Architektur - Dresden:Archäologen suchen nach Barockgarten im Dresdner Zwinger

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Touristen stehen im Innenhof des Zwingers. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Dresden (dpa/sn) - Sieben Jahre nach einer ersten Probegrabung können Archäologen nun weiter nach Resten des verschwundenen Barockgartens im Innenhof des Dresdner Zwingers suchen. "Wir hoffen auf Belege für die Vermutung, dass er nicht nur von Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann geplant wurde, sondern auch tatsächlich existierte", sagte Projektleiter Hartmut Olbrich vom Landesamt für Archäologie. Ab Herbst wird er mit einem kleinen Team unter der über 12 000 Quadratmeter großen Fläche danach forschen, ab dem Frühjahr 2021 dann parallel zur geplanten Sanierung des Zwingerhofs.

Der Zwinger ist ein Hauptwerk europäischer Barockarchitektur. Das Gebäudeensemble wurde 1709 bis 1728 im Auftrag von Kurfürst August dem Starken (1670-1733) von dessen Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736) errichtet. Der Zwinger diente als Ort der Repräsentation, höfischer Feste und zur Aufbewahrung der herrschaftlichen Sammlungen.

Seine heutige Gestaltung erhielt das Areal in den 1920er Jahren nach einem historischen Kupferstich, in reduzierter Form. Sechs Pavillons umrahmen den symmetrischen und mit vier Brunnenbecken versehenen Hof, verbunden durch mehrere Bogen- und eine Langgalerie. In einem von ihnen befindet sich ein Glockenspiel aus Meissener Porzellan. Seit 1991 flossen Millionen in die Sanierung des Ensembles, das zwei Museen der Staatlichen Kunstsammlungen beherbergt. Bis Ende 2023 soll nach Angaben der Staatlichen Bauverwaltung nun der Innenhof erneuert werden, die Kosten liegen bei zehn Millionen Euro.

Voruntersuchungen 2011/2012 und Recherchen ergaben, "dass es diesen Barockgarten gegeben haben muss", berichtete Olbrich. "Es gibt Nachweise über Pflanzungen und bei der Sanierung der Becken wurden vor Jahren ornamentale Bänder in 80 Zentimeter Tiefe gefunden." Er stieß zudem auf historische Pläne, "die man immer nur für nichtausgeführte Ideen gehalten hat, die aber doch umgesetzt wurden".

Der legendäre sächsische Barockfürst flanierte mit seiner Hofgesellschaft und Gästen zwischen den im Bau befindlichen Gebäuden hindurch. Pöppelmann hatte die ebene Fläche mit Eibe, Buchsbaum und buntem Kies, exotischen Pflanzen in Kübeln und größeren Mengen Orangenbäumen zum "Garten Eden" gemacht. "Man hat sogar fremdländische Vögel ausgesetzt, die die Besucher mit ihrem Gesang erfreuen sollten", erzählte Olbrich.

Mit Fertigstellung des Zwingers 1719 pünktlich zur Einheirat des Kurprinzen ins österreichische Kaiserhaus war die Pracht schon einem Festplatz für Turniere gewichen. Olbrich und seine Kollegen fanden 2013 Unterbauten von Wegen, Pflanzgruben und Hinweise auf mehrfache Umgestaltungen zwischen 1713 und 1718. Bisher ist gut ein Zehntel der Gesamtfläche untersucht, wobei die Archäologen auch Spuren temporärer Architektur wie Tribünen, Podeste oder Treppenreste entdeckten und Unterbauten von Beckenfundamenten. "Da sind wir hellhörig geworden, dass da mehr sein könnte." Nun wollen sie Gewissheit.

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