Weitere Briefe:Im Zweifel zahlt immer der Steuerzahler

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Der durch illegale Baggerarbeiten begradigte und beschädigte Rappenalpbach im Rappenalptal. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Ob Rappenalpbach, Pflegesituation oder mangelhafte Masken: Da nimmt's die Politik nicht immer so genau. Immerhin aber klappt es mit guten Gedenkreden.

Peinliche Verschwendung

"Bayern will kein Geld zurück" vom 6. Februar:

Das mangelnde Interesse des bayerischen Gesundheitsministeriums, die 8,9 Millionen Euro für die von der Firma Emix gelieferten Masken zurückzufordern trotz der geäußerten Beanstandungen der Zentralstelle der Länder für Sicherheitstechnik (ZLS), hängt offensichtlich damit zusammen, dass man das peinliche Versagen endlich unter den Tisch kehren möchte. Gut drei Monate hatte man sich für das Prüfungsergebnis Zeit gelassen ! Erklärung: Eine Prüfung wäre damals in der Notlage nicht vertretbar gewesen, weil sie - angeblich - Monate gedauert hätte.

Es ist ja verständlich, dass der CSU der Tandler-Deal langsam peinlich wird, weil das Wählerstimmen kosten könnte. Nur: Der Steuerzahler hat mit Recht wenig Verständnis für den überteuerten, mangelhaften Einkauf und die ganze Blamage!

Timm Zorn, München

Rettet die Radrennbahn

"Debatte um ,Abriss des Jahres'" vom 12. Januar:

Die Radrennbahn Reichelsdorfer Keller muss zumindest mit einem Teil der Bahn und dem wertvollen Baumbestand erhalten werden. Die Atmosphäre bei Wettkämpfen war grandios, die Lage war einmalig. An den besonderen Sport des Steherrennens mit allem menschlichen Erleben auf und um die Bahn herum muss erinnert werden! Anscheinend fehlt Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich dafür das Gespür. Für das Wohl von Mensch und Baum sollte er sich einsetzen!

Beate Satzinger, Erfurt, früher wohnhaft am Reichelsdorfer Keller

Und wer zahlt's wieder?

"Rappenalpbach auf viele Jahre zerstört" vom 4. Februar:

Große Ankündigungen bezüglich einer Wiederherstellung des Rappenalpbaches. Zuletzt vom Umweltminister höchstpersönlich. Sehr schön, nur wer bezahlt den Spaß? Davon kein Wort. Ich hege die starke Befürchtung, dass es wieder einmal an den Steuerzahlern hängen bleibt und die Täter maximal symbolisch zur Kasse gebeten werden. Denn das hat schließlich Tradition: Asoziale, Kriminelle, ob Steuerbetrüger, Maskenschwindler oder Umweltzerstörer, nehmen sich, was sie wollen. Kommt nichts heraus, dann optimal. Falls doch, dann wird nur zugegeben, was unleugbar ist, und dann wird nochmals gehandelt und der große Deal abgeschlossen. Fazit: Es bleibt auf alle Fälle etwas "hängen". Also weiter zu neuen "Taten" zum Schaden auch der Demokratie.

Ferdinand Maier, Passau

Gelungenes Gedenken

"Die hohe Kunst einer Gedächtnisrede" vom 8. Februar:

Die Zitate aus den Reden der vier Bundespräsidenten beeindrucken durch ihre Klarheit und zeitlose Aktualität. Sie stehen in einem deutlichen Kontrast zu mancher grotesken Vereinnahmung. Unvergessen ist für mich eine, wohl von Studentenverbänden initiierte Gedenkfeier im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität in den 70er-Jahren, bei der die Situation des Jahres 1943 unmittelbar mit dem "deutschen Herbst" der Jahre 1976/77 unter Kanzler Helmut Schmidt verglichen wurde. Ich erinnere mich, dass ich als einziger entsetzt die Veranstaltung verließ. Die Geschwister Scholl können sich nicht mehr gegen solche geschichtsvergessenen Vereinnahmungen bis in die Gegenwart ("Jana aus Kassel") wehren.

Joachim Förster, Berlin

Teure Pflege und blanker Hohn

"Pflege für die Pfleger" vom 1. Februar:

Noch blanker geht blanker Hohn nicht! "Menschen, die das wollten, könnten dann auch zu Hause gepflegt werden." Wer will nicht lieber zu Hause gepflegt werden als in einem anonymen Pflegeheim?! Nur, dass dafür kaum Unterstützung bezahlt wird. Hausbesuche der Ärzte sind ebenfalls mangels adäquater Honorierung aus der Mode gekommen. Im Zweifelsfall muss der Notarzt kommen.

Der medizinische Dienst der Krankenkassen lehnt zudem möglichst alles ab, auch wenn Pflegeheime ein Vielfaches kosten. Schwarzarbeiterinnen sind nicht jedermanns Sache, und irgendwann ist die Kraft der Hauspflegenden erschöpft.

Jetzt sollen, wieder einmal, Ehrenamtliche die Lösung sein. Und, man höre und staune, die bis jetzt bevorzugt abgeschobenen ausländischen Pflegekräfte und Auszubildenden sollen plötzlich zügig anerkannt werden. Wie ein Wahlkampf doch die Versprechungen und Rechtsansprüche vermehrt.

Edeltraud Gebert, Gröbenzell

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