Energiepolitik:Bayerns Stromlücke muss durch wachsende Importe gestopft werden

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In der Gemeinde Bruck im Landkreis Ebersberg dreht sich bisher ein einziges Windrad. Im südöstlichen Landkreis München sollen es schon in zwei Jahren sechs Rotoren sein. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit dem Ende der Kernkraft ist der Freistaat noch abhängiger von Stromzulieferungen - vor allem im Winter. Die Energiewirtschaft hat klare Forderungen.

Bayerns Abhängigkeit von Stromimporten ist nach Angaben der bayerischen Energiewirtschaft weiter gestiegen - vor allem durch das Aus für Isar 2 als letztes Atomkraftwerk im Freistaat. Die Stromerzeugungsleistung, die auch im Dunkeln und bei Windstille rund um die Uhr im Freistaat verfügbar ist, sei mit dem Atomausstieg im April "signifikant zurückgegangen", teilte der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) am Montag mit. Allerdings war der Rückgang demnach nicht ganz so stark wie vor dem Isar-2-Aus von dem Stromerzeugerverband befürchtet.

Die gesicherte Leistung lag demnach zuletzt bei 9,9 Gigawatt. Vorausgesagt hatte der Verband einen Rückgang auf 9,2 Gigawatt. Dennoch bleibt den Berechnungen zufolge eine große Lücke zum Strombedarf, der laut VBEW in Spitzenzeiten in Bayern bei etwa 13,5 Gigawatt liegt. Zwar könnten im Freistaat rein nach installierten Anlagen 35,8 Gigawatt produziert werden - vor allem durch Photovoltaikanlagen. Der überwiegende Teil dieser Leistung sei aber von Wetter und Jahreszeit abhängig. Vor allem im Winter müsse Bayern "erhebliche Strommengen" importieren.

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Am Montag hat derweil nahe dem früheren Atomkraftwerk Isar 2 der Bau des Südostlinks begonnen. Über die Stromautobahn sollen ab 2027 Unmengen Windstrom aus Norddeutschland nach Bayern fließen. Dadurch soll die jetzige Stromlücke wenigstens zum Teil geschlossen werden. Der Südostlink sollte Ende 2022 in Betrieb gehen, dem ursprünglichen Abschaltdatum der letzten AKW in Deutschland. Der Zeitplan scheiterte am jahrelangen Widerstand der Bevölkerung in den betroffenen Regionen.

Auch die Politik blockierte, allen voran der frühere Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger. "Mit dem Krieg in der Ukraine hat sich die energiepolitische Lage grundlegend geändert. Erdgas ist nicht länger die sicher verfügbare Brückentechnologie", sagte Aiwanger nun beim Südostlink-Baubeginn. "Die Dekarbonisierung ohne Deindustrialisierung und ohne Atomkraft braucht deshalb eine leistungsfähige Infrastruktur für den Transport erneuerbarer Energien."

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Der Südostlink sollte eigentlich seit einem Jahr in Betrieb sein. Doch der Widerstand von CSU und Freien Wählern verzögerte die Stromautobahn, über die einmal Unmengen Windstrom aus Norddeutschland in den Freistaat fließen sollen. An diesem Montag ist nahe dem früheren Atomkraftwerk Isar 2 Baubeginn.

Von Christian Sebald

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