Schade, dass der Schuhbeck Fonsi gerade unabkömmlich ist, denn nach dem Weihnachtsessen sind noch ein paar Fragen zu seinem Rezept "Kartoffelknödl halb und halb" geblieben. Einmal im Jahr holt der ambitionierte Familienkoch "Das neue bayrische Kochbuch" von Alfons Schubeck aus dem Regal, um seine Liebsten mit Speis und Trank zu beglücken. Auf Seite 192 (4. Auflage 1999) steht da: "Ein guter Kartoffelknödl ist in Bayern zu Schweinsbraten, Sauerbraten und Böfflamott immer noch Beilage Nummer 1."
Der Familienkoch schlägt deshalb alle Warnungen (Kartoffelknödl immer aus dem Packerl nehmen!) in den Wind und macht sich am ersten Weihnachtstag an die Zubereitung der Schuhbeckschen Kartoffelknödel. Das Rezept erscheint einfach, im Prinzip braucht man dazu nur geriebene Kartoffel. Bei Semmelknödl ist es so, dass sie fast so hart wie Kanonenkugeln sein müssen, wenn man sie ins Wasser schmeißt, weil sie sich sonst auflösen. Merke: Havariert der Testsemmelknödl, dann muss man Semmelbrösel zugeben, das lehrt das Erfahrungswissen.
Über die Konsistenz von Kartoffelknödeln schweigt sich Schuhbeck aus. Allerdings schaut die Kartoffelknödelmasse ganz anders aus als auf dem Foto: Sie ist nicht etwa goldgelb, sondern grau. Das ist ein sehr schlechtes Omen. Ein Testkartoffelknödel zerfällt im Wasser, was der Familienkoch durch Zugabe von Stärkepulver zu korrigieren versucht. Okay, das steht so nicht im Kochbuch. Aber ein Saucenbinder gehört in jede gute Küche!
Der Kartoffelknödel indes gibt sich unkooperativ, er behält zwar nun einigermaßen die Form, aber die Farbe erinnert doch sehr an Fliesenzement. Er schmeckt auch so. Eine irgendwie bittere Note hat sich eingeschlichen, gegen die man auch nicht mit Maggi anwürzen könnte. Kurzum: Die "Kartoffelknödl halb und halb" sind das Widerlichste, das der Familienkoch seit seinen Experimenten mit Graupen fabriziert hat. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als einen Notruf bei einem Landgasthof abzusetzen. Der Sohn holt dort 20 Stück für 20 Euro. Goldgelb. Weich. Kartoffelig. Wahrscheinlich aus dem Packerl. Egal, die Weihnachtskartoffelknödelkrise ist damit abgewendet.
Lieber Fonsi, Du darfst zwar in der JVA Landsberg nicht kochen, wie man hört. Aber Du könntest doch ein paar Zeilen schreiben, was da schiefgelaufen ist!