Potsdam:Impfstart in Pflegeheim: „Wir stehen vor einem Impfmarathon“

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Der Biontech-Impfstoff wird in einem Impfzentrum gezeigt. (Foto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa)

In Brandenburg haben die Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Als erste Brandenburgerin wurde am Sonntag die 87-jährige Ruth Heise im Seniorenwohnpark des...

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Großräschen (dpa/bb) - In Brandenburg haben die Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Als erste Brandenburgerin wurde am Sonntag die 87-jährige Ruth Heise im Seniorenwohnpark des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Großräschen geimpft. Ihre Tochter hielt der gelernten Friseurin während der Impfung die Hand. „Alles halb so schlimm“, sagte die 87-Jährige nach dem „Piks“ lächelnd. Anschließend kamen etwa 30 weitere Bewohner und Mitarbeiter der Einrichtung im Landkreis Oberspreewald-Lausitz dran. Der Landkreis ist in Brandenburg ein Corona-Hotspot mit einer kontinuierlich hohen Zahl an Neuinfektionen.

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) rechnet mit einer monatelangen Impfkampagne. „Aber jetzt geht es los: Mit den Impfungen haben wir die Chance, in mehreren Monaten so weit zu sein, dass Infektionsketten wirklich unterbrochen werden können.“ Daher müssten zunächst die harten Lockdown-Maßnahmen noch durchgehalten werden, betonte die Ministerin: „Wir sind noch lange nicht über den Berg.“

Zu Beginn stünden nur begrenzte Impfstoffmengen zur Verfügung, sagte Nonnemacher. „Um die Anzahl schwerer Krankheitsverläufe und Sterbefälle möglichst schnell zu reduzieren, sollen zunächst Personen über 80 Jahre und Bewohnerinnen und Bewohner in Alten- und Pflegeheimen geimpft werden“, erläuterte sie. Sie rief die Bürger dazu auf, sich frühzeitig mit dem Thema Impfung auseinanderzusetzen. „Sie werden rechtzeitig informiert, wann Sie impfberechtigt sind und sich für eine Impfung anmelden können“, kündigte die Ministerin an. „Ich lasse mich impfen, wenn ich an der Reihe bin.“

Das Brandenburger DRK ist für die Koordinierung der Termine und die Anlieferung des Impfstoffs mit mobilen Teams zuständig. „Wir stehen am Anfang eines Impfmarathons“, sagte der Vorstandsvorsitzende Hubertus Diemer. Denn nun müssten Bewohner und Mitarbeiter von rund 300 Einrichtungen der Altenhilfe geimpft werden. „Eine Impfaktion dieses Ausmaßes hat es bislang noch nie gegeben.“ Dabei sei die Koordinierung und die Logistik der Impfstoff-Anlieferung die größte Herausforderung. „Und wir brauchen eine hohe Impfbereitschaft bei den Beschäftigten und bei den Bewohnern“, betonte Diemer. „Ich kann nur dazu aufrufen, weil dies eine lebensrettende Maßnahme ist.“

Die Vorsitzende des DRK-Kreisverbands Lausitz, Bianka Sebischka-Klaus berichtete, dass viele Angehörige der Heimbewohner schnell erreicht werden konnten. „Sodass mit den Bewohnern gemeinsam entschieden werden konnte, ob eine Impfung erfolgen soll oder nicht“, sagte sie. „Und bei der Multimorbidität (Mehrfacherkrankung) von Bewohnern, die in einer stationären Einrichtung wohnen, ist es auch nicht so einfach, die richtige Entscheidung zu treffen.“ Bei Bewohnern, die unter Betreuung stehen, muss auch der Betreuer einwilligen.

Am Samstag war die erste Lieferung mit 9750 Impfdosen unter Geleitschutz der Bundespolizei in Brandenburg eingetroffen. Aus Sicherheitsgründen wird der Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und des US-Pharmariesens Pfizer an einem geheimen Ort gelagert. Bis zum Jahresende werden weitere Lieferungen mit insgesamt rund 30 000 Impfdosen erwartet. Für einen ausreichenden Schutz sind zwei Impfungen pro Person notwendig.

In den kommenden Tagen sind laut Gesundheitsministerium weitere Aktionen mit mobilen Impfteams in Senioreneinrichtungen im Landkreis Havelland und in Cottbus geplant. Von Dienstag an sollen auch die Mitarbeiter in den Krankenhäusern gegen das Coronavirus geimpft werden. Zwei Impfzentren in Potsdam und Cottbus starten am 5. Januar.

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