Schwerin:Viele Läden ab Mittwoch dicht: Tourismus wird eingestellt

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Von Mittwoch an bleiben in Mecklenburg-Vorpommern wegen der Coronavirus-Epidemie alle Geschäfte geschlossen, die nicht unbedingt für die Versorgung der...

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Schwerin (dpa/mv) - Von Mittwoch an bleiben in Mecklenburg-Vorpommern wegen der Coronavirus-Epidemie alle Geschäfte geschlossen, die nicht unbedingt für die Versorgung der Bevölkerung notwendig sind. Zudem sind Touristen aufgefordert, bis Donnerstag die Urlaubsorte im Nordosten zu verlassen und nach Hause zurückzukehren. Mit diesen einschneidenden Maßnahmen sollen nach den Worten von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) die sozialen Kontakte weiter verringert und so die Ansteckungsgefahr mit dem neuartigen Coronavirus eingedämmt werden. „Wir sind uns einig, dass der Maßstab die Gesundheit der Bevölkerung ist“, sagte Schwesig am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Schwerin.

Sie verwies darauf, dass die Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs weiterhin uneingeschränkt sichergestellt bleibe. Deshalb seien von der bis zum 19. April geltenden Schließungsanordnung neben Supermärkten auch Wochen- und Getränkemärkte, Lieferdienste, Apotheken und Drogerien, Tankstellen, Banken, Poststellen und Baumärkte ausgenommen. Frisör- und Waschsalons dürften ebenfalls geöffnet bleiben. Das Verkaufsverbot am Sonntag wird aufgehoben.

Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe können ihren Betrieb fortsetzen. Restaurants können täglich bis 18.00 Uhr öffnen, sollen aber ihre Tische auseinanderrücken. Bars, Diskotheken, Fitnesscenter und Schwimmbäder müssen hingegen dicht machen. Gleiches gilt seit dem Wochenende schon für Museen und Theater. Neu ist, dass nun auch der Besuch von Spielplätzen untersagt ist.

Schwesig appellierte an die Bevölkerung, sich an die Maßgaben zu halten und weiterhin besonnen zu handeln. „Im Tagesrhythmus gibt es einschneidende Maßnahmen in unser aller Leben. Schließung von Kitas und Schulen, jetzt kommen einige Läden dazu. Urlaub ist nicht mehr möglich. Das macht niemand, weil er sich das einfach ausgedacht hat“, betonte Schwesig. Die Eingriffe seien nötig, um den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zu gewährleisten.

„Die gute Nachricht ist, dass Mecklenburg-Vorpommern weiterhin nur mit geringen Zahlen des Corona-Virus betroffen ist“, sagte Schwesig. Es gebe auch nur wenige schwere Verläufe der Lungenkrankheit, die Kliniken hätten die Lage im Griff. Bis Dienstagabend wurden landesweit 69 nachgewiesene Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 registriert. Inzwischen fünf Patienten befinden sich nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGUS) in stationärer Behandlung.

An den Zugängen zu den Ostsee-Inseln wurden unterdessen Absperrungen eingerichtet. Polizisten kontrollieren Autos, um mögliche Touristen, die noch auf die Inseln wollen, zur Umkehr zu veranlassen. Der Verlust des bevorstehenden Ostergeschäftes treffe die Branche hart, sagte der Geschäftsführer des Landestourismusverbands, Tobias Woitendorf, der auf Einladung Schwesigs an der Kabinettssitzung teilgenommen hatte. Doch könne der Tourismus angesichts der gesundheitlichen Gefahren keine Gegenwelt bilden. „Die Maßnahmen, so hart sie sind, sie sind derzeit notwendig und sie sind alternativlos“, sagte Woitendorf. Hoteliers und Gastronomen benötigten aber Hilfe, um die kommenden Wochen zu überstehen und nach überwundener Corona-Krise wieder durchstarten zu können.

Nach Angaben von Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) beschloss das Kabinett ein 100 Millionen Euro umfassendes Hilfspaket für die heimische Wirtschaft, mit dem die Stützungsmaßnahmen des Bundes wie gelockerte Kurzarbeitsregeln flankiert würden. Kredite und Landesbürgschaften sollen den Unternehmen helfen, liquide zu bleiben. Kleinstbetrieben und Freiberuflern könnten rasch und mit geringem bürokratischen Aufwand Darlehen von 20 000 Euro erhalten. Der Rahmen für Kreditbürgschaften des Lande werde auf 2,5 Millionen Euro verdoppelt. „Das wird nicht die letzten Maßnahme sein. Aber es ist eine erster Schritt, um Arbeitsplätze zu sichern und um Unternehmen nicht Konkurs gehen zu lassen“, erklärte Glawe.

Für viele Schüler in Mecklenburg-Vorpommern begann unterdessen der Schulalltag zu Hause. Die ersten Schulen versorgten die Mädchen und Jungen mit Aufgaben, darunter das Gymnasium in Ludwigslust mit 650 Schülern und die Förderschule in Neukloster (Nordwestmecklenburg), wie eine Recherche der Deutschen Presse-Agentur ergab. Am Gymnasium Fridericianum in Schwerin sollen die Schüler ab Mittwoch ihre Aufgaben auf der digitalen Lernplattform „Moodle“ finden.

Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte kündigte an, zur Eindämmung der Lungenerkrankung Covid-19 auch kleinere private und öffentliche Treffen kontrollieren zu wollen. Wie eine Kreissprecherin sagte, legt eine „Allgemeinverfügung“ dazu fest, dass alle Veranstaltungen mit weniger als 50 erwarteten Besuchern oder Teilnehmern dem Gesundheitsamt unter Vorlage einer Risikobewertung angezeigt werden müssen. Das betreffe unter anderem Geburtstags- oder Trauerfeiern. Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern sind für die kommenden fünf Wochen generell verboten

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