Coronavirus:Biontech-Impfung wirkt offenbar lange

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Der Impfstoff von Biontech/Pfizer löst offenbar eine relativ langanhaltende starke Immunreaktion aus. (Foto: David Young/dpa)

Die mRNA-Vakzine von Biontech und Moderna führen zu einer lang anhaltenden Immunantwort gegen das Coronavirus, berichten US-Mediziner. Möglicherweise braucht es deshalb keine regelmäßigen Auffrischungen. Auch Ergebnisse zum Mischen verschiedener Impfstoffe machen Hoffnung.

Von Christoph von Eichhorn

Dass mRNA-Impfstoffe zuverlässig vor einer Corona-Infektion schützen, ist mittlerweile sicher. Die in der EU zugelassenen Vakzine von Biontech sowie Moderna verhindern mehr als 90 Prozent aller Covid-19-Fälle, gegen schwere Verläufe ist der Schutz sogar noch höher. Doch wie lange hält die Wirkung an, muss die Impfung möglicherweise jedes halbe Jahr aufgefrischt werden? Dazu gab es bislang kaum Daten.

Daten aus den USA machen nun allerdings Hoffnung, dass der Schutz lange anhalten könnte. Dort haben Immunologen um Ali Ellebedy von der Washington University School of Medicine nachgewiesen, dass das Vakzin von Biontech eine lang anhaltende Immunantwort im Körper auslöst, auch gegen verschiedene Varianten von Sars-CoV-2. Womöglich braucht es bei den mRNA-basierten Impfstoffen somit keine turnusmäßigen Auffrischungen. Um dies sicher auszuschließen, ist es aber noch zu früh, die Stichprobe der nun im Fachmagazin Nature publizierten Studie war mit 41 Personen recht klein.

Genesene zeigen nach der Impfung eine besonders ausgeprägte Immunantwort

Um die Immunantwort zu untersuchen, analysierten die Forscher die Antikörper im Blut der Probanden - kurz bevor diese die zweite Dosis des Vakzins gespritzt bekamen sowie in den Wochen danach. Bei allen Teilnehmern der Studie stieg insbesondere die Zahl der Antikörper vom Typ IgG nach der zweiten Impfung an. Dieser Typ von Antikörpern ist für das immunologische Gedächtnis maßgeblich, also den Aufbau eines lang anhaltenden Schutzes vor Erregern. Er sorgt beispielsweise dafür, dass man Kinderkrankheiten wie die Masern nicht noch einmal bekommt. Denn sobald der Körper später erneut mit den Erregern in Kontakt kommt, bilden spezialisierte B-Lymphozyten sofort wieder die passenden Antikörper zu deren Abwehr.

Von den 41 zum Zeitpunkt der Untersuchung gesunden Probanden hatten acht bereits eine Covid-Erkrankung durchgemacht. Bei diesen Genesenen war die Immunantwort nach der Impfung besonders stark, berichten die Wissenschaftler. Das galt auch für einzelne Varianten des Coronavirus, wie die erstmals in Großbritannien entdeckte Alpha-Variante oder die in Südafrika gefundene Beta-Mutante. Die neutralisierende Wirkung der Antikörper, also ihre Fähigkeit, die Viren unschädlich zu machen, übertraf bei den Genesenen die der Nie-Infizierten um mehr als den Faktor 20.

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Aber auch bei Personen, die nie mit dem Coronavirus infiziert waren, scheinen mRNA-Impfstoffe eine robuste lang anhaltende Immunantwort hervorzurufen. Darauf deuten zusätzlich Proben aus Lymphknoten hin, wo die für die Antikörperproduktion zuständigen B-Lymphozyten auf einzelne Erreger "trainiert" werden. Zellen, deren Antikörper an das Spike-Protein des Coronavirus binden und es damit ausschalten, ließen sich mehrheitlich noch 15 Wochen nach der ersten Impfdosis in den Lymphknoten nachweisen. Damit falle die Immunantwort auf die mRNA-Impfung deutlich robuster aus als jene auf die Grippe-Impfung, die jährlich erneuert werden muss. Die mRNA-Impfstoffe seien daher "auf Kurs", eine erfolgreiche Immunantwort auszulösen, so die Forscher.

"Mix and Match" ist Erfolg versprechend

Zielführend scheint auch die Praxis zu sein, verschiedene Impfstoffe zu mischen, um die Schutzwirkung zu erhöhen - darauf deutet eine weitere Studie hin. Wissenschaftler der Universität Oxford hatten an 850 über 50-jährigen Freiwilligen vier verschiedene Kombinationen der beiden Wirkstoffe von Biontech und Astra Zeneca untersucht. Die meisten Antikörper wurden nach zwei Impfungen mit dem Vakzin von Biontech gebildet, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin The Lancet . Aber auch die Gabe einer Dosis Astra Zeneca, gefolgt von Biontech, führte zu hohen Antikörpergehalten im Blut. Das gleiche gilt für die umgekehrte Reihenfolge. "Das spricht für Flexibilität bei der Anwendung, wenn lokale Gegebenheiten es erfordern", zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg den Leiter der Studie, Matthew Snape. "Das gibt allen Optionen."

"Mix and Match" wird in einigen Ländern bereits praktiziert, auch in Deutschland. Seitdem der Wirkstoff von Astra Zeneca nicht mehr für unter 60-Jährige empfohlen wird, erhalten jüngere Menschen, die schon eine erste Dosis des Wirkstoffs erhalten haben, bei der Zweitimpfung häufig einen mRNA-Impfstoff. Diese Kombination führt laut der Oxford-Studie zu einem besonders hohen Gehalt an T-Zellen, die für die sogenannte zelluläre Immunantwort zuständig sind. Im Fachblatt Immunity konnten Mediziner der Medizinischen Hochschule Hannover nachweisen, dass auch die T-Zell-Immunität eine wichtige Rolle für einen dauerhaften Schutz gegen Sars-CoV-2 spielt.

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