München:Kassenärzte verändern Bereitschaftsdienst

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Forchheim/München (dpa/lby) - Eine Bronchitis am Wochenende, ein Hexenschuss am Mittwochabend - für solche Fälle reformieren Bayerns Kassenärzte derzeit ihren Bereitschaftsdienst.

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Forchheim/München (dpa/lby) - Eine Bronchitis am Wochenende, ein Hexenschuss am Mittwochabend - für solche Fälle reformieren Bayerns Kassenärzte derzeit ihren Bereitschaftsdienst.

Bayernweit werden Bereitschaftspraxen eröffnet, im kommenden Jahr soll es flächendeckend 110 solcher Praxen geben. Bisher mussten Ärzte einen Bereitschaftsdienst meist von ihrer Praxis aus machen oder zumindest telefonisch erreichbar sein. Die nun installierten Praxen sollen dagegen feste Anlaufpunkte für Patienten an Wochenenden und in den Abendstunden sein - und damit verhindern, dass Menschen mit vergleichsweise harmlosen Erkrankungen in die Notaufnahmen der Kliniken gehen, weil sie nicht wissen, wo und wann ein Allgemeinmediziner Dienst hat.

Zugleich will die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) mit der Neuorganisation die Zahl der Bereitschaftsdienste für die Ärzte reduzieren. Denn nicht nur die niedergelassenen Hausärzte übernehmen Dienste in den Bereitschaftspraxen, sondern auch Mediziner, die sich freiwillig melden. Nach Einschätzung des Verbandes waren die vielen Bereitschaftsdienste bisher oft ein Hindernis für Ärzte, sich in ländlichen Gegenden niederzulassen. Die Situation habe sich nun deutlich verbessert, schilderte Hausärztin Beate Reinhardt, die im oberfränkischen Effeltrich (Landkreis Forchheim) praktiziert. In der Region Bamberg-Forchheim gibt es bereits seit Juli 2016 vier Bereitschaftspraxen.

Früher habe sie tagelang Bereitschaftsdienste gehabt, ständig habe sie damit rechnen müssen, dass nachts das Handy klingelt, sagte Reinhardt. „Das ist jetzt eine wahnsinnige Erleichterung für uns: Wir wissen, wann wir Dienst haben - und wo wir Dienst haben: in der Bereitschaftspraxis.“

Für Hausbesuche in den Abendstunden und an Wochenenden richtet die KVB Fahrdienste ein. „Der Arzt kann dadurch während der Fahrt schon Kontakt mit dem Patienten aufnehmen“, erläuterte Sprecherin Birgit Grain. Medizinerin Reinhardt bringt noch den Sicherheitsaspekt ins Spiel: Sie habe oft Angst gehabt, alleine „bei Nacht und Nebel“ in ländlichen Regionen zu Hausbesuchen zu fahren. Man müsse zu teils einsam liegenden Höfen eilen - „und weiß nicht, was einen dort erwartet“. Jetzt mit einem geschulten Fahrer sei es einfacher.

Die Kassenärztliche Vereinigung hat bislang gute Erfahrungen mit den schon eingerichteten Bereitschaftspraxen gemacht, etwa in der Region Bamberg-Forchheim: Die Bevölkerung nehme die Angebote gut an, im Schnitt kämen pro Monat 3250 Patienten. Für die niedergelassenen Mediziner der Region sei die durchschnittliche Bereitschaftszeit von 151 auf 66 Stunden jährlich gesunken.

Auch am Klinikum Forchheim ist man zufrieden. Die Notaufnahme sei spürbar entlastet worden, teilte eine Sprecherin mit. Die Bereitschaftspraxis sei nur 100 Meter vom Krankenhaus entfernt - handle es sich doch um eine schwerere Erkrankung, könne der Patient gleich eingewiesen werden. Auch weiterführende Spezialuntersuchungen ließen sich unkompliziert zeitnah in der Klinik durchführen.

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