Die guten Zeiten für Sparer brechen gerade an, die für Bankberater enden. So sieht es auf den ersten Blick aus. Denn Anlagevermittler müssen künftig eindeutig offenlegen, wie viel Provision sie für ein Finanzprodukt bekommen, das sie einem Kunden verkaufen. So will es die Bundesregierung, und so ist es richtig. Sparer können dadurch besser erkennen, ob ein Vermittler ein bestimmtes Produkt nur empfiehlt, weil er auf seine Prämie schielt.
Dummerweise bleiben Schlupflöcher offen. Bankberater und Finanzhäuser können beispielsweise einfach Festpreise ausmachen, statt auf prozentuale Provisionen zu setzen. Schon fallen sie aus der Transparenzpflicht heraus. An dieser Stelle muss die Bundesregierung nachbessern, sonst verpasst sie eine Chance für höhere Transparenz - die ohnehin nur ein Auftakt sein kann für mehr. Deutschland braucht auf dem Gebiet einen viel breiteren Ansatz, eine Art nationalen Aktionsplan Finanzwissen.
In Finanzfragen müssen die Deutschen nachsitzen
Transparenz allein reicht nicht. Mehr Information allein ist nur die erste Voraussetzung, um Anleger zu befähigen, aufgeklärte, durchdachte Entscheidungen zu treffen. Die zweite ist: Wissen. Hier hapert es gewaltig. In einer Studie konnten weniger als 20 Prozent der Deutschen fünf einfache Finanzfragen korrekt beantworten. Ein Problem, das in der Niedrigzinsphase wichtiger wird.
Aufs geliebte Sparbuch gibt es keine Zinsen mehr, die Bundesbürger schauen sich nach Alternativen um. Viele werden auf unseriöse Anbieter 'reinfallen, die von Renditemärchen bei absoluter Sicherheit fabulieren. Mit mehr Wissen wäre klar: Hohe Gewinne gehen stets mit hohen Risiken einher. Damit sich solche Erkenntnisse durchsetzen, braucht es ein verpflichtendes Schulfach Finanzen. Hier und da ein paar lokale Initiativen, garniert mit Grußworten der Bürgermeister, das wird nicht reichen.
Die Schule ist der Ort, an dem alle Bevölkerungsschichten erreicht werden. Nur darf das Fach nicht erst in zehn, zwanzig Jahren kommen, wenn man es irgendwann geschafft hat, Lehramtsstudiengänge dafür einzurichten. Die Bundesländer, denen die Bildungspolitik obliegt, sollten bald gemeinsame Fortbildungszentren für Lehrer dafür schaffen. Der Bund sollte die Einrichtungen fördern, in wenigen Jahren wären die Lehrer einsatzbereit.