Cottbus:Impfstart an Brandenburger Kliniken

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Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) spricht bei einem Besuch am Carl-Thiem-Klinikum. (Foto: Silke Nauschütz/dpa-Zentralbild/ZB)

Nach dem Start der Impfungen in Brandenburger Senioreneinrichtungen am vergangenen Sonntag haben am Dienstag auch in acht großen Kliniken die Impfungen des...

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Cottbus (dpa/bb) - Nach dem Start der Impfungen in Brandenburger Senioreneinrichtungen am vergangenen Sonntag haben am Dienstag auch in acht großen Kliniken die Impfungen des medizinischen Personals begonnen. Im Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann wurde die Impfstelle im zentralen Konferenzraum untergebracht, wie Sprecherin Damaris Hunsmann berichtete. Zwölf Mitarbeiter an vier Beratungs- und Aufklärungsplätzen und zwei Impfplätzen sollen die Impfungen schnell umsetzen. Bis zu 200 Impfungen pro Tag sollen möglich sein. Zunächst werden den Angaben zufolge Klinikmitarbeiter in Hochrisikobereichen geimpft - die Impfstrategie orientiert sich an den Vorgaben des Robert Koch-Instituts (RKI). Das wären etwa die Covid-Stationen und die Zentrale Notaufnahme. Bis zum 1. Januar sollen die ersten 500 Mitarbeiter Impfungen gegen das Virus erhalten.

Auch am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum (CTK) haben Mitarbeiter seit Dienstag die Möglichkeit, sich gegen das Virus impfen lassen. Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) warnte bei einem Besuch des Klinikums vor zu viel Euphorie. „Bis wir so viele Menschen geimpft haben, dass das zur Unterbrechung von Infektionsketten reicht, werden Monate ins Land gehen“, sagte die Ministerin in Cottbus. Nach Angaben von CTK-Geschäftsführer Götz Brodermann hatte das Klinikum am Montag 200 Impfdosen für zwei Tage erhalten, weitere 1000 sollen nächste Woche folgen.

Derzeit werden nach Angaben von Brodermann 70 Covid-Patienen am Klinikum betreut, 15 von ihnen liegen auf der Intensivstation. Im Laufe des Tages sollte zu den drei Covid-Stationen eine weitere mit 20 Betten eröffnet werden. Wegen der Überlastung der Kliniken im Süden sind vor Weihnachten über 100 Patienten aus der Lausitz in Krankenhäuser im Norden und nach Berlin verlegt worden, auch aus dem CTK in Cottbus.

Das Klinikpersonal sei derzeit einer Dreifachbelastung ausgesetzt, berichtete Markus Niggemann, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Carl-Thiem-Klinikum Cottbus GmbH: „Höchststand an Patienten, Höchststand an covidbedingtem Mitarbeiterausfall und gleichzeitig Personalbindung für die Impfung.“

Nach Angaben von Nonnemacher ist in ganz Brandenburg aktuell über 30 Prozent des medizinischen Personals selbst an Covid-19 erkrankt, befindet sich in Quarantäne oder leidet an anderen Krankheiten. „Der Januar wird ein extrem schwieriger Monat“, schätzte die Ministerin ein. Die hohen Infektionszahlen der vergangenen Tage würden sich mit 14 Tagen Verzögerung in den Krankenhäusern widerspiegeln. „Wir werden Mitte Januar hier eine massive Belastung im Gesundheitswesen bekommen.“

Impfungen sind am Dienstag unter anderem auch am Klinikum Frankfurt (Oder) in Markendorf, am Klinikum Niederlausitz in Senftenberg, am Städtischen Klinikum Brandenburg und in den Ruppiner Kliniken Neuruppin gestartet. Nach aktuellem Stand wird das Land Brandenburg laut Ministerium bis Ende Dezember 2020 in mehreren Lieferungen insgesamt 39 000 Impfdosen angeliefert bekommen. Von diesen ersten Impfdosen müsse die Hälfte als Reserve für die notwendige Zweitimpfung aufbewahrt werden, hieß es.

Die Zahl der Corona-Infektionen ist in Brandenburg innerhalb eines Tages wieder gestiegen. Das Gesundheitsministerium meldete am Dienstag 846 neue Fälle. Am Montag waren es innerhalb von 24 Stunden 417, am Sonntag 408 neue Fälle. Die Infektionszahlen werden am Wochenende gewöhnlich verzögert gemeldet. Vor den Feiertagen lag die Zahl am Donnerstag bei 1181 Fällen und 1580 am Mittwoch. 60 Menschen starben innerhalb von 24 Stunden im Zusammenhang mit Covid-19.

Mit Blick auf Silvester appellierten Nonnemacher und Innenminister Michael Stübgen (CDU) an die Bevölkerung, aus Solidarität freiwillig auf private Feuerwerke zu verzichten. „Schon eine gewöhnliche Silvesternacht ist ein Ausnahmezustand für jede Rettungsstelle und Notfallambulanz“, erklärte Nonnemacher. Die Krankenhäuser seien wegen der Versorgung sehr vieler Covid-19-Patienten bereits jetzt an ihrer Belastungsgrenze. Nach Ansicht von Stübgen ist gegenseitige Rücksichtnahme „das Gebot der Stunde“.

Der Verkauf von Silvesterfeuerwerk ist in diesem Jahr bundesweit verboten. Das Zünden von Feuerwerkskörpern ist in Brandenburg zwar grundsätzlich möglich, an publikumsträchtigen Plätzen aber tabu.

Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hatte am Montag das bundesweite Verkaufsverbot für Silvester-Feuerwerk bestätigt. Zur Begründung hatte es unter anderem geheißen, nach allgemeiner langjähriger Erfahrung sei damit zu rechnen, dass unsachgemäßer Gebrauch von Silvester-Feuerwerk zu akut behandlungsbedürftigen Verletzungen führe. Die Behandlung der Verletzten würde das zurzeit ohnehin stark beanspruchte Krankenhauspersonal zusätzlich treffen.

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