Dopingmittel:Trimetazidin: mehr Energie, mehr Ausdauer - und verboten

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Die russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa wurde positiv auf Trimetazidin getestet. (Foto: Valery Sharifulin/imago)

Ursprünglich wurde es als Herzmedikament entwickelt, mittlerweile ist Trimetazidin als Dopingmittel bekannt. Warum der Wirkstoff bei Athleten so beliebt ist.

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Es macht das Herz leichter. Nicht im wörtlichen Sinne, aber immerhin wird dem Herz durch Trimetazidin die Arbeit erleichtert. Der Herzmuskel kann sich besser kontrahieren und Blut in den Kreislauf pumpen, weil der Blutzucker im Myokard effektiver verarbeitet wird. Doch nicht nur am Herzen, im gesamten Körper wird die Energieverwertung verbessert und der Kohlenhydratstoffwechsel optimiert. Die genannten Faktoren tragen dazu bei, dass die Ausdauer gesteigert wird, Muskeln nicht so schnell ermüden und zudem bei Anstrengung nicht so starke Blutdruckspitzen auftreten. Auch die Herzfrequenz - also der Pulsschlag - bleibt weitgehend konstant. Man hält länger durch und spürt die Anstrengung nicht ganz so deutlich. Aus Sicht von Sportlern gibt es allerdings ein erhebliches Problem: Die Einnahme des Mittels gilt als unerlaubte Leistungssteigerung; es steht daher seit 2014 auf der Dopingliste.

Das Medikament ist ursprünglich zur Behandlung der Angina Pectoris (wörtlich: "Brustenge") entwickelt worden, die auftritt, wenn die Kranzgefäße zunehmend verkalken und verstopfen und deshalb weniger Blut den Herzmuskel erreicht. Der klinische Nutzen für Patienten ist jedoch ungewiss, therapeutisch spielt das Mittel deshalb keine Rolle. Allerdings erfreut es sich offenbar einiger Beliebtheit bei Spitzensportlern, denn es eignet sich dazu, deren Leistung zu verbessern. Jetzt ist bekannt geworden, dass Kamila Walijewa, die 15-jährige russische Eiskunstlauf-Olympiasiegerin, positiv auf das Medikament getestet wurde, allerdings soll die Probe bereits aus dem Dezember 2021 stammen. Ob die suspendierte Sportlerin die Team-Goldmedaille behalten und kommende Woche bei den Einzelwettbewerben starten darf, wird der Sportgerichtshof demnächst entscheiden müssen.

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Dass hochtrainierte, junge Spitzensportler das Medikament zufällig oder aus Versehen nehmen, kann eigentlich ausgeschlossen werden. Sie sind typischerweise nicht das Klientel, das aus medizinischen Gründen Arzneimittel nehmen muss, die den ausreichenden Blutfluss zum Herzen gewährleisten oder die sowieso schon gute Energienutzung noch weiter verbessern. Der chinesische Langstreckenschwimmer und Olympiasieger Sun Yang wurde 2014 positiv auf das Medikament getestet und anschließend für drei Monate gesperrt, nachdem das Mittel damals gerade neu auf die Dopingliste gekommen war.

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