Weitere Briefe:Kunstvolle Sprache - schlichte Sprache

Lesezeit: 2 min

Starb am 14. Dezember im Alter von 95 Jahren: die Autorin und Übersetzerin Sybil Gräfin Schönfeldt. (Foto: Erwin Elsner/dpa)

Eine Dame von politischer Haltung alter Schule und eine Betrachtung des Englischen als Instrument schleichender Gleichmacherei.

Haltung und Charme

"Das Glück der Welt im Kopf" vom 17. Dezember:

Einen herzlichen Dank für diesen sehr exzellenten Nachruf auf Sybil Gräfin Schönfeldt. Es ist vielen Autoren, die in hohem Alter von uns gehen, nicht vergönnt, mit einer solchen Erinnerung in die Medien zu gelangen. Die vielseitige Künstlerin, ob als Autorin in unterschiedlichen literarischen Sparten, Übersetzerin oder Journalistin, hat insofern Spuren hinterlassen. Sie war Jahrzehnte Mitglied in unserer Hamburger Autorenvereinigung und mit ihrer Biografie in Zeiten der Hitler-Diktatur, Weltkrieg und Nachkriegsjahren - neben mittlerweile verstorbenen Zeitgenossen wie Siegfried Lenz, Walter Kempowski, Günter Kunert, Gabriel Laub und weiteren - eines der Fundamente des verdienstvoll von der vor zehn Jahren verstorbenen Wirtschaftsjournalistin Rosemarie Fiedler-Winter gegründeten Hamburger Schriftstellerverbandes. Wenn man sich allein schon die gegenwärtige, von Krieg gezeichnete Lage anschaut, war ihr vorbildliches Verhalten mit den von ihr propagierten Regeln des menschlichen Umgangs alles andere als altbacken, wie gelegentliche Zeitgeistkritik ihr entgegenhielt. Ich persönlich erinnere mich unter anderem noch an Gräfin Schönfeldt als Gastgeberin mit eigener Kochkunst und anschließender Diskussionsrunde in ihrer Hamburger Wohnung. Sie war eine Dame mit klarer Haltung, aber auch mit ansteckendem Charme. Es gibt leider nur noch wenige Autoren, welche diese schwierigen Zeitphasen erlebt und überwunden haben. Wir werden sie jetzt umso mehr vermissen.

Peter D. Schmidt, Wedel

Ade, multikulturelles Europa

"English, please!" vom 23. November:

Ade, mein schönes multikulturelles Europa! Als Belgier durfte ich erleben, wie Sprachkenntnisse mir die Türen geöffnet haben. In der Fremdsprache Englisch hingegen nimmt sich keiner die Zeit. Die heutige Jugend muss offenbar zu einer neuartigen Art Provinzialismus erzogen werden. Gleichförmigkeit soll die Welt kurzweiliger machen. Die hier aufgetischten Argumente gehören aufgrund ihrer Janusköpfigkeit ins Kuriositätenkabinett. Dass das Englische auf Förmlichkeiten wie das Sie verzichtet, gibt sich auf den ersten Blick hübsch demokratisch, spricht aber nicht für den Reichtum der englischen Ausdrucksmöglichkeiten.

Wie oft habe ich verschämt weggeschaut, wenn ich in meiner Heimuniversität Antwerpen (Belgien) an offen stehenden Türen oder Fenstern Fetzen sogenannter englischsprachiger Vorlesungen aufschnappen musste. Vom großen Lachen ist hier die Rede. Ich möchte mal wissen, mit wie viel Humor, Tiefgang und Präzision eine landläufige Diskussion auf Englisch gespickt ist. Wenn gelacht wird, dann wohl über Patzer und Missverständnisse.

Prof. Dr. Roland Duhamel, Oostende/Belgien

Hinweis

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion, sie dürfen gekürzt und in allen Ausgaben und Kanälen der Süddeutschen Zeitung , gedruckt wie digital, veröffentlicht werden, stets unter Angabe von Vor- und Nachname und dem Wohnort. Schreiben Sie Ihre Beiträge unter Bezugnahme auf die jeweiligen SZ-Artikel an forum@sz.de . Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre Adresse und Telefonnummer an. Postalisch erreichen Sie uns unter Süddeutsche Zeitung, Forum & Leserdialog, Hultschiner Str. 8, 81677 München, per Fax unter 089/2183-8530.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: