Gesundheit - Donauwörth:Ermittlungen zu Klinik-Skandal um Hepatitis-Infektionen

Donauwörth (dpa/lby) - Ein Ende der Ermittlungen wegen der Serie von Hepatitis-Infektionen im kommunalen Krankenhaus in Donauwörth ist nicht in Sicht. Ein Narkosearzt wird verdächtigt, bei Operationen in der nordschwäbischen Donau-Ries-Klinik reihenweise Patienten mit Leberentzündung angesteckt haben. Das Gesundheitsamt geht von mindestens 60 OP-Patienten aus, auf die der frühere Anästhesist der Klinik Hepatitis C übertragen haben soll. Die Augsburger Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts von Körperverletzungsdelikten gegen den Mediziner. Er arbeitet seit einiger Zeit nicht mehr in Donauwörth.

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Donauwörth (dpa/lby) - Ein Ende der Ermittlungen wegen der Serie von Hepatitis-Infektionen im kommunalen Krankenhaus in Donauwörth ist nicht in Sicht. Ein Narkosearzt wird verdächtigt, bei Operationen in der nordschwäbischen Donau-Ries-Klinik reihenweise Patienten mit Leberentzündung angesteckt haben. Das Gesundheitsamt geht von mindestens 60 OP-Patienten aus, auf die der frühere Anästhesist der Klinik Hepatitis C übertragen haben soll. Die Augsburger Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts von Körperverletzungsdelikten gegen den Mediziner. Er arbeitet seit einiger Zeit nicht mehr in Donauwörth.

"Es ist sehr komplex und sehr umfangreich, weil wir ja für jeden Einzelfall den Weg der Infektion und die Verantwortlichkeiten prüfen und strafrechtlich bewerten müssen", sagte Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai zu dem Verfahren. Die Untersuchung finde in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt im Landkreis Donau-Ries statt.

Im Unterschied zur Staatsanwaltschaft ist das Landratsamt in den vergangenen Monaten immer wieder mit Detailinformationen an die Öffentlichkeit gegangen. Für die strafrechtlichen Ermittlungen sei das nicht hilfreich, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Nickolai hat allerdings auch Verständnis für das Vorgehen der Behörde in Donauwörth. "Das Gesundheitsamt veröffentlicht sehr viel, muss es wohl auch, weil es nach dem Infektionsschutzgesetz die Aufgabe hat, die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern", sagt er. Er geht davon aus, dass zu dem Komplex gleich mehrere Gutachten erstellt werden müssen, um den Fall strafrechtlich beurteilen zu können.

Mehr als 1600 frühere Patienten des beschuldigten Mediziners wurden von dem Gesundheitsamt aufgefordert, sich bei ihrem Hausarzt auf Hepatitis C testen zu lassen. Einige leben im europäischen Ausland, beispielsweise in Frankreich, Großbritannien, Polen oder der Schweiz, was die Untersuchung zusätzlich erschwert. Noch nicht alle Angeschriebenen haben bereits geantwortet.

Wenn die Ergebnisse positiv sind, muss vom Robert-Koch-Institut in Berlin in einem zweiten Durchgang der konkrete Untertyp ermittelt werden. Nachdem bei rund 60 ehemaligen Klinikpatienten die Tests eine Hepatitis-C-Infektion bestätigt haben, wurde inzwischen in mehreren Dutzend Fällen auch der gleiche Genotyp festgestellt. Die Untersuchungen sind aber noch nicht abgeschlossen.

Nach der Darstellung der Gesundheitsbehörde erhärtet sich somit der Verdacht gegen den früheren Beschäftigten. Denn es könne "von einer einzigen gemeinsamen Ansteckungsquelle" ausgegangen werden. Andere möglicherweise ebenfalls infizierte Mitarbeiter des Krankenhauses seien bislang nicht bekannt.

Der verdächtige Arzt litt selbst an Hepatitis C und war nach früheren Angaben der Kreisbehörde medikamentenabhängig. Wie er seine Patienten möglicherweise angesteckt hat, ist noch rätselhaft. Normalerweise wird Hepatitis C nur über Blutkontakt übertragen. Die Krankheit kann im schlimmsten Fall Krebs auslösen, wenn sie nicht erkannt wird. Mittlerweile gibt es aber auch erfolgreiche medikamentöse Therapien.

Die Anwälte des Anästhesisten wollen sich derzeit nicht zu den Vorwürfen gegen ihren Mandanten äußern. Man beteilige sich nicht an den kursierenden Spekulationen, erklärten die beiden Verteidiger.

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