".

© SZ vom 03.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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