Favoriten der Woche:Die kennen wir doch

Lesezeit: 3 min

Schauspielerin Sophia Lillis in dem Film "The Adults". (Foto: Universal)

Sophia Lillis stiehlt in der Indie-Tragikomödie "The Adults" allen die Show - und weitere Empfehlungen der Woche aus dem SZ-Feuilleton.

Von Sofia Glasl, Martina Knoben, Helmut Mauró und Peter Richter

Hollywoodstar Sophia Lillis

Es gibt Filmgesichter, von denen man glaubt, sie immer schon zu kennen. Die Amerikanerin Sophia Lillis, 21, ist eine solche Erscheinung. Vielleicht weil sie auf den ersten Blick der jungen Mia Farrow so ähnlich sieht - schmales, blasses Gesicht, rotblonder Pixie, große Augen. Wie Farrow hat sie in Horrorfilmen mitgespielt, etwa in der Märcheninszenierung "Gretel & Hänsel". Eine ihrer ersten großen Rollen hatte sie 2017 in der Neuauflage von "Es". Seither drehte sie Indie-Serien wie "I Am Not Okay With This" oder die Rollenspiel-Verfilmung "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben". Ein typischer Hollywood-Teenager auf dem Weg zum Weltruhm war sie nie - kein Pech, sondern eine bewusste Entscheidung.

Statt sich in Franchises zwischen "Stranger Things" und "Game of Thrones" zu einer wandelnden Marke aufbauen zu lassen, lebt Lillis ihre Freude am Ausprobieren von Rollen und Genres so lange wie möglich aus. Erst nach der Highschool sei ihr klar geworden, dass sie Schauspielerin bleiben wolle. Da lagen schon einige Blockbuster hinter ihr. Im Sommer wird sie in Wes Andersons bonbonbunter Pfadfinderwelt der "Asteroid City" eines von vielen Star-Gesichtern sein.

Aktuell ist sie neben Michael Cera und Hannah Gross in der Indie-Tragikomödie "The Adults" zu sehen. Als Geschwistertrio treffen sie nach dreijähriger Funkstille aufeinander. Cera und Gross jonglieren ihre unterdrückten Gefühle wie einen heißen Klumpen Lava hin und her. Als Nesthäkchen hält Lillis die Anspannung nicht aus und verfällt deshalb immer wieder in Rollenspiele aus der gemeinsamen Kindheit. Comicstimmen, Tanznummern und selbst erfundene Songs über Regenbogen sollen die Geschwister in eine Zeit zurückholen, als sie ihre Gefühle noch teilen konnten. Cera spielt hier zwar die Hauptrolle, doch Lillis stiehlt ihm mit ihren nervtötend charmanten Übersprungshandlungen immer wieder die Show. Sie macht aus Kindheitserinnerungen eine Revue der peinlich berührten Verzweiflung - wenn sie schon ins Rampenlicht muss, dann wenigstens mit einem Grinsen im Gesicht. Sofia Glasl

Comicfestival München: Was in der Zeitung steht

Einer der Stars des Zeitungscomics: Garfield von Jim Davis, hier im Kampf mit "Mutter Natur" (Ausschnitt aus einem Sonntagsstrip). (Foto: Jim Davis/Comicfestival München)

