Oscar-Nominierungen 2014:Betrug, wohin das Auge blickt

Von den Filmen, die in diesem Jahr um einen Oscar konkurrieren, basieren die meisten auf einer wahren Begebenheit. Und meistens geht es um Betrug. Ein Überblick über die besten Filme und Schauspieler. Stimmen Sie mit ab!

Von Carolin Gasteiger

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Von den Filmen, die in diesem Jahr um einen Oscar konkurrieren, basieren die meisten auf einer wahren Geschichte. Es geht um Betrug. Ein Überblick über die besten Filme und Schauspieler. Mit Voting. Von Carolin Gasteiger American Hustle Mit zehn Nominierungen steht die Siebziger-Jahre-Komödie ganz oben auf der Oscar-Liste. In "American Hustle" tobt sich David O. Russell zwischen Brusthaaren, Goldkettchen, amerikanischer Lebenslust, Gaunertum und tiefen Dekolletés aus. Die Story bezieht sich auf den Abscam-Skandal der Siebziger und zeigt zwei Trends: Die Mehrheit der favorisierten Filme in diesem Jahr basiert auf einer wahren Begebenheit - und auf Betrug. Und wie letztes Mal mit "Silver Linings" ist O. Russell auch mit diesem Geniestreich für die beste Regie und das beste Originaldrehbuch nominiert. Von der Oscarverleihung in der Nacht von 2. auf 3. März 2014berichtet SZ.de live.

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(Foto: Tobis Film/Francois Duhamel)

Auch alle vier Stars aus "American Hustle" sind für einen Oscar nominiert. Für Amy Adams als durchtriebene Gangsterbraut könnte es mit ihrer fünften Oscar-Nominierung (und das erste Mal als beste Hauptdarstellerin) endlich klappen. Christian Bale, ehemals durchtrainierter Batman, der "immer das Äußerste für eine Rolle tun" würde, wie er im FAZ-Interview bekennt, schiebt seine extra angefutterte Wampe mit Verve und List durch die Gegend und könnte als bester Hauptdarsteller gewinnen (als bester Nebendarsteller in "The Fighter" hat er bereits einen Oscar). Bleiben noch Bradley Cooper als übermotivierter Cop und Jennifer Lawrence als Proll-Weib: Beide waren im vergangenen Jahr als beste Hauptdarsteller für "Silver Linings" nominiert, nur bei Lawrence hat es geklappt. Ob sie in diesem Jahr gleich wieder gewinnt?

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(Foto: Bloomberg)

Gravity Allein die Bilder in Alfonso Cuaróns 3-D-Weltraum-Epos "Gravity", in dem es um viel mehr als ums Überleben geht, sind sehenswert. Als bester Film wurde "Gravity" bereits bei den Golden Globes nominiert und bei den Baftas ausgezeichnet. Zehn Mal ist der Film, der für das Kino der Zukunft steht, für einen Oscar nominiert. Und das ganz ohne auf einer wahren Geschichte zu beruhen. Auch um Betrug geht es bei "Gravity" nicht. Cuarón ist unter den Favoriten für die beste Regie. Wären dieser Film oder "American Hustle" in allen Kategorien erfolgreich, würden sie zu "West Side Story" und "Vom Winde verweht" aufschließen - nur diese beiden Filme haben bislang so viele Academy Awards gewonnen.

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Ähnlich wie Matthew McConaughey hat auch Sandra Bullock beschlossen, sich vom leichten Filmgenre zu verabschieden. Ihre Rolle als Dr. Stone in "Gravity", die einen Mix aus Schock und Therapie erlebt, hat sich gelohnt: Die 49-Jährige ist als beste Hauptdarstellerin nominiert. Allerdings nicht zum ersten Mal - für "Blind Side" hat Bullock schon einen Oscar zu Hause.

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(Foto: dpa)

12 Years a Slave Auch das autobiografische (Trend Nummer eins) Sklavendrama "12 Years a Slave" könnte bester Film werden. Geigenspieler Solomon Northup wird betrogen (Trend Nummer zwei) und unter einem Vorwand als Sklave verkauft. Turner-Preisträger Steve McQueen schafft es mit seiner besonderen Bildsprache, alle Vorstellungen von Südstaaten-Romantik zu entzaubern. Ein Dampfer-Schaufelrad als Häcksler? Ein aufgehängter Sklave vor traumhafter Kulisse? McQueen eben. Bei den Golden Globes ging sein Konzept bereits erfolgreich auf.

