Diät:Welche Ernährungstrends wirklich gesund sind

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Deftig, fleischlastig, vegetarisch, vegan, Paleo oder Keto: Nicht alle Ernährungsfahrpläne sind wirklich gesund. (Foto: Julia Uehren/dpa-tmn)

Paleo- und Keto-Diät können kurzfristig durchaus beim Abnehmen helfen - doch gut fürs Herz sind sie nicht, zeigt eine Analyse. Welchen Ernährungsfahrplan Experten stattdessen empfehlen.

Paleo- und Keto-Diäten mögen im Trend liegen - für ein gesundes Herz sind diese Ernährungsformen weniger empfehlenswert. Zu diesem Ergebnis kommt ein US-Team aus Kardiologen, Ernährungsmedizinern und anderen Gesundheitsexperten, das verschiedene beliebte Ernährungsweisen mit Nahrungsleitlinien für die Herzgesundheit abgeglichen hat. Wie die Gruppe nun im Fachblatt Circulation berichtet, berücksichtigten sie für ihre Rangliste auch, wie leicht und gut sich die unterschiedlichen Speisepläne langfristig befolgen lassen.

Die koronare Herzerkrankung ist nicht nur in Deutschland, sondern weltweit die führende Todesursache. Es gibt Wege, das Risiko zu verringern, etwa durch regelmäßige Bewegung oder den Verzicht aufs Rauchen. Ein weiterer großer Faktor ist die Ernährung. Eine Gruppe unter Leitung des Mediziners Christopher Gardner von der Stanford University hat nun im Auftrag der American Heart Association (AHA) für zehn beliebte Ernährungsformen untersucht, inwiefern sie die AHA-Richtlinien zur Herzgesundheit erfüllen. Diese empfehlen unter anderem die Begrenzung ungesunder Fette und übermäßiger Kohlenhydrate.

Eindeutiger Gewinner ist dabei die DASH-Diät ("Diätetischer Ansatz zum Stopp von Hochdruck"). Dabei wird in hohem Maß auf tierische Fette verzichtet, stattdessen stehen Fette aus Nüssen und Ölsaaten sowie viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Fisch auf dem Speiseplan. Darüber hinaus wird die Salzzufuhr reduziert und bevorzugt zu fettarmen Milchprodukten gegriffen.

Vegane Ernährung landet nur im Mittelfeld

Eine gute Bewertung erteilten die Experten auch der pescetarischen Ernährung, bei der auf Fleisch verzichtet, Fisch und andere tierische Produkte aber gegessen werden. Auch vegetarische Ernährungsweisen kamen gut weg, wenn sie Eier, Milchprodukte oder beides einschließen. In der Spitzengruppe landete zudem die von der Deutschen Herzstiftung empfohlene Mittelmeer-Diät. Diese umfasst viel Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte, ballaststoffreiche Vollkornprodukte und Nüsse, Fisch und hochwertige Öle.

"Wenn sie wie vorgesehen umgesetzt werden, stimmen die Ernährungsformen der Spitzengruppe am besten mit den Richtlinien der American Heart Association überein und können so angepasst werden, dass sie kulturelle Gepflogenheiten, Lebensmittelpräferenzen und Budgets berücksichtigen, damit die Menschen sich langfristig immer so ernähren können", sagt Hauptautor Gardner. Weniger leicht umzusetzen als diese vier Ernährungsformen sind nach Ansicht der Experten Veganismus und fettarme Kost: Die großen Einschränkungen bei ersterer würden ein langfristiges Befolgen erschweren, noch dazu sei das Risiko eines Vitamin-B-12-Mangels erhöht. Und die fettarme Kost wiederum unterscheide nicht zwischen gesunden und ungesunden Fetten.

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Eine sehr fettarme Ernährung, bei der Fett weniger als zehn Prozent der Gesamtkalorien ausmacht, sowie eine kohlenhydratarme Ernährung, in deren Rahmen der Anteil der Kohlenhydrate auf 30 bis 40 Prozent reduziert wird, entsprachen noch weniger den AHA-Richtlinien. Das Schlusslicht bildeten Paleo- und Keto-Diät - beides sind Ernährungsformen, die seit einiger Zeit in sozialen Netzwerken wie Tiktok oder Instagram angepriesen werden.

Eine gute Ernährung muss auch auf Dauer durchzuhalten sein

Während sich die Paleo-Diät an den in der Steinzeit vermeintlich verfügbaren Lebensmitteln orientiert und Vollkorn, raffiniertes Getreide, Hülsenfrüchte, Öle und Milchprodukte ausschließt, begrenzt die ketogene Ernährung Kohlenhydrate auf weniger als zehn Prozent der täglichen Kalorien. Stattdessen wird auf Fette aus tierischen Quellen gesetzt. Insbesondere die Einschränkungen beim Verzehr von Obst, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten sehen die Experten bei diesen beiden Ernährungsformen mit Blick auf die Herzgesundheit kritisch. "Sie sind sehr restriktiv und für die meisten Menschen auf Dauer schwer durchzuhalten", erklärt Gardner. Kurzfristige Vorteile und ein erheblicher Gewichtsverlust seien zwar sowohl mit der Paleo- als auch mit der Keto-Diät wahrscheinlich, aber wegen der hohen Hürden kaum durchzuhalten: "Eine Diät, die dem Einzelnen hilft, sein Ziel der Gewichtsabnahme beizubehalten, muss aus praktischer Sicht auch nachhaltig sein."

Insgesamt, so die Hoffnung der Autoren, werde ihre wissenschaftliche Stellungnahme Orientierung bieten, wenn es um eine herzgesunde Ernährung gehe. "Die Zahl der verschiedenen beliebten Ernährungsformen hat in den letzten Jahren stark zugenommen, und die Menge an Fehlinformationen über sie in den sozialen Medien hat ein kritisches Ausmaß erreicht", merkt Gardner an. Das führe nicht nur in der allgemeinen Öffentlichkeit, sondern selbst bei Menschen in Gesundheitsberufen zu Verwirrung: "Sie haben vielleicht das Gefühl, nicht die Zeit oder die Ausbildung zu haben, um die verschiedenen Ernährungsweisen zu bewerten." Hier könne die Stellungnahme nun als eine Art Spickzettel dienen: "Wir hoffen, dass sie Ärzten und Öffentlichkeit als Hilfsmittel dient, um zu verstehen, welche Ernährungsweisen eine gute kardiometabolische Gesundheit fördern."

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