Volkswirtin Seyda und ihre Mitautoren liefern mehrere Thesen, was die gleichberechtigte und vor allem die Doppel-Verdiener-Familie unzufrieden macht. So sei es nach wie vor einfacher, traditionellen Rollenmustern zu folgen. "Es ist zwar mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert für Frauen, Karriere zu machen. Aber als Mann lange Elternzeit zu nehmen oder Teilzeit zu nehmen, wird noch nicht so sehr akzeptiert." Das gilt vor allem in der Wirtschaft: Eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung mit dem Titel "Väter zwischen Karriere und Familie" hält zum Beispiel fest, dass zwar immer mehr Firmen auf Familienfreundlichkeit setzen, sich aber viele auf die Bedürfnisse von Frauen konzentrieren, und nicht Väterfreundlichkeit im Sinn haben.
Seyda führt daneben auch die Doppelbelastung von Beruf und Haushalt an. Der "Organisationsstress", Kinderbetreuung, die Arbeitszeit beider Elternteile und die Familienzeit zu koordinieren, trifft Frauen nach wie vor stärker als Männer. Drei Viertel aller Mütter bewältigen den größeren Teil von Erziehung und Hausarbeit, auch bei den Vollzeitberufstätigen ist es mehr als die Hälfte. Unzufrieden seien viele erwerbstätige Frauen womöglich auch deshalb, weil sie sich bei Bildung und Einkommen nicht mehr nur mit Frauen, sondern mit Männern und deren oft höheren Einkommen vergleichen. Schließlich seien viele Familien finanziell darauf angewiesen, dass beide Elternteile arbeiten - obwohl sie sich ein anderes Modell wünschen.
Einiges deutet darauf hin, dass gerade die Finanzlage, die für die Lebenszufriedenheit von großer Bedeutung ist, die Ambitionen von Vätern begrenzt, Teilzeit zu arbeiten. So zeigt eine Analyse der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zur Entlohnung von Teilzeitkräften von 2010, dass "insbesondere hochqualifizierte" Männer "durch die Abweichung vom Normalarbeitsverhältnis finanzielle Einbußen hinnehmen" müssten, prozentual seien bei ihnen die Einkommenseinschnitte höher als bei Frauen. Auch die Studie des Roman-Herzog-Instituts zeigt: Teilzeitbeschäftigte Männer sind unzufriedener als vollzeitbeschäftigte; bei Frauen findet sich hier kein Zusammenhang.