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(Foto: AP)

Auch für diesen Film sind gleich mehrere Darsteller von der Academy nominiert worden: Die beiden noch eher unbekannten Schauspieler Chiwetel Ejiofor (als bester Hauptdarsteller) und Lupita Nyong'o (als beste Nebendarstellerin) mimen in "12 Years a Slave" rechtlose Sklaven, innerlich zerrissen und brutalster Gewalt ausgeliefert. Bekannter ist da Michael Fassbender, der sich als fieser Sklavenhalter Hoffnungen auf eine Auszeichnung als bester Nebendarsteller machen kann. Vielleicht bringt ihm die Zusammenarbeit mit McQueen Glück: Für seine Rolle als Sexsüchtiger in dessen Film "Shame" wurde Fassbender 2011 mehrfach ausgezeichnet und war für einen Golden Globe zumindest nominiert.

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(Foto: dpa)

Dallas Buyers Club Auch der mit einem Minimalbudget von 4,9 Millionen Dollar produzierte "Dallas Buyers Club" beruht auf einer wahren Geschichte - und was für einer. Wie der homophobe Rodeofan Ron Woodroof in den Achtzigern mit seiner Aidsdiagnose umgeht und daraufhin den Dallas Buyers Club gründet, um Infizierte am Staat vorbei mit Medikamenten zu versorgen, gehört zu den bewegendsten Geschichten unter den diesjährigen Favoriten. Jean-Marc Vallées Film ist für sechs Oscars nominiert.

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(Foto: N/A)

Ron Woodroof könnte die Rolle seines Lebens werden - für sie verlor Matthew McConaughey, vielen noch als "sexiest man alive" ein Begriff, in vier Monaten 47 Pfund. Aber nicht nur der Mut zur körperlichen Totalveränderung, sondern auch seine menschliche Wandlung im Film führen dazu, dass er als bester Hauptdarsteller für einen Academy Award nominiert ist. Einen Golden Globe gab es bereits. Und dann wäre da noch Jared Leto: "Rayon erweicht den Rodeo-Macho mit einer unirritierbaren Herzlichkeit, der Ron sich dann irgendwann nicht mehr verschließen kann. So was kann man nur mit einiger dramaturgischer Freiheit erzählen", schreibt Susan Vahabzadeh in ihrer SZ-Filmkritik zu "Dallas Buyers Club". Zuletzt war Jared Leto vorwiegend mit seiner Band "30 Seconds to Mars" aufgetreten, nun zaubert er den liebevoll-kitschigen Rayon auf die Leinwand. Der Dank: eine Nominierung als bester Nebendarsteller.

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(Foto: Mary Cybulski/Universal/dpa)

The Wolf of Wall Street In Martin Scorseses Dreistunden-Orgie über den maßlosen Banker Jordan Belfort reihen sich Betrug an Betrug, Exzess an Exzess und Koksline an Koksline. Die einen finden den Film hoffnungslos überzeichnet, andere zitieren Banker, die ihren Job in jeder Szene von "The Wolf of Wall Street" wiedererkennen. Von einer Botschaft sieht Scorsese ab, die Tatsache, dass es Belfort wirklich gibt und er mit seiner linken Tour durchkam, scheint zu genügen."The Wolf of Wall Street" ist als bester Film nominiert, Scorsese in der Kategorie beste Regie.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Raffgierig, egozentrisch und eiskalt gibt Leonardo Di Caprio den Investmentbanker Jordan Belfort, der in den Neunzigern tatsächlich "in Saus und Graus" gelebt hat - wer denkt da noch an des Schauspielers Bubi-Image aus "Titanic"-Zeiten? Zum vierten Mal ist Di Caprio bereits nominiert, da stehen die Chancen auf eine Auszeichnung nicht schlecht. Einen Golden Globe hat er immerhin schon gewonnen (was allerdings 2005 bei "Aviator" auch schon der Fall war, einen Oscar gab es damals trotzdem nicht). Als DiCaprios kongenialer Wahnsinnskumpel ist Jonah Hill als bester Nebendarsteller nominiert. Mit Martin Scorsese zu arbeiten, sagte Jonah Hill in Interviews, damit sei für ihn ein Traum wahr geworden: "Ich konnte für meinen Helden arbeiten." Auch wenn der 30-Jährige bereits zum zweiten Mal nach "Moneyball" nominiert ist, gilt er als Überraschungskandidat.

