Die Gesundheit der Deutschen schreiben sich selbstredend alle Parteien auf die Fahne. Doch in der Praxis hapert es ausgerechnet, wenn es darum geht, das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko zu minimieren: das Rauchen. Ob Werbeverbot für Zigaretten, Verkaufseinschränkungen oder Rauchverbote - Deutschland bleibt in Sachen Nichtraucherschutz noch immer hinter vielen anderen Staaten zurück. Auch die aktuellen Pläne der EU - größere Warnhinweise und Schockfotos auf den Zigarettenschachteln - stoßen bei der jetzigen Regierung auf wenig Gegenliebe. Würde eine andere anders entscheiden?
Kurz vor der Wahl hat die Deutsche Herzstiftung die fünf größten Parteien um ihre Positionen zum Nichtraucherschutz gebeten. Das ernüchterndste Ergebnis: Der größte Tabakfreund ist die Partei, die gegenwärtig den Bundesgesundheitsminister und die Drogenbeauftragte stellt: die FDP.
Tabakwerbung weiter einschränken? Für die Liberalen ist dies "Bevormundung" des Verbrauchers. Bundesweite Rauchverbote in der Gastronomie? "Bevormundung bis an den kleinsten Tresen". Schockfotos auf Zigarettenschachteln? Da sieht die FDP allerlei Freiheiten bedroht: die unternehmerische Freiheit, die Berufsausübungsfreiheit und den freien Wettbewerb. Die Partei treibt vor allem die Sorge um, dass "vom Markt gedrängt" wird, was sie als "Genussmittel" bezeichnet: Glimmstengel, die 4800 Chemikalien enthalten. 90 von ihnen sind krebserregend.
Die CDU verfährt nach dem Motto "weiter so" und lobt, was alles schon erreicht sei: strenge Werbeverbote in Print- und elektronischen Medien zum Beispiel. Nicht erwähnt wird, dass die einzigen Länder, die in Europa noch ganze Plakatwände mit Zigarettenreklame zupflastern, Bulgarien und Deutschland heißen. Es findet sich auch kein Wort dazu, dass die Bundesrepublik sich eigentlich schon 2003 zu einem kompletten Tabakwerbeverbot verpflichtet hat. Damals unterzeichnete sie ein entsprechendes Abkommen der Weltgesundheitsorganisation; umgesetzt hat sie es bis heute nie.
In Sachen Rauchverbot sieht die Union die Länder in der Pflicht. Und was die von der EU geplanten Schockfotos und größeren Warnhinweise betrifft, ist sie gewohnt skeptisch: Eigentlich wüssten doch eh alle schon um die Gefahren des Rauchens.