Abramović lehrt an der Folkwang-Universität der Künste:Fabelhafte Auftaktbesetzung

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Die Performance-Künstlerin Marina Abramović bei der Premiere des Films "Body of Truth" von Evelyn Schels. (Foto: Ursula Düren/dpa)

Marina Abramović wird zum Wintersemester die erste Pina-Bausch-Professorin in Essen.

Von Dorion Weickmann

Marina Abramović wird als Erste die neu geschaffene Pina-Bausch-Professur an der Folkwang-Universität der Künste in Essen übernehmen. Das ist neben dem designierten künstlerischen Leiter Boris Charmatz eine zweite international renommierte Personalie für das Tanztheater Wuppertal (TTW). Die 2009 verstorbene Choreografin und TTW-Gründerin Pina Bausch erhielt an der Folkwang-Uni die entscheidende Prägung ihrer Ausbildung, woraufhin die Professur neu geschaffen wurde. Land und Kunststiftung NRW unterstützen das Engagement der Performance-Großmeisterin finanziell, die Stelle wurde dank einer gemeinsamen Initiative der Hochschule, der Kompanie und der Stiftung, die Pina Bauschs Erbe verwaltet, geschaffen. Die Position ist, wie es in einer Pressemitteilung heißt, "mit Perspektive auf das im Aufbau befindliche Pina-Bausch-Zentrum" in Wuppertal entstanden. Hier wie dort ist Interdisziplinarität gefragt: Das Zentrum soll genauso genreübergreifend agieren wie die Professoren und Professorinnen, die für jeweils ein Jahr auf dem Bausch-Ticket in Folkwang unterrichten werden.

Das Publikum durch ihre schiere Anwesenheit überwältigen

Marina Abramović ist dafür sicherlich eine fabelhafte Auftaktbesetzung, obwohl ihre Erfahrungen mit der Tanzbühne überschaubar sind: Als Visual Artist zeichnete sie 2013 an der Pariser Oper für das Setting eines neuen "Boléro" verantwortlich. Indes sind auch ihre körperbetonten Events und Videos wie "Balkan Erotic", "Magnetic Dance" oder "Pin Up Dance II" im Zeichen einer Body Art entstanden, die mit choreografischen Verweissystemen arbeitet. Was Bausch und Abramović zudem verbindet, ist die Überwältigung des Publikums durch schiere Anwesenheit. Bauschs Tanztheater lebt vom Impuls des Augenblicks, der soghaften Präsenz seiner Protagonisten - genau wie die Auftritte der 1946 in Belgrad geborenen, inzwischen in New York beheimateten Performance-Künstlerin. Nicht umsonst gilt ihr 2010 ins MoMa montierter Sitzmarathon "The Artist is Present" als Ikone der zeitgenössischen Kunst: ein intimes Begegnungsformat mit geradezu sakraler Aura.

Auf dem Folkwang-Campus werden zum Wintersemester 25 Studierende aller Fachrichtungen - von Malerei über Fotografie bis Schauspiel und Tanz - die Chance haben, mit Abramović zu arbeiten. Ein artistischer Thinktank sozusagen, der bis Sommer 2023 eine abschließende Performance entwickeln soll. Wenn sie ans Denken und die Inszenierungspraxis des Doppelgestirns Bausch/Abramović andockt, ist ein spannendes Ergebnis garantiert.

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