Antisemitismusbeauftragter:Stefan Hensel kritisiert Kampnagel und Kultursenator

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2022 überschattet ein Antisemitismus-Eklat die documenta fifteen in Kassel. Jetzt ruft die Einladung einer Klimaaktivistin zu einer künstlerisch-aktivistischen Reihe auf Kampnagel den Hamburger Antisemitismusbeauftragen auf den Plan.

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Hamburg (dpa/lno) - Wegen israelfeindlicher Äußerungen hat der Antisemitismusbeauftragte der Stadt Hamburg, Stefan Hensel, die Einladung einer britisch-somalischen Klimaaktivistin zur künstlerisch-aktivistischen Reihe „How low can we go?“ auf Kampnagel heftig kritisiert. Zamzam Ibrahim mache neben ihrem Engagement für Klimagerechtigkeit vor allem durch ihre antisemitischen Äußerungen von sich reden, teilte Hensel am Montag mit. „Kampnagel ist gerade dabei, die Fehler der Documenta fifteen zu wiederholen, und der Kultursenator sieht tatenlos zu.“

Während Tausende in Hamburg gegen Rechtsextremismus auf die Straßen gingen, „werden Jüdinnen und Juden in dieser Stadt im Stich gelassen“, sagte Hensel. Die Behörde von Kultursenator Carsten Brosda (SPD) wies die Vorwürfe zurück, zeigte sich aber dennoch über die Einladung besorgt.

Ibrahim ist als Keynote-Sprecherin für die am Donnerstag beginnende Kampnagel-Klima-Reihe geladen. In den sozialen Medien tritt sie für die sogenannte BDS-Kampagne gegen Israel ein - BDS steht für Boykott, Desinvestition und Sanktionen. Außerdem wirft sie in Posts Israel Völkermord an den Palästinensern vor.

2022 war die documenta fifteen in Kassel von einem Antisemitismus-Eklat überschattet worden. Auslöser war die Nähe des indonesischen Kuratorenkollektivs Ruangrupa zur BDS-Bewegung.

Die Kulturbehörde sieht die Einladung Ibrahims ebenfalls kritisch. Brosda habe Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard umgehend seine Besorgnis mitgeteilt, dass die Rednerin den Auftritt zum Thema Klimaschutz nutzen könnte, um auch ihre nicht akzeptablen israelbezogenen antisemitischen Positionen zu vertreten, teilte ein Sprecher mit. „Er ist also in keiner Weise tatenlos gewesen.“

Deuflhard habe versichert, dass Ibrahim explizit zu Fragen von Klima und Nachhaltigkeit eingeladen worden sei und sie selbst darauf achten werde, dass die Bühne nicht für andere politische Statements genutzt werde. Im übrigen müsse der Staat mit Blick auf die Kunstfreiheit sehr zurückhaltend sein, über die gesetzlichen Regelungen hinaus Vorgaben zur inhaltlichen kulturellen Programmgestaltung zu machen.

Stattdessen müssten Sensibilität und Verantwortungsbereitschaft der Kultureinrichtungen weiter gestärkt werden, „damit sichergestellt ist, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft keinen Platz hat“, sagte der Sprecher. „Die Debatte um den Auftritt von Zamzam Ibrahim leistet hierzu einen wichtigen Beitrag und die Behörde für Kultur und Medien erwartet, dass Kampnagel seine Zusagen einhält, antisemitische Äußerungen nicht zuzulassen.“

© dpa-infocom, dpa:240122-99-708453/2

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