Schwerin:Änderungen im Lehramtsstudium sollen Abbrecherquote senken

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Schwerin (dpa/mv) - Die Universitäten in Rostock und Greifswald planen gravierende Änderungen im Lehramtsstudium, um die extrem hohe Abbrecherquote zu senken. So sollen Studienanfänger eine individuellere Betreuung erhalten, damit sie sich frühzeitig über ihre Eignung für den Lehrerberuf klar werden können und dann auch bei der Stange bleiben. "Wir haben in den kommenden Jahren jeweils 700 Lehrerstellen und mehr neu zu besetzen. Dafür müssen wir mehr junge Leute ausbilden und auch zum Abschluss bringen", sagte Bildungsministerin Birgit Hesse (SPD) am Dienstag in Schwerin bei der Vorstellung der mit den beiden Universitäten verabredeten Neuerungen.

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Schwerin (dpa/mv) - Die Universitäten in Rostock und Greifswald planen gravierende Änderungen im Lehramtsstudium, um die extrem hohe Abbrecherquote zu senken. So sollen Studienanfänger eine individuellere Betreuung erhalten, damit sie sich frühzeitig über ihre Eignung für den Lehrerberuf klar werden können und dann auch bei der Stange bleiben. „Wir haben in den kommenden Jahren jeweils 700 Lehrerstellen und mehr neu zu besetzen. Dafür müssen wir mehr junge Leute ausbilden und auch zum Abschluss bringen“, sagte Bildungsministerin Birgit Hesse (SPD) am Dienstag in Schwerin bei der Vorstellung der mit den beiden Universitäten verabredeten Neuerungen.

Dazu gehört auch, dass die Vermittlung von Fachwissen insbesondere in den naturwissenschaftlichen Bereichen einen deutlich stärkeren Bezug zum Unterricht haben soll. Studenten hatten zuvor häufig beklagt, dass die wissenschaftlichen Ansprüche zu hoch geschraubt waren. Praktika an Schulen sollen besser in das Studium integriert und dann auch ausgewertet werden. „Der Berufsfeldbezug muss von Anfang an klar werden“, betonte Prof. Carolin Retzlaff-Fürst, Direktorin des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung.

Hesse kündigte an, jährlich 1,1 Millionen Euro für zusätzliche Stellen in der Lehrerausbildung bereitzustellen. Mit bis zu 200 000 Euro sollen Studenten unterstützt werden, die ihre Praktika auch außerhalb der Universitätsstädte absolvieren und damit extra Fahrtkosten zu tragen haben.

Durch eine bessere Koordinierung der zeitlichen Abläufe soll die Prüfungslast für die Studenten verringert werden. Den Angaben zufolge wird auch eine geringere Zahl von Prüfungen je Semester erwogen. „Wir prüfen einfach zu viel“, konstatierte der Prorektor für Studium und Lehre an der Universität Greifswald, Prof. Steffen Fleßa.

„Die Ausbildung der Lehrer umfasst viele Themenfelder. Wir haben uns nun zunächst drei besonders wichtigen zugewandt, werden aber weitere Bereiche aufgreifen“, kündigte Hesse an. Das von ihr mit den Prorektoren beider Universitäten vorgestellte Maßnahmenpaket gilt als eine erste Reaktion auf vielfach ausbleibende Studienerfolge von Lehramtsstudenten im Land.

Knapp 1000 Abiturienten beginnen pro Jahr im Nordosten ein Lehramtsstudium, nicht einmal die Hälfte kommt dabei auch ans Ziel. Einer im Vorjahr veröffentlichten Studie zufolge schließt nur etwa ein Viertel der angehenden Regionalschullehrer das Studium ab. Ein weiteres Viertel wechselt die Schulart, etwa die Hälfte gibt auf.

Nach den Worten des GEW-Landesvorsitzenden Maik Walm setzen Regierung und Universitäten mit den angekündigten Änderungen wichtige Impulse. „Mit Blick auf die Größe des Personalmangels an den Schulen ist dies jedoch zunächst nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Die Universitäten müssen jetzt ernsthaft zeigen, dass das Lehramtsstudium nicht, wie bisher, das dritte Rad am Wagen bleibt.“ Nach Berechnungen der Lehrergewerkschaft GEW gehen in Mecklenburg-Vorpommern bis zum Jahr 2030 vier von fünf der derzeit aktiven Lehrer in den Ruhestand.

Die Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag, Simone Oldenburg, beklagte, dass die Landesregierung spät auf die erkannten Defizite reagiere. „Knapp ein Jahr brauchte die Bildungsministerin nun, um erste Maßnahmen zur Verbesserung der Lehrerbildung zu verkünden. Das sind wieder zwei Semester, in denen hunderte künftige Lehrkräfte die Flinte ins Korn werfen mussten, weil nicht genügend Seminarplätze vorhanden sind und die Plätze in den praktischen Übungen nicht ausreichen.“ Oldenburg sprach sich dafür aus, den Numerus clausus für das Lehramtsstudium sofort abzuschaffen. „Einerseits brauchen wir tausende Lehrkräfte, anderseits lassen wir sie nicht studieren, weil zu wenig Studienplätze zur Verfügung stehen.“

Kritik kam auch von der AfD im Landtag. Zum neuen Schuljahr könnten wieder nicht alle Lehrerstellen besetzt werden. „Gegen den sich dramatisch verschärfenden Lehrkräftemangel hatte Hesse jedoch nur einige kosmetische Maßnahmen innerhalb des Studienablaufs anzubieten“, sagte deren bildungspolitischer Sprecher Jörg Kröger.

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