Wer in der Münchner Stadtbibliothek die Liste verfügbarer Comics durchblättert, stößt auf erstaunlich viele und gute Bücher. "Comic-Kultur ist seit vielen Jahrzehnten fest in München verankert", schreibt Münchens OB Dieter Reiter in seinem Grußwort zum Comicfestival München, das passenderweise im städtischen Kulturzentrum HP8 seinen neuen Hauptstandort gefunden hat. Es ist ein Fest für alle Comicfreunde (noch bis Sonntag, 11. Juni), mit Verlagsmesse, Signieraktionen, Künstlergesprächen und Zeichenkursen. Die größte Ausstellung ist den Zeitungscomics gewidmet, die Ende des 19. Jahrhunderts in den USA populär wurden; das Vertriebsmodell wurde dann auch im deutschen Wirtschaftswunderland populär, lange bevor hierzulande eine Comicheftkultur entstand. In der Ausstellung gezeigt werden historische Seiten und Original-Zeichnungen von Klassikern ebenso wie aktuelle Arbeiten wie die "Kängeru-Comics" von Marc-Uwe Kling und Bernd Kissel, außerdem wird der 50. Geburtstag von Dik Brownes "Hägar" angemessen gewürdigt. In weiteren Ausstellungen sind Werke von Lisa Frühbeis, José Homs, Denis Kitchen oder Rudi Hurzlmeier zu sehen, ein Schwerpunkt widmet sich dem Comicland Tschechien. Außerdem sind Zeichnerinnen und Zeichner zu Publikumsgesprächen zu Gast, darunter Kate Beaton, deren jüngstes Werk "Ducks: Zwei Jahre in den Ölsanden", zu den spannendsten Neuerscheinungen dieser Tage zählt. Martina Knoben

Süssmayr-Bilder-Buch

Florian Süssmayr: Simple Paintings. Sorry Press, München. 15 Euro (Foto: Sorry Press)

"So jung, so voller Hass" steht vorne drauf, als wäre es der Titel. Dabei steht das nur auf dem Gemälde, das auf dem Cover abgedruckt ist: eine Reihe heller Blockbuchstaben am oberen Rand Leinwand, die ansonsten von derselben existenziell pfützenfarbenen Dunkelheit ist wie die gemalten Theken, auf denen der Münchner Maler Florian Süssmayr sonst seine letzten und allerletzten Gläser platziert, als wäre er ein Kneipenwirt in den frühen Morgenstunden... Rund 100 solcher Süssmayr-Gemälde haben sie jetzt kommentarlos beim Münchner Verlag Sorry Press zu einem Taschenbuch gebunden und die Sache "Simple Paintings" genannt (15 Euro). Finstere Gardinen, ein Velázquez-Jesus, Tom-of-Finland-Gays und immer wieder Schlagzeilenfetzen aus der Bild-Zeitung: Ballerbuchstaben-Blabla als Punkrock-Riffs für Synästhetiker. Das charmanteste Künstlerbuch seit Langem. Funktioniert auch als deliröses Daumenkino. Peter Richter

Dorothee Oberlinger mit Scarlatti

Giuseppe Scarlatti, "I portentosi effetti della madre natura". Ensemble 1700 unter der Leitung von Dorothee Oberlinger. (Foto: deutsche harmonia mundi)

Giuseppe Scarlatti, angeblich Enkel des Opernkomponisten Alessandro Scarlatti, schrieb etwa 30 Opern nach Libretti der berühmtesten Autoren der Zeit: Pietro Metastasio und Carlo Goldoni. Letzterer war für die komischen Stücke zuständig wie etwa der Oper "I portentosi effetti della madre natura" - die wundersame Wirkung von Mutter Natur. Eine sich überstürzende Liebeskomödie im Königreich Mallorca. Friedrich der Große hat sie einst im Schlosstheater von Sanssouci aufführen lassen, 2022 hat sie die Flötistin und Dirigentin Dorothee Oberlinger mit ihrem "Ensemble 1700" dort dargeboten und auf CD eingespielt. Nach einer vielfarbig turbulenten Ouvertüre beginnt die verwickelte Geschichte, komponiert in der Art der neapolitanischen Schule, die ja noch für Mozarts Buffe prägend war. Helmut Mauró

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusRammstein in München
:Als wäre nichts gewesen

Der Riesenpenis ruht jetzt unter einer Plastikplane. Sonst ist fast alles wie immer auf der Rammstein-Bühne in München. Wären da nicht Frauen wie Shelby Lynn, die in Belfast sitzt und erzählt, von Blutergüssen und zertrümmerten Gläsern.

Von Jakob Biazza, Sebastian Erb, Laura Hertreiter, Lena Kampf, Marlene Knobloch und Ralf Wiegand

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: