Wahlniederlage der CSU:Doch lieber das Original

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Einerseits für, andererseits gegen Europa: Diese Strategie geht für die CSU völlig daneben. Die Europakritiker wollen Seehofers Spagat nicht mitmachen - und wählen lieber die Populisten der AfD.

Ein Kommentar von Andreas Roß

Der Höhenflug ist zu Ende. Hatte die CSU bei der Landtags- und Bundestagswahl noch abgeräumt und bei der Kommunalwahl ihre Position zumindest annähernd verteidigen können - so ist sie nun bei der Europawahl vom Wähler kräftig gezaust worden. 7,6 Prozentpunkte hat die Partei gegenüber ihrem Ergebnis von 2009 verloren. Das ist für CSU-Verhältnisse eine handfeste Katastrophe.

Das Resultat belegt aber nur, dass ihre Wähler den Spagat (Wir sind schon für Europa, aber es muss ganz anders werden), den Seehofer seiner Partei verordnet hatte, nicht mitmachen wollten. Da stimmten diejenigen, die Europa ablehnend gegenüberstehen und in Brüssel den Hort alles Unheils sehen, dann doch lieber für das Original - sprich die europakritischen Populisten von der Alternative für Deutschland (AfD).

Am Ende schlug die CSU nur noch wild um sich

Diese neue Partei, die bei der Landtagswahl nicht einmal angetreten ist, holte nun aus dem Stand acht Prozent - mehr als die CSU verloren hat. Die CSU hatte wohl schon seit Tagen Kenntnis davon, dass ihre Doppelstrategie nicht aufgehen wird, weshalb sie plötzlich wild um sich schlug, um noch zu retten, was nicht mehr zu retten war. Seit Sonntag fährt das Europavehikel der CSU nur noch mit drei Rädern und knatterndem Auspuff.

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Die SPD hat mit einem europafreundlichen Kurs, der deutschlandweit Früchte trug, auch in Bayern zugelegt. Aber schlechter als vor fünf Jahren konnte es ja nicht mehr werden. Die Freien Wähler müssen dagegen erkennen, dass die europakritischen Wähler sich bei der AfD offenbar besser aufgehoben sehen als bei der arg biederen Aiwanger-Truppe.

Die Frage ist, ob der Achtungserfolg der AfD nachhaltig ist. Die Strecke bis zu den nächsten Wahlen ist lang. 1989 überraschten die Republikaner bei der Europawahl. Doch schon ein Jahr später verpassten sie den Einzug in den Landtag.

© SZ vom 26.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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