München:SPD fordert inhaltliche Radikalkur für bayerische Gymnasien

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München (dpa/lby) - Trotz Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9) fürchtet die SPD um die Zukunftsfähigkeit der Gymnasien. "Das Lernen auf dem Gymnasium muss von Grund auf auf den Prüfstand. Viele Lerninhalte und die Art und Weise der Wissenvermittlung sind nicht mehr zeitgemäß und gehen an der Lebenswirklichkeit vorbei", sagte Martin Güll, Bildungsexperte der Fraktion und Vorsitzender des Kultusausschusses, am Dienstag in München bei der Vorstellung von gleich sieben Anträgen zur Neugestaltung des Gymnasiums.

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München (dpa/lby) - Trotz Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9) fürchtet die SPD um die Zukunftsfähigkeit der Gymnasien. „Das Lernen auf dem Gymnasium muss von Grund auf auf den Prüfstand. Viele Lerninhalte und die Art und Weise der Wissenvermittlung sind nicht mehr zeitgemäß und gehen an der Lebenswirklichkeit vorbei“, sagte Martin Güll, Bildungsexperte der Fraktion und Vorsitzender des Kultusausschusses, am Dienstag in München bei der Vorstellung von gleich sieben Anträgen zur Neugestaltung des Gymnasiums.

Am Donnerstag will der Kultusausschuss über die Anträge diskutieren. Doch noch vor der Landtagsberatung erteilte das Kultusministerium den Forderungen eine klare Absage. Die SPD scheine das gemeinsam mit den Bildungsverbänden ausgearbeitete Konzept nicht ausreichend wahrgenommen zu haben, sagte eine Sprecherin. „Wer das bayerische Gymnasium vom Grund auf auf den Prüfstand stellen will, wie die SPD dies vorhat, stellt die pädagogische Qualität und Professionalität des leistungsstarken bayerischen Gymnasiums in Frage.“

Dagegen sehen auch die Freien Wähler Handlungsbedarf. Sie fordern zur Senkung der Studienabbruchquote jedoch die Einführung eines flexibel wählbaren Leistungskurses, damit Neigungen und Begabungen frühzeitig und gezielt gefördert werden könnten. Die Rückkehr zum G9 wurde im April vom Kabinett beschlossen und muss nun noch den Landtag passieren. Es soll zum Schuljahr 2018/2019 starten.

Die CSU denke bei der Abkehr vom Abitur nach acht Jahren bislang nur an die technische Umgestaltung, betonte dagegen Güll. Die Umstellung biete dem Gymnasium jetzt eine Chance, fit für die kommenden 20 Jahre zu werden. „Das erfordert Mut, und Veränderung tut manchmal weh. Aber wir müssen uns am wissenschaftlichen Fortschritt orientieren.“ Die SPD-Forderungen im Überblick:

MEHR BERUFSORIENTIERUNG: In der Mittel- und Oberstufe des Gymnasiums sollen fixe Berufsvorbereitungsmodule, etwa in Form von Praktika, verankert werden. Die Schüler würden aktuell viel zu wenig darüber informiert, welche Chancen etwa eine Ausbildung biete. Deshalb gebe es unter den Gymnasiasten ein enormes Potenzial für die Nachfrage der heimischen Industrie und Gewerbebetriebe nach Auszubildenden.

MEHR GEBUNDENEN GANZTAG: Aktuell gebe es kaum pädagogisch sinnvolle Ganztagsangebote an Gymnasien. Die SPD fordert daher neue Konzepte für mehr Sport und Bewegung, mehr Förderung und zusätzliche Projekte im Bereich der kulturellen Bildung.

VERNETZTE SCHULFÄCHER: Die Aneinanderreihung einzelner Fächer im 45-Minuten-Takt soll es nicht mehr geben. Stattdessen sollen Kontingentstundentafeln (Schulen legen selbst fest, wann mit wie vielen Stunden ein Fach belegt wird) eingeführt werden. Dazu müssen alle Inhalte des Lehrplans zeitlich miteinander vernetzt werden.

SELBSTGESTEUERTES LERNEN: Pro Schultag sollen 90 Minuten vorgesehen werden, in denen die Schüler Zeit für selbstgesteuertes Lernen und Projektarbeit haben. Dadurch soll eine nachhaltigere Bildung möglich sein, die über das kurzzeitige Aneignen von Wissen hinausgeht.

MEHR DIGITALE LERNFORMEN: In allen Jahrgangsstufen soll es neben informatorischer Grundbildung als Unterrichtsfach digitale Lernformen geben. In allen fachlichen Kontexten sollen dann digitale Kompetenzen geübt und vertieft werden.

FÄCHERKANON: Ab der 8. Klasse soll das Fach Sozialkunde mehr demokratische Kenntnisse vermitteln. Den Fächern Biologie, Chemie und Geografie soll zudem für ein umfassendes Grundverständnis in allen Jahrgangsstufen mehr Zeit gegeben werden.

„Das muss man ja nicht morgen alles umsetzen, aber man braucht ein Ziel für die Schule im 21. Jahrhundert“, betonte Güll. Um eine Überforderung von Lehrern und Schülern zu verhindern, müssten die Pädagogen bei zumutbaren Veränderung „mitgenommen werden“. Für die Schüler müsse das Motto gelten: „seien wir mal mutig“. Dies bedeute auch, dass bei der Schwerpunktbildung bewusst Themen wegfallen.

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