Nürnberg:Lehrerverband: Islamunterricht muss raus aus der Nische

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Nürnberg (dpa/lby) - Bayern muss den Islamunterricht an Schulen nach Einschätzung des Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) aus der Nische holen und massiv ausweiten. Es sei ein flächendeckendes Angebot für alle Schularten und bestens ausgebildete Lehrkräfte nötig. Ein derzeit laufender Modellversuch für Islamunterricht dürfe keine Dauerlösung sein, mahnte Simone Fleischmann, Präsidentin des (BLLV), in Nürnberg. Sie äußerte sich im Rahmen eines Studientags zum Thema, den der Verband am Freitag mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) organisierte.

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Nürnberg (dpa/lby) - Bayern muss den Islamunterricht an Schulen nach Einschätzung des Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) aus der Nische holen und massiv ausweiten. Es sei ein flächendeckendes Angebot für alle Schularten und bestens ausgebildete Lehrkräfte nötig. Ein derzeit laufender Modellversuch für Islamunterricht dürfe keine Dauerlösung sein, mahnte Simone Fleischmann, Präsidentin des (BLLV), in Nürnberg. Sie äußerte sich im Rahmen eines Studientags zum Thema, den der Verband am Freitag mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) organisierte.

Der Modellversuch für Islamunterricht in deutscher Sprache wurde 2009 vom Freistaat gestartet und unterliegt staatlicher Verantwortung. Zunächst wurde das Programm für fünf Jahre genehmigt und 2014 um weitere fünf Jahre verlängert. Im Jahr 2019 läuft es aus. Laut dem Kultusministerium haben im Schuljahr 2016/2017 rund 15 500 Schüler an mehr als 330 Schulen am Islamunterricht teilgenommen.

Aus Sicht des Forschers Tarek Badawia vom Lehrstuhl für Islamische Religionspädagogik an der FAU reicht das nicht aus. 90 000 weitere Schüler muslimischen Glaubens warten noch auf ein solches Angebot, sagte er. Dabei habe der Modellversuch gezeigt, dass muslimische Eltern den Islamunterricht akzeptierten und ihre Kinder dorthin schickten.

Die FAU ist die bisher einzige Einrichtung, an der angehende Lehrer Islamunterricht studieren können. Der Studiengang sei jedoch nicht vollwertig, sondern nur ein Erweiterungsfach, monierten Fleischmann und Badawia. Zudem müssten sich die Arbeitsbedingungen muslimischer Lehrkräfte dringend verbessern. Fleischmann berichtete von Lehrern, die parallel an acht oder mehr Schulen in der Woche Islamunterricht gäben. Dies sei „eine unzumutbare Aufgabe.“ Und viele Lehrkräfte arbeiteten mit befristeten Verträgen, da man noch nicht über einen Modellversuch hinauskommen sei.

Religionspädagoge Badawia betonte, Islamunterricht sei kein reines Mittel der Integration ausländischer Schüler, sondern bedeutsam für die gesamte Gesellschaft. So werde sichergestellt, dass sich junge Muslime über die Schule hinaus mit Deutschland als ihre Heimat identifizierten. Sein FAU-Kollege Werner Haußmann, evangelischer Religionspädagoge, sieht den Islamunterricht zudem als Mittel gegen eine mögliche Radikalisierung. Information und Aufklärung machten junge Leute stark gegen „jede Art der Verführung“, erklärte er.

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) bestätigte den Nutzen des Islamunterrichts. Rückmeldungen und eine Untersuchung hätten ergeben, dass das Programm „gesellschaftlich-integrativ“ wirke, teilte er mit. Bis zu seinem Auslaufen 2019 soll der Modellversuch dem Kultusministerium zufoge weiter fachlich begleitet werden. Die Entscheidung über das weitere Vorgehen werde rechtzeitig getroffen, hieß es. Doch Religionspädagoge Haußmann drang auf schnelle Planungssicherheit für angehende Lehrkräfte. „Denn wenn jetzt Studenten anfangen, werden sie in zwei Jahren nicht fertig sein. Die jungen Menschen müssen wissen: Da kommt auf eine Aufgabe auf uns zu, für die wir gebraucht werden.“

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