Sozialpolitik in Bayern:"Wir wollen niemandem etwas wegnehmen"

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Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (CSU) will keine Konkurrenzdebatte. (Foto: dpa)

Arme und Kranke müssen in Bayern nicht mit Kürzungen rechnen, weil das Land derzeit so viele Asylbewerber unterbringt wie nie zuvor. Konkurrenzdebatten seien nicht angesagt, betont Sozialministerin Müller.

Von Dietrich Mittler, Nürnberg

Sozialministerin Emilia Müller ist am Mittwoch Befürchtungen entgegengetreten, angesichts der vielen Asylbewerber würden die Leistungen für alte, kranke und sozial schwache Menschen in Bayern künftig zurückgeschraubt. "Wir wollen niemanden etwas wegnehmen, um jemand anderem etwas zu geben", sagte die Ministerin bei der Eröffnung der Messe ConSozial in Nürnberg. Konkurrenzdebatten seien nicht angesagt. Zugleich stellte Müller klar, wie sich die Staatsregierung die Integration der Flüchtlinge mit Bleiberecht vorstellt. "Wir wollen kein Multikulti, sondern die Errungenschaften unserer Kultur erhalten", sagte sie.

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Bislang sei Bayerns Integrationspolitik ein Erfolgsmodell, und damit dies so bleibe, gelte die Prämisse, "dass die Menschen, die zu uns kommen, mit uns, nicht neben uns und nicht gegen uns leben wollen", betonte Müller. Dazu gehöre aber, "unsere Rechts- und Werteordnung anzuerkennen und die Grundregeln unseres Zusammenlebens zu akzeptieren". Und dazu zähle insbesondere die Gleichberechtigung von Mann und Frau.

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Ein weiterer wichtiger Schritt sei die Integration ins Arbeitsleben. Um das rasch zu ermöglichen, sei mit der bayerischen Wirtschaft vereinbart worden, bis 2019 insgesamt 60 000 Stellen für Flüchtlinge bereitzustellen. Klar bleibt laut Müller aber auch, dass Bayern weiterhin auf einer wirksamen Begrenzung der Zuwanderung beharrt.

Das Motto der ConSozial lautet "Selbstbestimmt leben, Inklusion gestalten, Soziales pflegen." Müller betonte, auch aktuell beschränke sich Sozialpolitik nicht allein auf das Thema Asyl. Die Staatsregierung verfolge entschlossen ihr Ziel, Bayern bis 2023 barrierefrei zu machen - und das nicht nur für Menschen mit Behinderung.

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© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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