Oldtimer als Anlage:"Mit einem Ferrari Daytona macht man nichts falsch"

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Max Girardo handelt mit Autos statt Aktien. Wer genug Geld hat, kann mit Oldtimern hohe Renditen erzielen - oder James Bonds Lieblingsspielzeug fahren.

Andreas Oldag

Max Girardo muss nicht lange überlegen, wenn er nach seinem Favoriten bei Oldtimer-Autos gefragt wird. "Kein Zweifel, das ist der Ferrari Daytona. Ein toller Wagen mit Ausstrahlung, aber auch mit großem Potential. Mit so einem Kauf kann man nichts falsch machen", sagt der Europachef des amerikanischen Auktionshauses RM Auctions. Schon in wenigen Jahren könnte der Ferrari etwa 20 bis 30 Prozent teurer sein. Das Angebot ist knapp.

Der Oldtimerindex (Dox) klettert stabiler als der Aktienindex (Dax). Und: Der Ferrari Daytona kostet zwischen 200.000 und 300.000 Euro, sagt Auktionator Max Girardo. (Foto: N/A)

Girardo räumt allerdings ein, dass das automobile Faible für die meisten Menschen mit kleinem Geldbeutel schon unerschwinglich ist. Zwischen 200.000 und 300.000 Euro kosten gut erhaltene Modelle des schnittigen Sportwagens, der Ende der sechziger Jahre bis Anfang der siebziger Jahre bei der italienischen Sportwagenschmiede vom Band lief.

RM Auctions hat sich auf die Versteigerung von klassischen Automobilen spezialisiert. Das Büro, das Auktionschef Girardo in der Londoner Carnaby Street bezogen hat, ist klein, aber mit eleganten Bauhaus-Möbeln ausgestattet. Ein wandhohes Regal ist vollgestopft mit Fachbüchern. Jede Automarke - von Ferrari über Porsche bis Rolls-Royce und Bugatti -, hat ihren Platz. Schließlich muss Girardo als Autoexperte wissen, was zum Beispiel der Unterschied zwischen einem Jaguar E-Type 3.8 FHC und einem Jaguar E-Type 4.2 Roadster ist. "Manchmal ist schon eine bestimmte Baunummer für ein Modell entscheidend, die dann den Auktionspreis bestimmt", sagt der 33-Jährige.

Girardo zieht die Fäden in einem internationalen Geschäft. Er telefoniert mit Kunden in Dubai ebenso wie mit Kaufinteressenten in Frankfurt, München und Paris. Häufig fliegt der RM-Chef auch zu Oldtimer-Messen, um dort nach lohnenden Objekten Ausschau zu halten. Seine wohlhabende Klientel ist wählerisch: Sie will das besondere Auto, das möglichst auch eine spezielle Historie hat. Für einige Fans kann es zum Beispiel wichtig sein, dass ihr Sammlerstück einst in der Garage eines Hollywood-Filmstars stand oder aber von einem bekannten Rennfahrer pilotiert wurde.

Klassische Autos können ein lohnendes Investment sein. "Der Markt kennt eigentlich keine Krise. Im Gegensatz zu Aktien und auch Immobilien sind die Preise in den Jahren 2008 und 2009 nicht eingebrochen", sagt Girardo. Insofern sei ein Oldtimer der oberen Preisklasse auch eher mit einem teuren Kunstwerk zu vergleichen, das selbst in Krisenzeiten nicht von heute auf morgen die Hälfte seines Marktwertes verliere.

Nach Meinung Girardos funktioniert der Oldtimer-Markt nach seinen eigenen Gesetzen. Das Angebot im Premium-Segment - das sind Autos über 800.000 Euro - liegt weltweit bei etwa 1000 bis 1500 Fahrzeugen pro Jahr. Dazu gehört zum Beispiel ein Bugatti Cabrio Type 57C aus den dreißiger Jahren oder auch der legendäre Mercedes-Benz 300 SL Coupé mit seinen Flügeltüren aus den Fünfzigern.

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In noch andere Preis-Stratosphären stieg der von RM Auction im vergangenen Jahr versteigerte Aston Martin DB5 auf, der Original-Dienstwagen des Leinwand-Agenten James Bond. Das Auto hat Maschinengewehre unter den Blinkern und einen Schleudersitz. Das Heck stößt zum Leidwesen von Verfolgern Rauchbomben, Krähenfüße oder schmieriges Öl aus. Das Luxusspielzeug ging für 2,6 Millionen Pfund plus Provision an den Immobilienhändler Harry Yeaggy aus dem US-Bundesstaat Ohio, der dort ein Automobilmuseum betreibt.

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Die Käufer solcher Luxusmobile sind Enthusiasten, die ihre Schmuckstücke wie ihren Augapfel hüten. "Beim Kauf eines solchen Autos geht es um Emotionen. Der Anlageaspekt rückt in den Hintergrund", meint Girardo. Der Fachmann weist auch darauf hin, dass der Unterhalt eines Oldtimers nicht unbedingt eine billige Angelegenheit ist. "Aktien kaufen Sie und müssen dann vielleicht noch eine Depotgebühr bezahlen. Bei einem Auto kommen dagegen Pflege, Reparaturen und Versicherung hinzu."

Der vom Verband der Automobilindustrie (VDA) veröffentlichte Deutsche Oldtimer-Index (Dox) ist seit 1999 bis Ende 2009 um durchschnittlich 5,7 Prozent gestiegen. Auffallend ist, dass der Dox im Vergleich zum deutschen Aktienindex viel stetiger geklettert ist . Die Folgen der jüngsten Wirtschaftskrise sind am Dox allerdings auch nicht spurlos vorüber gegangen. In den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres ist der Index erstmals leicht gesunken.

Zugrunde liegen dem Oldtimer-Index Wertgutachten von 88 Fahrzeugtypen aus sieben Herstellernationen. Vorkriegsmodelle sind wegen der starken Preisdifferenzen bei seltenen Einzelstücken nicht berücksichtigt. Oldtimer sind ansonsten Fahrzeuge, die mindestens 30 Jahre auf dem Buckel haben.

Nach Einschätzung deutscher Fachhändler sind klassische Sportwagen und Autos der Luxusklasse auch weiterhin stark gefragt. Dabei könnte auch eine Rolle spielen, dass gut betuchte Käufer angesichts von Euro-Krise und wachsender Inflationsgefahren in Sachwerte flüchten. Wertsteigerungen von mehr als 70 Prozent in zehn Jahren seien bei besonders gesuchten Sammlerstücken keine Seltenheit, heißt in der Branche.

RM Auctions-Chef Girardo, der einen Porsche 911 aus den siebziger Jahren fährt, warnt indes davor, klassische Autos nur als Anlage zu betrachten. "Da geht der Spaß verloren. Ich will ja bewusst nicht mit Aktien handeln."

© SZ vom 26.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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