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(Foto: Hopper Stone, SMPSP)

Captain Phillips Mit semidokumentarischer Darstellung - und damit im Trend - kommt "Captain Phillips" als schnörkelloser Thriller daher, Tom Hanks gerät als Titelfigur in die Fänge somalischer Piraten. Als Favorit wird Paul Greengrass' Psychodrama jedoch nicht gehandelt - und Hanks selbst ist trotz seines großartigen Spiels zur Abwechslung mal nicht nominiert. Dafür ein anderer ...

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(Foto: Via Bloomberg)

Mit Tom Hanks liefert sich Newcomer Barkhad Abdi in "Captain Phillips" ein Katz-und-Maus-Spiel auf hoher See und spielt sich als Anführer somalischer Piraten eine Oscarnominierung als bester Nebendarsteller ein. Und das in seiner ersten Rolle überhaupt. Abdi, der seit den Dreharbeiten wieder im Telefonladen seines Bruders jobbt, floh selbst vor 14 Jahren aus Somalia und landete mit seiner Familie in Minnesota. Als Emma Thompson ihm den Bafta als bester Nebendarsteller überreichte, dankte er seinen Kollegen und Regisseur Paul Greengrass dafür, "an mich zu glauben, noch bevor ich an mich selbst geglaubt habe".

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(Foto: Via Bloomberg)

Philomena Mit "Philomena" könnte zum ersten Mal seit "The Queen" vor sieben Jahren wieder ein Stück von Stephen Frears als bester Film gewinnen. In dem auf einer wahren Begebenheit basierenden Drama um eine Mutter, der fanatische Nonnen im Irland der Fünfziger Jahre ihren Sohn weggenommen haben, brillieren Judi Dench und Steve Coogan als Odd Couple und lassen nicht zu, dass der Film kitschig wird.

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(Foto: Universal Pictures/Alex Bailey)

Und die britische Grand Dame Judi Dench ist zum fünften Mal nominiert und könnte nach dem Oscar als beste Nebendarstellerin in "Shakespeare in Love" in diesem Jahr auch den Award als beste Hauptdarstellerin gewinnen. Ob die Academy ihr dieses Geschenk zum 80. Geburtstag macht?

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(Foto: Bona Fide Productions)

Nebraska Schluss mit den wahren Begebenheiten: Alexander Payne zeigt im fiktiven "Nebraska" die Verlierer des amerikanischen Traums und liefert damit das Gegenstück zu "The Wolf of Wall Street". Und der Betrug? Lassen Sie sich überraschen! Mit tollen Landschaftsaufnahmen und in Schwarz-Weiß hebt sich der Film auch visuell von den Konkurrenten ab. Payne ist außerdem für die beste Regie nominiert, zwei Oscars hat er bereits für das beste adaptierte Drehbuch ("Sideways" und "The Descendants") erhalten. Zu den sieben Oscar-Nominierungen zählen auch die für den besten Hauptdarsteller und die beste Nebendarstellerin ....

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(Foto: picture alliance / dpa)

Bruce Dern, Jack Nicholson zufolge der beste Schauspieler seiner Generation, spielt den eigenwilligen Woody und ist für diese Leistung als bester Hauptdarsteller nominiert. 1978 war er das schon mal, für Hal Ashbys Vietnam-Drama "Coming Home", nun könnte er seine Schauspielkarriere mit der Trophäe krönen. Der Rolling Stone feiert Derns Auftritt als dessen "beste zwei Stunden auf der Leinwand", bei den Filmfestspielen in Cannes wurde er bereits als bester Hauptdarsteller geehrt - ein gutes Omen für die Oscars? Auch June Squibb, die in "Nebraska" Bruce Derns Ehefrau gibt, musste lange auf ihre Oscar-Nominierung warten. Mit 84 Jahren tritt sie nun neben Julia Roberts, Sally Hawkins, Lupita Nyong'o und Jennifer Lawrence als beste Nebendarstellerin bei den Oscars an. Ihr erster großer Film war übrigens Woody Allens "Alice" aus dem Jahr 1990.

