EZB:Ex-Kanzler Schröder stänkert gegen Merkel und Weber

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Klares Basta in bewährter Schröder-Manier: Der ehemalige Bundeskanzler wettert gegen Merkels Favoriten für den EZB-Chefposten - und wirft der Bundesregierung gravierende Fehler in der Euro-Krise vor.

Wenn es nach Kanzlerin Angela Merkel (CDU) geht, ist die Zeit nach Jean-Claude Trichet schon geklärt: Bundesbank-Chef Axel Weber soll neuer Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) werden. Merkels Vorgänger im Amt, Gerhard Schröder (SPD), allerdings geht nicht d'accord - und obwohl er politisch nichts mehr zu melden hat, mischt er sich ein.

Ex-Kanzler Gerhard Schröder: "Ich würde es befürworten, wenn ein Vertreter eines kleineren, stabilitätsorientierten Landes, wie zum Beispiel Luxemburg, dieses Amt übernimmt." (Foto: dpa)

"Ich würde es befürworten, wenn ein Vertreter eines kleineren, stabilitätsorientierten Landes, wie zum Beispiel Luxemburg, dieses Amt übernimmt", sagte Schröder dem Handelsblatt. Für die Beibehaltung wie Durchsetzung der deutschen Stabilitätskultur sei es möglicherweise besser, "wenn sie nicht von einem Deutschen an der Spitze der EZB repräsentiert wird". Punkt. Basta! Und volle Breitseite gegen Weber.

Die Amtszeit des derzeitigen Präsidenten Jean-Claude Trichet geht regulär am 31. Oktober zu Ende. Über seine Nachfolge entscheiden die Staats- und Regierungschefs. Neben Weber wird auch der italienische Notenbankchef Mario Draghi gehandelt.

Schröder nutzte das zweiseitige Interview mit dem Handelsblatt zu einer Generalabrechnung mit Merkels Krisenmanagement. "Frau Merkel hätte (...) früher agieren müssen, wodurch man sehr viel Geld hätte sparen können", sagte Schröder mit Blick auf die Eurokrise. Er forderte eine Aufstockung des europäischen Rettungsfonds EFSF, da die Mittel von 440 Milliarden Euro nicht tatsächlich zur Verfügung stünden.

Schröder sagte, die ins Straucheln geratenen Euroländer kämen an Reformen nicht vorbei. "Es führt an dem, was wir in Deutschland gemacht hatten, kein Weg vorbei", sagte er. "Als wir die 'Agenda 2010' eingeführt haben, waren wir unter den europäischen Sozialdemokraten die bösen Verwandten der europäischen Familie."

Diese Länder stünden jetzt vor den gleichen Schwierigkeiten wie Deutschland im Jahr 2003, mit sinkender Geburtenrate und zunehmenden Problemen bei der Finanzierung des Sozialstaates. "Gerade in den rezessiven Jahren haben wir die Reformen durchgesetzt. Jetzt, unter noch schwierigeren Umständen, müssen andere Länder dasselbe tun", sagte der einstige Kanzler.

© sueddeutsche.de/Reuters/dapd/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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