Nicht nur das Selfie hat seine Vorläufer, sondern auch das sogenannte Extrem-Selfie. Der Berliner Fotograf Willi Ruge - er selbst verstand sich vor allem als Fotoreporter, als Journalist - hat sich schon in der Weimarer Republik gerne bei spektakulären Aktionen selbst aufgenommen: beim kontinuierlichen Betrunkenwerden ("Bierologische Studie") zum Beispiel. Oder beim Sprung aus einem Flugzeug.
Die Fotostrecke "Ich fotografiere mich beim Absturz mit dem Fallschirm" wurde am 24. Mai 1931 in der Berliner Illustrirten Zeitung veröffentlicht, und Ruge hatte, bevor er über dem Süden Berlins fotografierend aus dem Flugzeug sprang, dafür gesorgt, dass zwei andere Fotografen gewissermaßen die Gegenschüsse machen. Auf ihn - aber auch auf seine bangende Ehefrau und das Baby unten auf dem Boden.
Mit diesem Sinn für Dramatik hat Ruge eine Bildsequenz geschaffen, die geradezu danach schreit, speziell ein amerikanisches Publikum zu begeistern, und exakt das geschieht in New York jetzt endlich auch. Ruges Serie ist der von so gut wie allen Kritikern staunend hervorgehobene Auftakt zu "Object: Photo - Modern Photographs, The Thomas Walther Collection 1909 -1949" im Museum of Modern Art.
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1931 fotografierte sich Willi Ruge für die Berliner Illustrirte Zeitung beim Fallschirmsprung über dem Süden Berlins.
Bild: Museum of Modern Art, New York -
Der Fotograf, der sich selbst vor allem als Fotoreporter und Journalist verstand, hatte sich schon öfter bei spektakulären Aktionen selbst aufgenommen.
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Diese Fotostrecke nannte er "Ich fotografiere mich beim Absturz mit dem Fallschirm".
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Man könnte die Bilder als Vorläufer des sogenannten Extrem-Selfies sehen.
Bild: Museum of Modern Art, New York -
Außerdem hatte Ruge dafür gesorgt, dass zwei andere Fotografen die Gegenschüsse machen.
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Sie fotografierten nicht nur ihn, sondern auch seine bangende Ehefrau und das Baby unten auf dem Boden.
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Mit diesem Sinn für Dramatik hat Ruge eine Bild-Sequenz geschaffen, die geradezu danach schreit, speziell ein amerikanisches Publikum zu begeistern.
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Das geschieht nun: Ruges Serie ist der Auftakt zu "Modern Photographs from the Thomas Walther Collection, 1909-1949" im Museum of Modern Art.
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Es ist eine der ambitioniertesten Unternehmungen, die sich das New Yorker Haus in den letzten zwanzig Jahren gegönnt hat.
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Diese Ausstellung im MoMA ist ein einziges Fest des Sehenkönnens und des Sichtbarmachens.
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Das mag seltsam klingen in einem Museum, das ja auch sonst der visuellen Kultur gewidmet ist,...
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...aber dass das schiere Sehen ein großes, erregendes Abenteuer ist: Das sticht einem hier, wie man so sagt, besonders ins Auge.
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Das ist mehr als nur eine weitere sehr gute Ausstellung im Foto-Department des MoMA, es ist eine der ambitioniertesten Unternehmungen, die sich das Haus, abgesehen von seiner anhaltenden Bautätigkeit, in den letzten zwanzig Jahren gegönnt hat.
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