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(Foto: N/A)

Her Außer der (Betrugs-)Reihe läuft "Her" mit Joaquin Phoenix (hier ein Video zur Filmpremiere) - und auch die wahre Begebenheit fehlt. In dem Melodram verliebt sich Phoenix in die Stimme seines Handys - die von Scarlett Johannson. Im vergangenen Jahr war Phoenix noch als bester Hauptdarsteller in "The Master" nominiert.

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(Foto: The Weinstein Company)

Aber es gibt auch einige nominierte Darsteller, deren Filme nicht um einen Oscar konkurrieren. Meryl Streep wollte den Part, für den sie nun nominiert wurde, eigentlich gar nicht übernehmen: "Ich wusste, es ist eine tolle Rolle, aber ich wollte einfach nicht sie sein", zitiert sie die BBC. In der Familiensaga "Im August in Osage County" gibt sie aber herrlich hysterisch die Clanmutter Violet - offenbar überzeugend. Mit einem weiteren Award würde Streep wieder eine Sprosse der Oscar-Leiter hinaufsteigen - und sie ist schon ziemlich weit oben: Die US-Schauspielerin ist mit bislang 18 Nominierung die meistnominierteste Schauspielerin in der Oscar-Geschichte und sie hat bereits drei Awards, zuletzt als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle in "Die Eiserne Lady".

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(Foto: The Weinstein Company)

Julia Roberts, die Streeps starrköpfige älteste Tochter spielt, könnte nach "Erin Brokovich" ihren zweiten Oscar gewinnen, diesmal als beste Nebendarstellerin. Ginge es nach "Im August in Osage County"-Regisseur John Wells, hätte es noch mehr Kandidaten in seiner talentierten Crew gegeben: "Viele erfahrene und talentierte Schauspieler sind im Cast und jede Leistung könnte als wundervoll herausgehoben werden", zitiert ihn die BBC.

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(Foto: Mars Distribution)

Bei den Golden Globes und den Baftas hat Cate Blanchett bereits als beste Hauptdarstellerin gewonnen. In Woody Allens "Blue Jasmine" spielt sie eine Millionärsgattin, die alles verloren hat, und selbst in ihrer Eindimensionalität noch Funken schlägt. Es wäre also kein Wunder, wenn sie sich auch bei den Academy Awards durchsetzen würde. Allerdings sind die Oscars immer für eine Überraschung gut - und die Konkurrenz mit Judi Dench, Meryl Streep, Sandra Bullock und Amy Adams beachtlich. Mit ihrer Nominierung führt Blanchett eine bekannte Tradition fort: Woody Allen besucht aus Prinzip keine Preisverleihungen, seine Figuren hingegen sind regelmäßig für einen Oscar nominiert.

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(Foto: Via Bloomberg)

Da passt es auch, dass neben Blanchett Sally Hawkins als beste Nebendarstellerin nominiert ist. Sie spielt Ginger, die vergeblich versucht, Jasmine in ihrem Leid beizustehen. Auch in diesem Film bewahrt Hawkins ihre Quirligkeit, für die sie seit "Happy Go Lucky" bekannt ist. Ein Award für die 37-Jährige wäre eine Überraschung.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Und die deutschen Oscar-Hoffnungen? Die wurden in diesem Jahr enttäuscht: Weder Daniel Brühl für seine Rolle als Niki Lauda in "Rush" noch das Stasi-Drama "Zweileben" wurden nominiert. Allerdings gibt es noch eine Chance: die deutschen Regisseure Max Lang und Jan Lachauer (im Bild). Sie haben ein britisches Kinderbuch über eine Hexe verfilmt, die Katze, Hund, Vogel und Frosch auf ihrem Besen mitnimmt: "Room on the Broom" könnte in der Kategorie Animationskurzfilm gewinnen. Von der Oscarverleihung berichtet SZ.de live in der Nacht von 2. auf 3. März 2014.

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