Umwelt:Wenn der Wald zum Wertstoffhof wird

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Es gibt nichts, was nicht im Wald landet. (Foto: Polizei)

Nicht nur diejenigen, die den Trend des Waldbadens für sich entdeckt haben, sehen den Wald als Ort des Loslassens. Ein paar Dreckhammel haben jedoch ihre ganz eigene Interpretation.

Glosse von Johann Osel

Über die wohltuende Wirkung des Flanierens im Wald, über die Erquickung von Körper und Geist berichtete kürzlich die SZ. Denn der Trend Waldbaden treibt den Bayerischen Heilbäderverband um, Kurorte wollen Gehölz und Lichtungen für therapeutische Zwecke nutzen. Dabei will man dem Wald das entlocken, was ihm ein Lied von Johannes Brahms zuschreibt: "Nach dem lauten Weltgewühle, oh wie ist dein Rauschen süß!" Außer irgendein Dreckhammel kennt mal wieder nicht den Unterschied zwischen Wald und Wertstoffhof und hat im Grünen Müll, bevorzugt Sperrmüll, deponiert. Sportliche Waldbadende könnten derlei Unrat womöglich für turnerische Therapien nutzen, eine gammelige Waschmaschine als Springbock oder alte Autoreifen als Hindernisparcours - den meisten dürfte jedoch der Ärger jedes süße Rauschen vergrätzen, von der Naturbelastung ganz zu schweigen.

Ein wenig Schadenbegrenzung bringen dieser Tage engagierte Bürger. Beim "Ramadama" - hochdeutsch: "Räumen tun wir" - findet quer durch Bayern ein organisierter, öffentlicher Frühjahrsputz statt, oft auch in Wäldern, an diesem Wochenende unter anderem in Freilassing, Schrobenhausen, Erding und Vilshofen. Das Grundproblem aber bleibt: Möbel, Farbdosen, Haushaltsmüll, sogar Schrottautos, es gebe nichts, was nicht im Wald lande, klagt der Jagdverband. Die Aufräumarbeiten erledigten Jäger oder Landratsämter, die Allgemeinheit zahle dafür. Der Bund Naturschutz fordert mehr Aufklärung, auch mit Blick auf Gartenabfall. Viele dächten, der verrotte - ein Irrtum.

Zur Anzeige kommt es freilich nicht immer, weil das illegale Abladen eine Ordnungswidrigkeit ist; und erst als Straftat gilt, wenn nachhaltig die Verunreinigung der Natur oder eine Gefahr für Flora und Fauna droht. Ordnungswidrigkeiten werden oft nicht erfasst. Bei Strafermittlungen, 2018 bayernweit in 510 Fällen, ist die Aufklärungsquote gut, zuletzt bei 73 Prozent. Nicht immer gestalten sich Nachforschungen so simpel wie nun wohl in Manching. Da wurde neulich, berichtet der Donaukurier, ein komplettes Bad samt Wanne, Fliesen und Mörtel entdeckt und in einem Sack eine Adresse, offenbar die des Umweltfrevlers. Hoffentlich redet sich dieser nicht damit heraus, nur Infrastruktur für das Waldbaden geliefert zu haben.

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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