Gesundheit - Schwerin:Touristen müssen gezwungenermaßen draußen bleiben in MV

Corona
Der Schriftzug "Polizei" ist vor einem Polizeirevier zu sehen. Foto: Boris Roessler/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Klein Trebbow (dpa/mv) - Touristen sind in diesen Tagen gezwungenermaßen keine gern gesehenen Gäste im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern. Wegen der schnellen Ausbreitung des neuartigen Coronavirus soll es keinen unerlaubten Reiseverkehr mehr geben. Das soll die Polizei an zehn mobilen Kontrollstellen verstärkt überprüfen. Dabei im Visier: Autos mit Kennzeichen von außerhalb.

Innenminister Lorenz Caffier (CDU) begutachtete am Freitag die Situation an einer dieser Kontrollstellen. An der Bundesstraße 96 bei Neustrelitz (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) winken die Polizisten Autos aus dem Verkehr. Die Aktion ist eine ungewollt großangelegte Touristen-Razzia. Der Weg in andere Bundesländer ist von Kontrollstellen wie hier nicht weit.

Autos mit Kennzeichen aus Mecklenburg-Vorpommern werden durchgewunken, die anderen werden im Zweifel angehalten und hinterfragt, sagte Caffier der Deutschen Presse-Agentur. Wer sich nicht daran halte, begehe eine Straftat, bekräftigte er. Es gebe keine andere Möglichkeit, die Auswirkungen des Coronavirus einzuschränken. Gäste, die sich noch in MV aufhalten, würden in den Tourismusgegenden mit Lautsprecherdurchsagen dazu aufgefordert, das Bundesland zu verlassen, sagte Caffier weiter. Bis Freitagnachmittag waren 167 bestätigte Corona-Fälle bekannt.

"Das sind alles Maßnahmen, die sind für mich bis vor kurzem noch unvorstellbar gewesen. Das hätte wahrscheinlich sofort einen Untersuchungsausschuss zur Folge gehabt", sagte Caffier, während im Hintergrund Fahrzeuge an der Bundesstraße lautstark zu hören sind. In der jetzigen Zeit gebe es aber keine andere Chance zu agieren.

Vor wenigen Monaten war die Stimmung in der für die Wirtschaft so wichtigen Tourismusbranche noch gut. Bei einer Umfrage des Landestourismusverbandes erwarteten damals 62 Prozent der Anbieter im Nordosten für 2020 ein vergleichbares Geschäft wie 2019. 12 Prozent gingen von einem besseren und 11 Prozent von einem schlechteren Jahr aus.

Die Stimmung sieht jetzt ganz anders aus. In einer Verbandsumfrage unter 900 Unternehmen planten 70 Prozent eine vorübergehende Schließung. Gleichzeitig rechneten 95 Prozent mit starken Umsatzeinbußen, 40 Prozent befürchteten gar einen Komplettausfall des Umsatzes, Einbrüche von mehr als 75 Prozent erwarten rund 20 Prozent. "Die Lage ist nicht anders als mit dem Wort dramatisch zu beschreiben. Nahezu alle touristischen Unternehmen im Land sind auf Unterstützung angewiesen", sagte der Geschäftsführer des Landestourismusverbands, Tobias Woitendorf.

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