Jena:Thüringer Volkshochschulen: Semesterstart ins Ungewisse

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Englisch-Kurs an der Volkshochschule Gera. (Foto: Jan-Peter Kasper/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)

Beitragsausfälle durch die Corona-Pause, Zurückhaltung bei manchen Teilnehmern und Platzmangel stellen viele Thüringer Volkshochschulen vor große...

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Jena/Erfurt/Weimar/Arnstadt/Ilmenau (dpa/th) - Beitragsausfälle durch die Corona-Pause, Zurückhaltung bei manchen Teilnehmern und Platzmangel stellen viele Thüringer Volkshochschulen vor große Herausforderungen. „Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie steht die Programmplanung für das Herbstsemester diesmal im Zeichen großer Ungewissheit“, sagte Sylvia Kränke vom Thüringer Volkshochschulverband. Dennoch blickten die Volkshochschulen (VHS) positiv auf das Herbstsemester: Die meisten Einrichtungen meldeten gute Anmeldezahlen. „Die Nachfrage ist vorhanden, die Menschen möchten zum Präsenzunterricht kommen.“

Nach der Zwangspause durch den Lockdown im März konnten die Volkshochschulen vielerorts ihren Betrieb für den Rest des Semesters nicht oder nur eingeschränkt wieder aufnehmen. Die Einrichtungen nutzten die Zeit, um unter anderem das digitale Angebot zu verstärken. So stellte die VHS Arnstadt-Ilmenau bereits ab Anfang April ein Online-Angebot auf die Beine. Vor allem Sprachkurse etwa für Schwedisch und Japanisch oder eine Lego-Sprechstunde für Eltern und Kinder seien gut angenommen worden, erklärte die stellvertretende Leiterin Mandy Hallbauer. Einen Ersatz für Präsenzkurse seien die Online-Angebote zwar nicht, sind sich alle Befragten einig. Die digitalen Lernformen seien aber eine wichtige Unterstützung im Angebot.

„Im Normalbetrieb hätten wir Jahre und Jahrzehnte gebraucht, um in diesem Bereich so große Schritte zu machen“, sagte der Leiter der VHS Erfurt, Torsten Haß. Innerhalb von 14 Tagen seien in der Landeshauptstadt 120 der insgesamt 600 VHS-Kurse auf ein Digitalangebot umgestellt worden. Nach dem Lockdown sei Erfurt die erste VHS in Thüringen gewesen, die wieder für den Publikumsverkehr öffnete, Kurs-Abbrüche habe es keine gegeben.

Die VHS Weimar schob kurzerhand ein zusätzliches, verkürztes Sommersemester mit 58 Kursen der „Sommer-VHS“ ein, von denen rund die Hälfte durchgeführt wurde. „Die Nachfrage war damit besser, als wir es erwartet hatten“, erklärt Leiter Ulrich Dillmann.

Größtes Problem sind Kränke zufolge Platzprobleme: Viele Kurse müssten aufgrund der Hygienevorschriften geteilt werden, um die zulässige Teilnehmerzahl nicht zu überschreiten. Dadurch fehlt es an geeigneten Räumen. Auch der erhöhte Personalbedarf durch die kleineren Kurse könne oft nur schwer gedeckt werden, sagte Kränke.

Weil zudem gerade ältere Teilnehmer und Dozenten coronabedingt ein Semester aussetzten, sei auch mit weniger Einnahmen aus Kursgebühren zu rechnen. „Langfristig droht eine Unterfinanzierung“, sagte Kränke. Etwa die Hälfte der 23 Volkshochschulen in Thüringen wird in diesem Jahr erstmals kein gedrucktes Semesterprogramm veröffentlichen. Stattdessen setzen diese Einrichtungen auf kleinere Broschüren, E-Mails oder Programme im Internet, so Kränke.

Eine Unterstützung für die coronabedingten Ausfallkosten könnten die VHS beim Land Thüringen beantragen - die Richtlinie für die Bewerbung stehe aber noch aus. „Wir sehen die aktuelle Lage als spannende Herausforderung“, fasst Kränke zusammen. Gerade in Zeiten der Verunsicherung sei der Bildungsauftrag der Volkshochschulen äußerst wichtig. „Die Volkshochschulen blicken auf eine 100-jährige Geschichte zurück. Wir werden Wege finden, wie es weiter vorangehen kann.“

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